Aktienquote erhöhen
Die US-Wahl wirft ihre Schatten voraus. Die erste TV-Konfrontation deutet darauf hin, dass die kommenden Wochen kein Höhepunkt der niveauvollen Auseinandersetzung werden dürften. Aber solches kann man wohl von keinem Wahlkampf der Welt erwarten. Für die Finanzmärkte ist es wichtiger, ob es am Wahlabend oder wenigstens innerhalb von wenigen Tagen nach der Wahl einen anerkannten Sieger geben wird. Hier gibt es beträchtliche Zweifel. Auch das Gezerre um zusätzliche Fiskalspritzen in den USA trägt nicht unbedingt zu einer positiven Stimmung am Markt bei. Überbewerten sollte man diese politischen Einflüsse aber nicht, insbesondere was den mittelfristigen Ausblick betrifft. Die Wahl wird vorübergehen und früher oder später werden die USA einen Präsidenten und ein Fiskalpaket haben. Eine erhöhte Volatilität ist in den nächsten Wochen trotzdem zu erwarten.
Andererseits gibt auch positive Einflussfaktoren. Zunächst ist die Weltwirtschaft auf Erholungspfad, auch wenn der eine oder andere Indikator vorübergehend schwächelt. Die Unternehmensgewinne haben ihre Talsohle durchschritten und werden im nächsten Jahr zweistellig wachsen. Und am Anleihenmarkt sind die Renditen vieler Segmente, wie etwa Euro-Staatsanleihen, wieder zu ihren Tiefständen zurückgekehrt und damit unattraktiver
geworden. Es gilt nun eine Positionierung für eine mittelfristig positiv erwartete Marktphase einzugehen. Dies wird eingeleitet, indem die Aktienquote
um einen Schritt auf neutral erhöht wird. Die Marktkorrektur der letzten Wochen bietet eine gute Gelegenheit hierfür. Weitere Schritte sind geplant, am besten im Zuge von Rücksetzern, die in den nächsten Wochen durchaus noch wahrscheinlich sind.
Rentenmärkte: Wie festgenagelt
Zuletzt war erstaunlich wenig Bewegung zu sehen: nicht am gesamten Rentenmarkt, aber bei den Staatsanleihe-Renditen der globalen Benchmarken aus den USA und der Eurozone. Und: Stillstand nicht nur bei kurzen Laufzeiten, das wäre durch die Notenbankpolitik leicht zu erklären, sondern auch bei den längeren Laufzeiten. Trotz wieder gestiegener Aktien-Volatilität blieb es an den Rentenmärkten ruhig: keine „Flucht“ etwa aus dem High-Yield-Segment in die sicheren Häfen der Staatsanleihen. Die Renditeaufschläge der High Yields weiteten sich zuletzt zwar leicht aus, ebenso wie die der Emerging-Market-Anleihen (Hartwährung). Die
Investorenstimmung hat sich jedoch bereits seit längerem ins Positive gedreht, die Politik der global führenden Notenbanken hat hier großen Einfluss. Etwas mehr Bewegung lösten Währungsentwicklungen aus. Im September profitierten US-Titel vom leicht gestiegenen Dollar, hingegen drückten die schwächeren Emerging-Market-Währungen weiter auf die Local-Bond-Performance.
Aktien: Die erwartete Korrektur
Sei Monaten wurde von einer wohl bevorstehenden Korrektur an den erstaunlich festen Aktienmärkten gesprochen. Ende August riss nun die Aktienrally, die seit Ende März fast friktionsfrei anhielt, ab. Vor allem die fulminanten Anstiege im Technologie-Sektor - der NASDAQ-Index verzeichente Ende August ein Plus von rund 40 % sei Jahresbeginn - waren für eine Korrektur prädestiniert.
Eine regionale Betrachtung zeigt drei Blöcke: China und Asien haben die Krise soweit gut überstanden, hingegen liegen Lateinamerika und Osteuropa mit Russland deutlich im Minus, so auch der ATX. Dazwischen die global bedeutenden Märkte der USA und Europas mit 0 bis minus 10 % seit Jahresbeginn. Weiter sind alle Blicke auf den Markt der USA gerichtet, wo der Präsidentschaftswahlkampf in die finale Phase kommt. Dazu kommen anstehende neue Fiskalpakete und eine weiter lockere Geldpolitik, allesamt unterstützend für den Aktienmarkt. Aber: ein Allzeithoch am Aktienmarkt und das gleichzeitige Hoch der Covid-19-Infektionsfälle lassen sich längerfristig schwer vereinen.
