Monatsbericht Loys AG - November 2020

Verschobene Grundkoordinaten

Blickt  man auf die vergangenen fünfzehn Jahre, dann kommt man an dem Urteil nicht vorbei, dass sich die Grundkoordinaten des Wirtschaftslebens deutlich verschoben ha­ben. Dabei ist die wichtigste Entwicklung die Abschaffung positiver Habenzinsen. Wel­che langfristigen Auswirkungen diese Entwicklung besitzt,  lässt sich heute noch gar nicht abschätzen.

Ohne irgendeinen Zweifel führt aber die Dauernullzinspolitik zu enormen Schuldenausweitungen. Die unangefochtene Leitnation der westlichen Welt, die Vereinig­ten Staaten von Amerika, geben, wie nicht anders zu erwarten war, den Trend vor. Der Staatshaushalt ist ramponiert, die ehemalige Fi­nanzarchitektur zerrüttet und die Aussichten finster. Ungeachtet dessen vergeben die Kreditbe­wertungsagenturen Höchstnoten
für die USA.

ln Europa, wo alles traditionell etwas kleiner ausfällt als in Ame­rika, obwaltet die gleiche Ent­wicklung. Und der Ruf nach Staatsgeld wird ständig vernehm­licher. Angesichts der ungünsti­gen demographischen Entwick­lung sind die Wachstumsaussichten strukturell mager. In der Politik wird alles unternommen, diese unvorteilhaften Trends auf außerordentliche Ereignisse zu schieben, wie es allgemein und universell üblich ist. Das ändert aber nichts an dem unvermeidlichen Befund anstehender Wohlstandsverluste. Zur gleichen Zeit ist der Staat Gewinner dieser Tendenz, denn sein Wachstum und seine Rolle als umverteilender gütiger Vater erfährt eine deutliche Stärkung. Eine steigende Zahl von Bürgern gerät in staatliche Abhängigkeit, sei es als Kurzarbeitergeldbezieher, Wohngeldbezieher, Rentenbezieher, Kindergeldempfänger etc. Durch Steigerung der Abgaben- und Steuerlast wird sich die Lücke zwischen beschlossenen Staatsausgaben und Staatseinnahmen nicht mehr schließen lassen. Die  notwendi­gen Gelder müssen durch giganti­sche Neuverschuldung, die ihrer­seits zu einem  wachsenden Teil von der Notenbank EZB mit ge­drucktem Geld aufgekauft wird, beschafft  werden. Eine Abwärts­spirale ist entstanden, aus der es kaum ein Entrinnen mehr gibt.

Was aber soll der Einzelne tun, der um die beschriebene Ent­wicklung weiß und sein Erspartes produktiv veranlagt gesehen möchte? Die Antwort lautet grob gesprochen: Sachwerte! Inner­halb dieser Kategorie unterschei­ den sich die verschiedenen  Anla­geformen wie z.B. Immobilien, Edelmetalle, Kunst und Aktien sehr erheblich. Vor allem im Hin­blick auf Transparenz, Handelbar­keit und Übertragungskosten sind die Unterschiede immens. Unge­achtet dieser Differenzen müssen Renditeaussichten und Risiken kritisch abgewogen werden. Selbstverständlich spielt dabei die Betrachtung von Wert und Preis eine zentrale Rolle, auch wenn man angesichts der Kursentwick­lungen bei Internet-Aktien meinen könnte, dieser Zusammenhang sei inzwischen außer Kraft ge­setzt. Bei einer solchen Abwä­gung fällt aktuell auf, dass viele Aktien heute eher günstig sind, während wenige aber prominente Titel überteuert erscheinen. Daher wird in den kommenden Monaten wichtig sein, überbeliebte Aktien zu meiden, unterbewertete Papiere aufzusammeln und im Übrigen den Faktor Zeit ggf. durch Aussitzen zum eigenen Vorteil zu nutzen.

Ihre
Fondsmanager und Mitinvestoren
Dr. Christoph Bruns Ufuk Boydak
 


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Ausgabe 09/20