„M E G A“

Allianz Global Investors

Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 28.02.2025

Deutschland hat gewählt. Wenn auch noch Unsicherheiten bzgl. einer Wahlanfechtung durch das BSW bestehen, so zeichnet sich eine Koalition aus CDU/CSU und SPD ab.

Die Koalitionsverhandlungen dürften schwierig werden. Die Verteilungsspielräume sind gering, während gleichzeitig die Verteidigungsausgaben und die Infrastrukturinvestitionen der Anhebung bedürfen. Dazu die hoch defizitäre gesetzliche Rente, deren – sollten Reformen ausbleiben – Finanzlöcher aufgrund der demographischen Entwicklung noch weiter anschwellen sollten.

Der Streit der neuen Koalitionspartner dürfte vor allem entlang der Konfliktlinien Migration, Sozialpolitik, Steuern und Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung verlaufen.

Vor diesem Hintergrund erscheint es am wahrscheinlichsten, dass ein Teil der Verteilungskonflikte mittels einer Lockerung der Schuldenbremse „gelöst“ wird. Auch nicht ganz einfach, denn die Opposition aus Rechts- und Linksaußen verfügt über eine Sperrminorität im Bundestag.

Die Partei „Die Linke“ hat zwar Zustimmungsbereitschaft signalisiert, will aber keine Erhöhung der Verteidigungsausgaben.

Auch ökonomische Reformen dürften zu erwarten sein, wobei deren Umfang von den Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen abhängen. Die Herausforderungen sind groß. Bei der Wachstumsschwäche in Deutschland handelt es sich nicht um eine konjunkturelle, sondern um eine strukturelle Schwäche, wie u.a. das Hinterherhinken bei der Entwicklung des Pro-Kopf-Einkommens zeigt. Es geht um ein „M E G A“ der Form „Make the Economy Great Again”1 (bring’ die deutsche Wirtschaft aus der Rezession und wieder zum Laufen).

Die Kapitalmärkte scheinen derweil Europa insgesamt, nicht nur dem deutschen Aktienmarkt, Vorschusslorbeeren erteilt zu haben. Auch am Tag nach der Wahl konnte sich der deutsche Aktienmarkt von seinen europäischen Nachbarn absetzen. Jetzt muss sich zeigen, ob dieser Schwung weiter Nahrung erhält. Dazu kommen immer wieder Unabwägbarkeiten aus der Geopolitik.

Die relative Outperformance des deutschen, wie auch des breiten europäischen Aktienmarktes, der jüngeren Zeit dürfte auf unterschiedliche Motivationen zurückgehen. Die, im Vergleich zum US-Markt, niedrigen Bewertungen erscheinen einladend; die starke Dominanz US-amerikanischer Titel in den Welt-Benchmarks, die sich dann auch noch weiter auf wenige Titel konzentriert; die Aussicht auf Zinssenkungen, die im Euroraum beherzter vorgenommen werden dürften als in den USA, und jetzt die Hoffnung auf einen ökonomischen Aufschwung der größten Volkswirtschaft des alten Kontinent – dies alles könnte dem deutschen, respektive europäischen Aktienmarkt positive Impulse verleihen.

„M E G A“ also noch einmal anders: „Make Europe Great Again“ – mache Europa im Portfolio wieder „groß“ (oder zumindest größer), denn dort war es bei internationalen Anlegern über längere Zeiträume vernachlässigt worden.

Die Woche voraus

In der kommenden Woche geht es jetzt vor allem um folgende Datenpunkte: Am Montag steht der Reigen von Einkaufsmanagerindizes für China, die Eurozone und die USA an.

Hervorstechen sollte hier der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe der USA, der seit Oktober letzten Jahres eine bemerkenswerte Aufholentwicklung zeigt, was auch die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) zu einer weniger lockeren Geldpolitik motivieren dürfte. Interessant wird auch, inwieweit der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland eine Verbesserung in Vorwegnahme einer neuen Regierung aufweist. Zuletzt war der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland marginal gestiegen, wobei die aktuelle Lageeinschätzung weiter sank, während sich die Erwartungskomponente verbesserte. Am Mittwoch steht der S&P Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe des Vereinigten Königreichs an. Donnerstag und Freitag werden die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung und die Arbeitslosenrate für die USA veröffentlicht.

Während in Europa das Hauptaugenmerk auf den Folgen der Wahl in Deutschland liegen sollte, scheinen die ökonomischen Indikatoren kaum geeignet zu sein, das vorherrschende Stimmungsbild groß zu verändern.

Technisch betrachtet, ist das Bild allerdings nicht ganz so einfach. Die Relative-Stärke-Indizes zeigen für den STOXX 50 und den DAX ein überkauftes Bild an, was nach dem Lauf der letzten Tage nicht sonderlich überrascht.

„M E G A“ für die Wirtschaft wünscht,

Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research

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