Inflation ante portas
Klug beraten waren die Notenbanken, indem sie seit Monaten mit Gelassenheit suggerieren, ein deutliches Anziehen der Inflationsrate werde zukünftig akzeptiert und nicht bekämpft werden.
Damit entgehen die Zentralbanker präventiv dem unweigerlich entstehenden öffentlichen Druck, der bei der Vermeldung deutlich angezogener Inflationsraten (März 1,7% in Deutschland!) auf sie einprasseln würde. Außerdem verabreichen Sie dem Finanzmarkt, an dessen gelindem Gepräge ihnen gelegen ist, erste Beruhigungspillen.
Was aber ist eigentlich Inflation: Gemeint ist der Anstieg des allgemeinen Preisniveaus in einer Volkswirtschaft. Man kann sich unter Geldentwertung das Phänomen vorstellen, dass ein Bürger etwa in diesem Jahr weniger von den Gütern und Dienstleistungen kaufen kann als er dies im Vorjahr noch mit dem gleichen Eurobetrag konnte. Sogleich sieht man, dass `Geldwertstabilität´ ein sinnvolles anzustrebendes Ziel der Wirtschaftspolitik sein sollte.
Bis 2008 marschierten die großen Notenbanken der Welt einigermaßen geschlossen hinter dem Panier der Geldwertstabilität drein, wiewohl sie es so genau damit auch nicht immer nahmen. Seither, ausgelöst durch die große Finanzkrise, hat es eine Inversion dieser Marschrichtung gegeben. Heute ist es unausgesprochenes Ziel der Notenbanken, Geldentwertung zu erzeugen, was sich u.a. in Nullzinspolitiken, beispiellosen Anleihekaufprogrammen und einer grandiosen Ausweitung der Geldmenge manifestiert. Schließlich liegt in der Inflation auch der einzig praktikable Weg, die Staatsverschuldungen real abzubauen. Denn es darf wohl als gesicherte Erkenntnis gewertet werden, dass Staaten nicht sparen können, und zwar völlig unabhängig von der jeweiligen politischen Couleur. Auch in der Bundesrepublik kannte die jährliche Staatsverschuldung ungeachtet der schwarzen Nullen in den vergangenen Jahrzehnte nur einen Weg: nach oben!
Insofern ist die Vorgehensweise der Zentralbanken nachvollziehbar und entspricht ihrer neuen Rolle als Krisenbekämpfer- und Staatsfinanzierer. Von Unabhängigkeit der Notenbanken zu sprechen kommt ernst zu nehmenden Beobachtern schon lange nicht mehr in den Sinn. Eine in diesem Zusammenhang zunehmend bedeutsame Frage muss ebenfalls gestellt werden: Soll die Inflation noch durch staatliche Stellen gemessen werden, oder sind die staatlichen Institutionen mittlerweile zu befangen, um die Entwicklung der Inflation wahrheitsgemäß zu berichten? Der Boom bei alternativen Währungen (Stichwort Kryptowährungen) deutet ein steigendes Misstrauen gegenüber staatlicher Währungs- und Inflationssteuerung an.
Wie sieht es aber für den Anleger aus? Kann er der steigenden Geldentwertung ebenso gelassen entgegenblicken wie es die staatlichen Institutionen öffentlich zur Schau stellen? Leider haben Kapitalanleger nicht den Luxus, allgemeine Anhebungen des Preisniveaus als temporäre und lässliche Bagatellen abzutun.
Vielmehr ist jeder einzelne Bürger, der am Wirtschaftsleben teilnimmt, der Geldentwertung mehr oder weniger stark ausgesetzt. John Maynard Keynes hatte bereits vor ca. einhundert Jahren darauf hingewiesen, dass Inflation dem Staat erlaube, einen Teil des Vermögens seiner Bürger ganz unbeobachtet, heimlich und legal zu konfiszieren. Der nicht minder bedeutsame amerikanische Ökonom Milton Friedman verglich Inflation weiland mit einer zusätzlichen Steuer, die den Bürgern auferlegt werde.
Für die Kapitalanleger legt ein Aufblühen der Geldentwertung die Abkehr von Nominalwerten nahe. Der seit Monaten zu beobachtende Trend zu Sachwerten dürfte sich weiter beschleunigen, desto sichtbarer die Inflation ihr hässliches Haupt nach oben reckt. Die Aktienmärkte und mit ihnen die LOYS Fonds dürften weiterhin zu den Profiteuren dieser Entwicklung zählen.
Ihre
Fondsmanager und Mitinvestoren
Dr. Christoph Bruns und Ufuk Boydak
Chicago, Frankfurt a.M. am 31.03.2021
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