LFDE News vom 15.05.2024
Die Währungsunion hat Ende 2023 fünf Quartale stagnierenden Wachstums durchgemacht und sich in einer engen Bandbreite von nur -0,1 bis +0,1 % bewegt. Doch die vorläufigen Zahlen für das erste Quartal 2024 lassen Licht am Ende des Tunnels erkennen. Mit einem Wachstum von +0,3 % von Januar bis März zeichnet sich ein Ende der Stagnation ab. Dafür sprechen immer mehr Gründe.
Seit Januar ist der Citigroup Surprise Index für die Eurozone wieder in den positiven Bereich geklettert, was darauf hindeutet, dass die Konsenserwartungen der Ökonomen angesichts der tatsächlich erhobenen Daten zu pessimistisch sind. Die Lage ist umso vorteilhafter, als sich jenseits des Atlantiks seit einigen Wochen genau das Gegenteil abspielt. Die US-Daten enttäuschen kontinuierlich die Erwartungen.
Gute Nachrichten in Sachen Inflation und Arbeitslosigkeit
In Sachen Inflation sind die Ergebnisse des Surprise Index ebenso vielversprechend. In der Eurozone ist die Inflation schwächer als erwartet, während sie sich in den USA unerwartet hartnäckig zeigte und die Ökonomen auf dem falschen Fuß erwischte. Dies gibt der Europäischen Zentralbank (EZB) freie Hand bei der Lockerung ihrer Geldpolitik und sie hat eine erste Zinssenkung im Juni in Aussicht gestellt. Die US-Notenbank (Fed) hat hingegen auf ihrer jüngsten Sitzung am Staus quo festgehalten und nicht die Tür für eine baldige Zinssenkung geöffnet. Sollte die EZB vor der Fed eine Zinssenkung einleiten, wäre das eine Premiere.
So paradox das auch erscheinen mag, liegt die Arbeitslosigkeit in der gesamten Eurozone trotz der beispiellosen Straffung der Geldpolitik und des kraftlosen Wachstums weiterhin auf einem historisch niedrigen Niveau, während die jüngsten Zahlen der USA Sorgen bereiten. Dort ist die Arbeitslosenquote über ein Jahr um 0,5 % gestiegen. Sie ist zwar in den USA niedriger als in der Eurozone, aber ein sich verschlechternder Arbeitsmarkt ist ein Vorzeichen für schwindendes Vertrauen und nachlassenden Konsum. Diese unterschiedlichen Entwicklungen lassen sich im Wesentlichen mit der geringeren Flexibilität des europäischen Arbeitsmarkts erklären, was für eine stärkere Glättung von Trends sorgt als andernorts. Dies ist von Vorteil bei einem Abschwung, aber von Nachteil, wenn es bergauf geht.
Exportabhängiges Europa profitiert, sobald Weltwirtschaft anzieht
Letztendlich könnte das stark exportabhängige Europa von einem Anziehen des Welthandels profitieren. OECD, IWF und WTO gehen von einer deutlichen Erholung des globalen Handels in den Jahren 2024 und 2025 aus sowie von einem positiven Beitrag für die Eurozone, der im vergangenen Jahr negativ war.
Im Juni dieses Jahres sind die europäischen Bürger zum Urnengang aufgerufen, um erneut ihre Abgeordneten in Straßburg zu wählen. Laut Umfragen ist mit einem starken Rechtsruck zu rechnen, was aber kaum für eine abrupte Kehrtwende in der EU-Politik reichen dürfte. In den USA könnte der nach wie vor äußerst ungewisse Ausgang der Wahlen hingegen durchaus einen radikalen Kurswechsel bedeuten, wenn Donald Trump wiedergewählt werden sollte.
Nach langer Zeit ziehen die Wolken in der Wirtschaft der Eurozone allmählich ab und es herrscht wieder mehr Zuversicht. Diese positive Stimmung macht sich auch unter den Analysten breit, die ihre Erwartungen bezüglich der Unternehmensergebnisse nunmehr stärker nach oben korrigieren. All das sind gute Nachrichten, die Aktien der Eurozone wieder ins rechte Licht rücken könnten.
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