Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 29.07.2022
Wirtschaftlicher Optimismus scheint gerade auszusterben. In den USA ist der Konsumklimaindex der University of Michigan auf den niedrigsten Stand seit dem Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1952 gefallen. Und im Euroraum war die Verbraucherstimmung abgesehen von der Pandemie seit der Einführung des Index im Jahr 1985 noch nie so trübe wie heute. Ebenfalls in dieser Woche schrieb der IWF, wir könnten bald am Rand einer weltweiten Rezession stehen.
Wie können die Anleger mit diesem schwierigen Umfeld umgehen? Die Herausforderungen sind klar: Die Inflation läuft heiß, weshalb die Zentralbanken ihre Leitzinsen anheben müssen. Die Geldpolitik wird also weiter gestrafft. Allerdings lässt sich nur schwer sagen, wie umfangreich die Maßnahmen ausfallen müssen, damit die Inflation dauerhaft sinkt. Dementsprechend könnten Leitzinsanhebungen der Zentralbanken absichtlich oder unabsichtlich eine Rezession auslösen.
Ob es so kommt, ist aber keineswegs sicher. Mit Blick auf die USA kann man durchaus die Frage stellen, wie wahrscheinlich massenhafte Unternehmenskonkurse sind – schließlich ist die coronabedingte Rezession, in der bereits viele besonders gefährdete Unternehmen geschlossen haben, gerade mal zwei Jahre her. Und die Verbraucher beklagen sich zwar lautstark über die hohen Preise – aber sie geben nach wie vor Geld aus. Die finanzielle Lage der privaten Haushalte ist nach wie vor recht gut. Und die Unternehmen stellen weiterhin ein.
Letztendlich gehören Rezessionen zum Konjunkturzyklus einfach dazu. Dass sie eintreten, ist klar – nur der Zeitpunkt ist ungewiss. Wenn sich also alle einig sind, dass ein anscheinend unvermeidliches Ereignis irgendwann passiert, geht es in der Analyse vor allem um die Frage, in welchen Punkten der Konsens richtig liegt und in welchen nicht.
Die Woche voraus
In der kommenden Woche ist der Kalender mit Daten vollgepackt, die uns mehr Informationen über den Zustand der Weltwirtschaft zum Ende des zweiten und zum Beginn des dritten Quartals 2022 geben. Am Montag geht es in Asien los, wo der Markit-/CaixinEinkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China voraussichtlich den stärksten Anstieg seit über drei Jahren aufweisen wird. In den USA ist mit dem genauen Gegenteil zu rechnen: Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe wird wahrscheinlich so schwach ansteigen wie seit Juni 2020 nicht mehr. Auf der anderen Seite des Atlantiks könnte der Krieg zwischen Russland und der Ukraine zum ersten Mal seit 17 Monaten zu höheren Arbeitslosenzahlen im Euroraum geführt haben.
Auch am Dienstag und Mittwoch wird der Euroraum im Mittelpunkt stehen. Die Produzentenpreisinflation könnte im Juni bei 36,7% gegenüber dem Vorjahr gelegen haben, und die Einzelhandelsumsätze könnten um 0,4% schrumpfen. In den USA richtet sich die Aufmerksamkeit auf die JOLTSZahlen. Die Zahl der freien Stellen könnte von einem Beinahe-Rekordstand von 11,25 Millionen im Mai leicht auf geschätzt 11 Millionen im Juni gesunken sein.
Am Donnerstag stehen Daten aus Japan und Großbritannien an. In Japan dürften die realen (inflationsbereinigten) Ausgaben der privaten Haushalte nach einer dreimonatigen Kontraktion im Juni wieder um 2,1% gegenüber dem Vormonat angestiegen sein. Sie könnten damit so günstig ausfallen wie seit Jahresbeginn nicht mehr. In Großbritannien wird die Bank of England (BoE) ihren Leitzins wohl zum sechsten Mal in sieben Monaten anheben. Zum Monatsbeginn schrieb die Bank, die Aussichten für die Wirtschaft hätten sich deutlich eingetrübt. Es fällt ihr nach wie vor schwer, die höchsten Inflationsraten seit Margaret Thatchers Amtszeit (1982) einzudämmen.
Die Woche geht am Freitag mit einem Paukenschlag zu Ende: den US-Beschäftigungszahlen. Der Konsens rechnet mit einer leichten Entspannung am historisch angespannten Arbeitsmarkt. Außerhalb des Agrarsektors könnten im Juli immer noch beachtliche 255.000 Stellen geschaffen worden sein; im Juni lag die Zahl bei 372.000. Die Arbeitslosenquote dürfte bei 3,6%, also auf dem tiefsten Stand seit Generationen, verharren. Und die durchschnittlichen Stundenlöhne dürften erneut deutlich um 0,3% gegenüber dem Vormonat zulegen.
Technische Daten
Den jüngsten Anlegerumfragen zufolge ist die Stimmung extrem pessimistisch. Die Zahl der Optimisten liegt nahe den Tiefständen in Rezessionen, die Allokationen in Aktien und Anleihen sind gesunken, und die Liquiditätsbestände sind gestiegen. Die angespannten Lieferketten, die Rohstoffpreisentwicklung, die Arbeitsmarktsituation und die Volatilität am Immobilienmarkt sind sämtlich ungünstig für die Inflationsaussichten. Einige Anleger scheinen die kurzfristige Preisentwicklung jedoch außer Acht zu lassen und sich auf Rezessionsrisiken und einen möglichen Schwenk der Zentralbanken hin zu einer lockereren Politik zu konzentrieren, der vielleicht im Jahr 2023 eintreten könnte.
Dies dämpft die Renditen von Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten; die Renditen von 10-jährigen US-Staatsanleihen (Treasuries) sind von knapp 3,5% im Juni auf zuletzt 2,8 – 3,0% zurückgegangen. Wenn sie unter den technischen Schwellenwert von 2,70% fallen, könnten sie noch weiter sinken.
Bleiben Sie optimistisch!
Greg Meier
Director, Senior Economist, Global Economics & Strategy
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