Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 25.11.2022
Nach der Umfrage der Bank of Amerika unter globalen Fondsmanagern bleibt die Skepsis über die wirtschaftlichen Aussichten im Jahr 2023 hoch. 77% der Fondmanager gehen in den kommenden 12 Monaten von einer Rezession aus. Stagflation, also stagnierende Wirtschaft bei hoher Inflation, bleibt das meistgenannte Stichwort. Gleichzeitig sinkt die Zahl derer, die eine noch höhere Inflation als aktuell erwarten. Die meisten Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Inflationsraten dann wieder sinken, da der Höhepunkt der kriegsbedingten Steigerungsraten hinter uns liegt. Vor diesem Hintergrund bleibt dennoch eine höhere Inflation das größte und meistgenannte Risiko für das kommende Jahr, gefolgt vom Krieg in der Ukraine und weiteren geopolitischen Risiken. Fehler in der Zentralbankpolitik, eine tiefe Rezession und ein großer Kreditausfall/Firmenpleite kommen erst auf den folgenden Plätzen der Risikorangliste. Dies alles führt weiterhin zu einer vorsichtigen Positionierung in den Portfolios der befragten Fondsmanager. Die Cashquote ist so hoch wie seit 2008 nicht mehr, dem Jahr, in dem die globale Finanzmarktkrise mit der Pleite der Investmentbank Lehman begann. Der Sentix, welcher die Anlegerstimmung misst, bewegt sich auf einem ähnlich tiefen Niveau (vgl. Grafik der Woche). Interessanterweise stellen Investoren aber gleichzeitig sichere Häfen wie den USDollar in Frage. Eine Rekordzahl von 72% der Befragten finden den Dollar überbewertet, das ist die höchste Zahl seit dem Technologieboom im Jahr 2000.
Was also tun? Die Situation wird noch interessanter, wenn man nur den Kreis der europäischen Fondsmanager herausnimmt. Hier ergibt sich erstaunlicherweise ein etwas optimistischeres Bild. Die Zahl derer, die die Situation in der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Europa im Gesamtjahr 2023 Jahr schlechter einstufen ist von 92% im Oktober auf nun 73% im November geschrumpft.
Gleichzeitig glauben auch die Europäer an sinkenden Inflationszahlen im kommenden Jahr wegen der aktuell sinkenden Energiepreise, sehen aber eine Veränderung bei den Bestimmungsfaktoren für die Inflation, hier stehen jetzt nicht mehr die Lieferkettenengpässe im Vordergrund, sondern eine schwächere Nachfrage wegen der grundsätzlichen hohen Energiekostenbelastung. Erstaunliche 59% europäischer Profi-Investoren sehen Chancen für europäische Aktien im kommenden Jahr, allerdings sinkt die Höhe der erwarteten positiven Bewegung in den einstelligen Bereich. Dabei werden leicht negative Erwartungen für die Gewinnentwicklung gegenüber der attraktiveren Bewertung verdrängt. Auch wird die aktuelle Rallye an den Märkten vorerst als nicht nachhaltig eingestuft. Dennoch hat die positive Marktentwicklung der letzten Wochen die Europäer etwas von der starken Skepsis befreit.
Im Ergebnis bleiben die befragten Fondsmanager hin- und hergerissen. Schubartige Marktbewegungen machen die Entscheidungen auf kurze Sicht nicht einfacher. Hinter den positiven Schüben steckt die Angst etwas zu verpassen („Fear of missing out“). Getrieben von der Erkenntnis, dass man am besten auf dem Höhepunkt einer Rezession Aktien kauft, um sich für anschließend hohe Renditen zu positionieren, wenn die Rezession endet, versuchen viele Investoren, die über hohe Cash-Beständen verfügen, die Rezession bereits zu antizipieren und früher dran zu sein als üblich. Diese Haltung wird geschürt durch einen extrem starken Konsens der Volkwirte weltweit, die in den kommenden 12 Monaten eine Rezession prognostizieren, wozu auch der an diesen Tagen erschienene „Economic Outlook“ der OECD passt. Doch die Antizipation einer Trendumkehr der Aktien bleibt ein risikoreiches Unterfangen. Die Unternehmensgewinne und Margen bleiben auf Sicht gefährdet. Es bleibt daher nur, sich schrittweise in das kommende Jahr vorzutasten und Rückschläge einzukalkulieren, bis eine Rezession tatsächlich diagnostiziert werden kann.
Die Woche voraus
In der kommenden Woche gibt es insbesondere in Deutschland und in der Eurozone neue Erkenntnisse über die Inflationsentwicklung. Die deutsche Inflationsrate wird am Dienstag im Mittelpunkt stehen, unterstützt durch die Veröffentlichung aus einigen Bundesländern. Am Mittwoch dann das Inflationsbild für die Eurozone insgesamt. Gerechnet wird mit leicht niedrigeren Zahlen als im Vormonat. Flankiert werden die Zahlen noch durch die Arbeitslosenstatistik und die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in den europäischen Kernländern und der Eurozone insgesamt. In den USA beginnt die Woche mit dem Verbrauchervertrauen und den Hypothekenanträgen. Zum Ende der Woche dann die Konsumausgaben, das verfügbare Einkommen und der wichtige Deflator, der weiteren Aufschluss über die Inflation geben sollte.
Das bange Ringen um die beste Einschätzung zur künftigen Inflationsentwicklung geht also weiter. Aktuell niedrigere Ölpreise geben jedoch Hoffnung auf eine zumindest leichte Entspannung der Lage.
Mit etwas mehr Hoffnung wünsche ich Ihnen eine frohe Adventszeit!
Thomas Tilse
Director, Head of Portfolio Strategy Private Clients
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