Teflon-Börse
Zu den wesentlichen Kennzeichen der gegenwärtigen Jahrhunderthausse an der Börse gehört die Robustheit der Kursentwicklungen trotz krisenhafter Wirtschaftsentwicklungen in der Welt. Man könnte sagen, es handele sich um Teflon-Börsen, denn negative Meldungen perlen weitgehend folgenlos an ihr ab. Ob Griechenland-Rettung, Migrationskrise, Trump-Präsidentschaft, Corona-Pandemie oder das aktuelle Afghanistan-Fiasko, auch schwere politische und ökonomische Einschnitte führen nur kurz zu Kursrückgängen, um dann alsbald wieder in den Vorwärtsgang hochzuschalten.
Man wird nicht umhinkommen, den Notenbanken eine zentrale Rolle bei dieser Börsenentwicklung zuzuschreiben. Tatsächlich spricht man in den USA bereits seit mehreren Jahrzehnten vom sogenannten Greenspan-Put, der nach dem schillernden ehemaligen Notenbankpräsidenten der USA benannt ist. Dabei handelt es sich um eine Redewendung für die nicht kodifizierte Versicherung der amerikanischen Notenbank, immer dann am Zinsmarkt einzugreifen, wenn Ungemach in der Wirtschaft und an den Börsen auftritt. Jedenfalls geschah genau dies in den letzten zwei Jahrzehnten. Ob nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 oder inmitten der Subprime-Krise; die Fed steht Gewehr bei Fuß, um den Börsenzug nicht allzu sehr entgleisen zu lassen. Dabei wissen die Zentralbanker sehr wohl um die Rückkopplungseffekte, die von fallenden Aktienkursen auf die Wirtschaft ausgehen können, zumal in den USA.
Freilich bewirken die Nullzinspolitiken ihrerseits wesentliche Vermögenseffekte. Zwar haben Anleihe-Investoren jahrelang durch steigende Kurse von den staatlich initiierten Zinssenkungen profitiert. Angesichts der weggeschmolzenen Kupons ist jedoch die tatsächliche Rendite vieler Anleihen seit Längerem real negativ. Demgegenüber profitieren Aktieninvestoren fortgesetzt durch die Ebbe im Zinsbereich. Nicht nur ist der Hauptwettbewerber zur Aktienanlage entfallen, auch die Unternehmen profitieren durch bessere Finanzergebnisse und einem zinsbedingt gestiegenen Zeitwert künftiger Unternehmensgewinne. Lediglich die Pensionsverpflichtungen der
Unternehmen sehen höher aus durch die geringeren Abzinsungsraten.
Leider gehört Deutschland zu jenen Ländern, in denen die Bevölkerung nicht besonders stark von dieser Entwicklung profitiert. Aktienanlagen besitzen in Deutschland nach wie vor nicht die Bedeutung, die man angesichts der Größe der hiesigen Volkswirtschaft erwarten dürfte. Die Bildung in Kapitalmarktfragen ist gering und hinzu kommt, dass verworrene Ansichten über die Moralität der Gewinnerzielung einen klaren ökonomischen Blick verhindern. Ferner verstehen deutsche Politiker wenig von den Vorteilen großer und tiefer Finanzmärkte. Es spricht Bände, dass der Wirtschaftsminister vor kurzer Zeit in einem Interview mit der Berliner Zeitung damit kokettierte, keine Aktien aber ein Sparbuch und eine bescheidene Immobilie zu besitzen. Recht ähnlich ließ sich der Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland vor gut einem Jahr vernehmen, als er seine Aversion gegenüber Aktien und seine Präferenz für ein Sparbuch zum Besten gab.
Die LOYS AG wirbt seit ihrer Etablierung am Jahresende 2004 unablässig für die Beteiligung der Bürger an der Wertschöpfung der Weltwirtschaft. Das Instrument dazu heißt Aktienfonds und die hohen Wertzuwächse aller unserer Fonds seither bestätigen unseren Gründungsbefund. Wir können nicht erkennen, dass sich an dieser grundsätzlichen Einschätzung in den nächsten zehn Jahren viel ändern wird. Derweil betrachten wir das Gebaren des Staates und seiner Notenbanken überwiegend als Risikofaktor, den wir sorgsam im Auge behalten müssen.
Ihre
Fondsmanager und Mitinvestoren
Dr. Christoph Bruns & Ufuk Boydak
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