Greiffbar – Investments zum Anfassen vom 14.03.2025
Whatever it takes
Friedrich Merz ist ein Meister der Adaption: von den Grünen das Sondervermögen für Infrastruktur, von der SPD die Aufweichung der Schuldenbremse, von der CSU die Mütterrente, von der FDP die Gastro-Steuer, von der AfD die Migrationspolitik und von den Linken die Erhöhung des Mindestlohnes. Und jetzt das noch: von Mario Draghi das entscheidende Zitat „Whatever it takes“! Was auch immer notwendig sei wird er tun, um Deutschland wieder salonfähig zu machen. Nur der Salon im Bundestag spielt da nicht so ganz mit. Und während Mario Draghi seinerzeit mit diesem Satz den ganzen Euro gerettet hat, könnte sich der gleiche Satz bei Friedrich Merz als Rohrkrepierer herausstellen. Merz schreit in trumpesker Manier: Spend, Baby, Spend! Von notwendigen Reformen des Sozialstaates, Subventionskürzungen oder Regulierungsabbau höre ich nichts und ich befürchte, wenn erst einmal der Blankoscheck ausgestellt ist, dann gibt es auch keinen Anreiz mehr für Veränderungen. Über genau dieses Thema habe ich vortrefflich mit dem Kapitalmarktstrategen Stefan Risse bei BÖRSE TV gestritten, hier der Link zu dem lebhaften Gespräch: Schuldenbremse weg! Und nun? Kollege Risse sieht schon blühende Landschaften, ich denke mir:
There is no free lunch
Die berühmten Worte von Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman weisen uns darauf hin, dass nichts ohne Gegenleistung zu haben ist. Egal ob Zölle, Subventionen oder ein kostenloses Depot. Entweder zahlt man mit Wohlstandsverlusten, Steuererhöhungen oder einfach nur mit seinen Daten. Jede Entscheidung hat einen Preis, sogar diejenige, die man nicht trifft. Wie bei VW, denn dort hat man lange Zeit den Trend zur E-Mobilität verschlafen, dafür aber die Kreativität der Abgasmessungen perfektioniert. Die gemeldeten Unternehmenszahlen diese Woche daher wenig überraschend, aber erwartbar schlechter als im Vorjahr. Das Einzige, was wirklich zugelegt hat, ist die VolksWurst, jene Kantinencurrywurst des Autobauers, die sich seit Jahren stetiger Beliebtheit nicht nur unter der Belegschaft erfreut. Absatzrekord. Über 8,5 Mio. verkaufte Würste, und damit mehr als Autos in 2024. Wenn der Trend so weitergeht, dann ist VW bald nur noch eine Wurstfabrik mit angehängter fahrbarer Untersatzlieferung. Ist aber dann auch schon Wurst. In diesem Sinne bekommt der Satz „There is no free lunch“ vielleicht doch eine andere Bedeutung. Werfen wir einen Blick auf das lange Ende:
In the long run, we are all dead
Die Zinsen am langen Ende in Deutschland sind mit der Ankündigung der Schulden kräftig angestiegen. Mit ihnen die Rüstungsaktien, die auf der nach oben offenen Verschuldungsskala bereits massiv ihrerseits aufrüsten. Kommt die gewaltige neue Geldschöpfung, dann werden in Europe die Sachwerte weiter haussieren. Derzeit schön an Europas Aktienmärkten zu beobachten. Noch stärker wird der Goldpreis bei wieder rückkehrender Inflation davon profitieren. Und auf eine Rückkehr der Inflation sollte man sich einstellen, auch wenn diese Woche in den USA in dieser Hinsicht erstmal durchatmen angesagt war, denn mit gemeldeten 2,8 % lag man unter dem Vormonat und unter den Erwartungen. Und während sich die Boulevardmedien damit beschäftigen, ob Trump ein russischer Schläfer ist, sein Außenminister für eine Waffenruhe im ukrainischen Waffendickicht kämpft und die Preise für Hühnereier trotz sinkender Inflation in den USA durch die Decke gehen, schalten die US-Börsen in den Rezessionsmodus und korrigieren längst überfällige Bewertungsexzesse. Und schon schreien die zittrigen Hände nach Hilfe. Mein Rat: Panic is not an investment strategy! Also bleiben Sie gelassen oder um es mit den berühmten Worten von John Maynard Keynes zu sagen: „In the long run, we are all dead!“
Ihr Volker Schilling