Rohstoffe und Währungen: Die Erholung macht Pause
Wie an den Aktienmärkten, ist auch bei den Rohstoffen im September eine Korrekturphase eingetreten. Der Edelmetall-Index, der noch im Juli einen Jahreshöchststand erreichte, musste nun ein Drittel seiner Jahresgewinne wieder abgegeben. Nicht nur Gold, auch das viel volatilere Silber trugen dazu bei. Wesentlich stabiler hingegen die konjunktursensibleren Industriemetalle, die sich langsam wieder der Null-Linie nähern, aber im September ebenfalls einen kleinen Rückschlag hinnehmen mussten. Die Schwächephase bei den Energiepreisen setzte sich fort, wir befinden uns seit April/Mai lediglich in einer Seitwärtsbewegung auf niedrigem Niveau. Pause machte am Devisenmarkt auch der Anstieg des Euro, der ja 2020 nicht nur gegen den US-Dollar, sondern auch gegen alle Weltwährungen zulegen konnte. Auch hier bremste sich der Aufschwung ein, der Euro musste im September rund 2 % nachgeben. Die weitaus größeren Schwankungen sehen wir bei den Emerging-Market-Währungen, etwa aus Russland, Lateinamerika und der Türkei.
Globale Konjunktur: Gebremst, aber generell gut
Die Konjunkturindikatoren sind generell gut, aber zuletzt etwas abgebremst. Insgesamt hat sich das Ausmaß an positiven Überraschungen bei den Daten – zusammengefasst im populären Economic Surprise Index – zuletzt wie erwartet etwas reduziert, wenn- gleich die Erwartungen mehrheitlich noch immer übertroffen werden. Besonders positiv fallen die Daten zum US-Immobilienmarkt aus, was einerseits auf die sehr günstigen Finanzierungskosten, aber andererseits wohl auf den ungebrochenen amerikanischen Grundoptimismus zurückzuführen ist, handelt es sich doch um beachtliche Investitionsentscheidungen in einem unsicheren ökonomischen Umfeld. Auch das bereits merklich eingetrübte allgemeine Konsumentenvertrauen konnte sich jüngst wieder etwas erholen. Sowohl bei den Makrodaten wie auch bei den Unternehmensgewinnen sollte das zweite Quartal den Tiefpunkt dargestellt und ab dem dritten Quartal eine sukzessive Verbesserung eingesetzt haben.
Geld-/Kapitalmarkt: Forderung an Fiskalpolitik
Die Covid-19-Infektionszahlen dürften in den kommenden Monaten weiter ansteigen. Regionale Lockdowns, Reisewarnungen etc. könnten für einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung nachteilige Effekte haben. Auch die US-Wahl selbst bzw. die Ereignisse danach bergen das Potenzial von Turbulenzen. Die globalen Notenbanken signalisieren im Grunde keine weiteren Ausbaustufen ihrer umfangreichen geldpolitischen Stimuluspakete. Die Geldpolitik alleine wird auch nicht genügen, daher fordern die Notenbanken sowohl in den USA als auch in Europa weitere – und massive – Fiskalimpulse. In den USA verhandelt der Kongress ein solches Paket, es dürfte aber vor der US-Wahl noch nicht beschlossen werden. In Europa steht das Fiskalpaket „Europäischer Aufbauplan“
der EU an. Von der EZB wird gegen Jahresende eine Neupositionierung zu den Anleihen-Ankaufprogrammen erwartet, das betrifft insbesondere das mögliche Auslaufen des Notfallprogramms (PEPP) bzw. die Fortführung und Erweiterung der bestehenden Programme.
Staats- und Unternehmensanleihen: Niveaus vor der Krise
Staatsanleihen der europäischen Perioherie, insbesondere Italien und Spanien, waren und bleiben attraktiv. Deren Risikoprämien sind zuletzt weiter gesunken und befinden sich nun auf Niveaus von Februar 2020. Das weitere Abwärtspotenzial ist definitiv gesunken. Bei positiven Renditen bleiben Anleihen der Peripherie relativ zu Staatsanleihen Kerneuropas dennoch attraktiv, selbst wenn Peripherie-Spreads in etwa auf den aktuellen Niveaus
verharren. Dementsprechend finden sie im Rahmen unserer Asset Allocation eine positive Berücksichtigung, ebenso wie Euro-Unternehmensanleihen (Investment Grade). Wir übergewichten diese Anleihekategorie gegenüber europäischen Staatsanleihen. Die Übergewichtung von US-Dollar-High-Yield-Unternehmensanleihen gegenüber globalen Staatsanleihen nehmen wir indes zurück, da wir die Anleihen Allocation nach der sehr guten Entwicklung seit Ende des ersten Quartals
2020 vorerst etwas konservativer gestalten möchten. Das führt auch wieder zu einem Übergewicht an globalen und US-Staatsanleihen.
