„Meine Philosophie“

Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 19.07.2024

Jeder hat so seine Anlagephilosophie. Manche lieben die technische Marktanalyse, andere bevorzugen das fundamentale Research. Und damit haben wir erst an der Oberfläche gekratzt. Da wären noch aktives versus passives Investieren, konzentrierte versus diversifizierte Ansätze, Wachstum versus Value, Multi Asset oder thematisches Investieren, ImpactInvesting, Dividenden-Investing, marktgegenläufiges Investieren und so weiter und so fort.

Jede dieser Anlagephilosophien hat ihre Meriten, und welche von ihnen die beste ist, werden wir heute sicherlich nicht mehr klären. Nur so viel: Da die Berichtssaison für das zweite Quartal 2024 begonnen hat, konzentrieren wir uns in dieser Woche auf die Fundamentaldaten. Warum? Weil der Aktienkurs nach landläufiger Auffassung entscheidend von der Rentabilität des jeweiligen Unternehmens abhängt – und zwar der aktuellen ebenso wie der künftigen.

Wie sieht es damit derzeit aus? In den USA scheinen die Unternehmen des S&P 500 im zweiten Quartal 2024 wohl gute Gewinne erzielt zu haben. Die Handvoll Unternehmen, die bisher ihre Daten veröffentlicht haben, weisen einen Gewinnanstieg von über 9% gegenüber dem Vorjahr aus. Dies ist der kräftigste Zuwachs seit dem ersten Quartal 2022, und er könnte sogar noch deutlicher ausfallen, wenn die tatsächlichen Daten weiterhin über den Erwartungen der Analysten liegen.

Was ganz wichtig ist: Das Gewinnwachstum im S&P 500 könnte nicht mehr nur von einigen großen Technologiekonzernen (den sogenannten „Magnificent Seven“) getragen werden. Angaben von FactSet zufolge dürften die aggregierten Gewinne der übrigen 493 Unternehmen im zweiten Quartal 2024 zum ersten Mal seit über einem Jahr wieder ansteigen, und zwar um 6%.

In Europa sind die Gewinnerwartungen moderater. LSEG Research geht davon aus, dass die Gewinne im Stoxx 600 im zweiten Quartal 2024 wohl um 1,4% angestiegen sind. Für die zweite Jahreshälfte sind die Erwartungen optimistischer: Analysten rechnen derzeit für den Stoxx 600 mit einem Gewinnwachstum von 5% im Gesamtjahr 2024, wobei Finanzunternehmen am besten abschneiden sollten.

Die Woche voraus

In dieser Woche wird sich die Aufmerksamkeit vor allem auf das Klein-Klein der zugrundeliegenden Unternehmensgewinne richten. Aber makroökonomische Daten verdienen ebenfalls Aufmerksamkeit, denn zum Wochenende hin stehen einige wichtige Daten an.

Am Montag werden zwar bemerkenswerte Daten veröffentlicht, die aber vielleicht nicht ausreichen, um die Märkte zu bewegen. Unter anderem stehen die Einzelhandelsumsätze in Deutschland, der Kreditzinssatz in China und der National Activity Index der Chicago Federal Reserve an.

Am Dienstag wird es etwas spannender; dann erhalten wir den Konsumklimaindex für den Euroraum, die US-Altbauverkäufe und die Verbraucherpreisinflation in Singapur.

Am Mittwoch geht es dann richtig los: In Deutschland wird der GfK-Index für das Verbrauchervertrauen veröffentlicht, in den USA die Neubauverkäufe, und die Bank of Canada trifft eine Zinsentscheidung. Außerdem stehen noch die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor in Frankreich, Deutschland, dem Euroraum, Japan, Großbritannien und den USA an.

Am Donnerstag wird es noch einmal interessanter. In Deutschland wird der ifo-Geschäftsklimaindex im Rampenlicht stehen, der im Mai und Juni jeweils gesunken ist, nachdem er zuvor drei Monate in Folge angestiegen war. Und in den USA gibt es aktuelle Zahlen zu den Auftragseingängen für dauerhafte Gebrauchsgüter, Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung und die erste Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal 2024.

Anleger, die einer Schönwetterphilosophie anhängen, hoffen vielleicht auf einen sanften Ausklang einer sommerlichen Arbeitswoche – aber nein: Am Freitag stehen noch einmal jede Menge wichtige Daten an. In Japan wird die Verbraucherinflation für den Raum Tokio veröffentlicht, die häufig ein guter Frühindikator für die Gesamtwirtschaft ist und der Bank of Japan wichtige Signale geben wird. In Europa werden die Anleger die Einzelhandelsumsätze in Spanien sowie das Verbrauchervertrauen in Frankreich und Italien im Blick haben. Und auf der anderen Seite des großen Wassers wird die Kernrate des PCE (Personal Consumption Expenditure) für Juni veröffentlicht. Dies ist der wichtigste Preisindex für die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), denn er stützt sich sowohl auf Verbraucherals auch Produzentenpreisdaten. Wir wissen bereits, dass die Inflation im Juni wohl nahe dem Zielwert lag.

Der Fed-Vorsitzende Jay Powell hat bereits signalisiert, dass die Inflationsverlangsamung für eine Rückkehr der Inflation zum Zielwert spricht. Das dürfte wohl eine gute Nachricht sein – ganz egal, welcher Anlagephilosophie Sie anhängen.

Greg
Director, Senior Economist, Global Economics and Strategy
 

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