Loys Capital Kolumne vom 06.02.2024
Knapp fünf Wochen nach Jahresende liegt ein Drittel der Unternehmensbilanzen vor. Dabei hat sich ein recht heterogenes Bild gezeigt. Einmal mehr konnten amerikanische Internet- und Softwareunternehmen sehr respektable Zahlenwerke vorlegen.
Microsoft, Alphabet, Amazon und Meta zeigten hohe Rentabilität und Wachstum. Das Thema ´Künstliche Intelligenz´ verleiht der Branche reichlich Zukunftsphantasie, wenngleich die astronomischen Erwartungen bislang noch nicht erfüllt werden konnten.
Weniger glänzend sah es im Bankensektor aus, wo etwa BNP, ING, UBS und die Deutsche Bank Einblick in ihre Zahlenwerke gestatteten. Bankmanager erwarten den Scheitelpunkt der Nettozinsmarge und richten sich perspektivisch auf geringere Nettozinsergebnisse ein. Das Jahr 2023 war zudem von gedämpften Handelsaktivitäten gekennzeichnet. Obendrein entwickelten sich die Geschäfte mit Unternehmensübernahmen recht schleppend. Eine Ausnahme macht diesbezüglich Japan, wo Marktführer Nomura Holdings und auch Daiwa Securities überzeugende Zahlen vorlegten. Die Mentalitätswende Japans macht sich hier bemerkbar und dürfte sich auch 2024 fortsetzen.
Sehr gemischt fielen die Zahlen im Luxusgütersegment aus. Während Kering und Burberry von schleppenden Geschäften berichteten, konnte Platzhirsch LVMH und der französische Primus Hermès nebst Richemont aus der Schweiz überzeugende Bilanzen vorlegen.
Erwartungsgemäß mau sah es bislang im Chemiesektor aus. Die Schwerindustrie leidet nach wie vor unter den strukturellen Verwerfungen der Energiewende. Exemplarisch für diese Situation ist das größte Chemieunternehmen der Welt: BASF. Die Ludwigshafener haben den Markt auf anhaltend schwierige Geschäfte vorbereitet. Immerhin ist es zuletzt gelungen, einen Ausstiegsplan aus der Öltochter Wintershall vorzulegen.
Auch in den Sektoren Papier, Dünger, Stahl, Automobil und Maschinenbau liefen die Geschäfte eher schlecht. Dabei spielen im Einzelnen unterschiedliche Gründe eine Rolle. Die schwierigeren Bedingungen in China werden dabei mitunter ebenfalls als Gründe genannt. Aber auch die anhaltende Inflation und erneute Lieferkettenprobleme spielen eine Rolle. Hinzu kommen die Dauerthemen Bürokratie und Überregulierung. Der Fachkräftemangel tut sein Übriges.
Für das Jahr 2024 zeigen sich die Unternehmen bestenfalls verhalten optimistisch. Immerhin sind die Unternehmensführungen nicht müßig, sondern stellen die Weichen bisweilen neu, um den veränderten Umfelderfordernissen künftig effektiver zu begegnen. Mit großen politischen Durchbrüchen bei den genannten Problemthemen wird dabei durchweg nicht gerechnet. Die Unternehmen müssen sich selber helfen.
Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns
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