Aktien USA und Europa: Heißer Herbst?
An den internationalen Aktienmärkten kam es in den letzten Wochen zu einer leichten Konsolidierung. Die umfangreichen Fiskalpakete und geldpolitischen Maßnahmen stellen weiterhin einen wichtigen Unterstützungsfaktor dar. Zuletzt ist die negative Gewinnrevisionsdynamik deutlich abflacht bzw. teilweise überwiegen
sogar positive Revisionen. Nach einer Abkühlung der übertrieben positiven Stimmung (inklusive Verbesserung der Fundamentaldaten) haben wir unsere bisherige Aktienuntergewichtung geschlossen. Der Herbst ist grundsätzlich die Jahreszeit, in der die Volatilität an den Börsen im Durchschnitt höher liegt als in den restlichen Monaten. In Jahren, in denen in den USA Präsidentschaftswahlen stattfinden, ist dieser Effekt noch erheblich stärker ausgeprägt und das heurige Jahr dürfte da keine Ausnahme bilden. In Phasen erhöhter Unsicherheit gelten die US-Börsen als „Safe-Heaven-Aktienmärkte“, die sich in einem solchen Umfeld traditionell besser halten können.
Emerging Markets: Asien überraschend gut erholt
In Anbetracht der Unwägbarkeiten der politischen Entwicklung vor der US-Präsidentschaftswahl Anfang November und der zuletzt stärker angestiegenen Covid-19 Infektionsraten, könnten die Anleihemärkte von einer abermaligen gedämpften globalen Handelsaktivität stark negativ getroffen werden. Nachdem wir Emerging-Market-Hartwährungsanleihen über Monate hinweg gegenüber europäischen Staatsanleihen – erfolgreich – übergewichtet hatten, schließen wir diese Position. Ein ambivalentes Bild an den Aktienmärkten: Mittlerweile kann zweifellos festgestellt werden, dass die Region, die am nächsten an der Normalität ist, im Herzen der Emerging Markets liegt – Asien! Insbesondere China lässt kaum mehr Einschränkungen der wirtschaftlichen Leistungen durch Corona erkennen. Das lässt sich auch an der Gewinnentwicklung der asiatischen Unternehmen ablesen, die sich sehr gut darstellt. Diametral anders hingegen die Lage in (teilweise rohstofflastigen) Regionen wie Lateinamerika und Osteuropa (Russland)!
Taktische Asset-Allocation Oktober
Die Taktische Asset Allocation steuert marktorientierte Mischfonds wie die Raiffeisen-Strategiefonds auf kurze bis mittlere Sicht. Die Positionierungen des
Fondsmanagements können sich von anderen Kapitalmarktanalysen (z. B. Raiffeisen RESEARCH) unterscheiden.
Aktuelle Aktiengewichtung in Strategiefonds
- Konjunktur: Economic Surprise Indizes (abgeschwächt) positiv, zuletzt überraschen insbesondere Emerging Markets; US-Immobilienmarkt mit beachtlicher Dynamik; PMIs im Dienstleistungssektor trüben sich in Europa wieder etwas ein
- Unternehmensdaten: Negatives Gewinnmomentum dürfte in Q2 Tiefpunkt durchschritten haben; Revisionen für Q3 & Q4 bzw. Gesamtjahr 2020 zuletzt relativ stabil bei positivem Gewinnmomentum ab Q3 2020 und in Hinblick auf 2021
- Marktstimmung: Anlegerstimmung hat sich zuletzt merklich abgekühlt; Aktuell wieder Umfeld mit erhöhter Risikoaversion; Technische Konsolidierung/Korrektur wie erwartet
- Spezialthemen: Politische Risiken: US-Stimulus und -Wahlkampf, Konflikte mit China, Brexit; Steigende Covid-19-Infektionen vs. Hoffnung auf Impfung in absehbarer Zeit; Liquiditätsmaßnahmen der Notenbanken & Fiskalpakete der Regierungen
- Positionierung: Aktien wieder neutral gewichtet; Innerhalb der Aktien USA wieder übergewichtet, Europa und Emerging Markets (leicht) untergewichtet; Anleihen: Unternehmensanleihen weiter übergewichtet, US- und globale Staatsanleihen nun neutral, Euro untergewichtet
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