Loys Capital Kolumne vom 29.01.2019

Zwei Jahre Präsident Trump

Vor gut zwei Jahren wurde Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Seine Wahl stellt eine Zeitenwende dar. Wenn der Satz wahr ist, dass entweder die Geschichte die Staatsmänner macht oder aber die Staatsmänner die Geschichte machen, dann zählt Trump in die zweite Katego­rie.

Verträge,  Abmachungen und Bündnisse respektiert Trump nicht. Sein  Verhältnis zu Recht und Gesetz ist dubios. Noch grotesker steht es um Wahrheitsliebe und Redlichkeit. Von anderen Staatsmännern, zumal von ver­bündeten Staaten, hält er wenig. Seine Präferenz liegt auf erfolgrei­chen Geschäftsleuten. Gerne lässt er sie das auch wissen, denn er ist streitlustig. Seine be­vorzugten rhetorischen Mittel sind die Beleidigung und die Dro­hung. Seine Methodik ist von Er­pressungen kaum zu unterschei­den. Von Multilateralität hält er nichts, und weiblichen  Vertrete­rinnen teilt er gerne öffentlich mit, was er von deren Äußerem hält. Wer ihm widerspricht darf gesichert damit rechnen, kurze Zeit später per gezwitscherter Kurznachricht als dumm, hässlich oder faul beschimpft zu werden. Kombinationen aus diesen drei Varianten sind ebenfalls gängig.

Das Ganze besitzt eine äußerst komische Seite. Für die Medien­industrie ist Donald Trump ein reiner Glücksfall, denn der cholerische  Präsident findet sich täglich in deren Fokus. Und die wähIenden Bürger der USA können nicht behaupten, nicht gewusst zu haben, wer sich dort für  das Präsidentenamt bewarb. An Warnungen aus dem  ln- und Ausland hatte es wahrlich nicht gefehlt. Am spannendsten war wohl der Hinweis der Vereinigung amerika­nischer Psychiater, die frühzeitig darauf hinwiesen, dass Trump verhaltensgestört und für ein öffentliches Amt ungeeignet sei.

Trumps wiedersprüchliche Entscheidungen

Inhaltlich fällt der Präsident durch geringe Sachkenntnisse und schlechte  Personalentscheidungen auf. Von seinen Manieren muss nicht gesondert gespro­chen werden. Diplomatie ist ihm völlig fremd. Die enorme Fluktua­tion innerhalb des Weißen Hau­ses sucht ihresgleichen in der amerikanischen Geschichte. Und doch hat er durchaus nicht in al­lem Unrecht, was er angeht. Neh­men wir etwa China. Trump hat bemerkt und ausgesprochen, dass China kein fairer Spieler auf dem Gebiet der Marktwirtschaft ist. Es wird aber Trumps Geheimnis bleiben, warum er dem gegen China gerichteten pazifischen Freihandelsabkommen TPP nicht beigetreten ist.

Ähnlich  widersprüchlich ist seine Haltung zum transatlantischen Freihandel. Wäre Trump an  der Abschaffung von Zöllen zum Bei­spiel auf Autos interessiert gewe­sen, dann hätte er TTIP nur unterschreiben brauchen und sein Ziel wäre erreicht gewesen. An seiner kategorischen Weigerung wurde aber  deutlich, dass Trump  in keinster Weise gewillt  ist, Geset­ze, Vorschläge oder Verträge sei­nes Amtsvorgängers Obama als vorteilhaft für die USA anzuerken­nen. Tatsächlich gehört es zu Trumps Programm, alles, was Obama  auf  den Weg gebracht hat, zu annihilieren. Am  klarsten tritt dieser Zug in der Umweltpoli­tik zutage. Dort meint Trump, in Verkennung der ökonomischen Realitäten, die guten alten Zeiten der Kohleindustrie wiederbeleben zu können. Bestenfalls dient er damit einer kleinen Minderheit ehemaliger und derzeitiger Mitar­beiter der Minengesellschaften. Überhaupt hat sich Trump in der Industriepolitik vergaloppiert. Weil die US-Wirtschaft nämlich über­wiegend aus Dienstleistungsge­werken besteht (mehr als 80 Pro­zent
der gesamten Wirtschafts­leistung) mutet es anachronis­tisch an, mit Verve überall Han­delsstreitigkeiten anzuzetteln.

Trotz verquerer Sichtweisen - Wiederwahl  möglich

Am schönsten sieht man den Un­sinn bei seiner Beurteilung des Brexit. Als großer Brexit-Fan ist Trump völlig entgangen, dass sehr bedeutsame amerikanische Servicebranchen (Finanzen, Juris­prudenz, Steuern, Unternehmens­beratung, Accounting, Wirt­schaftsprüfung etc.)  den europäi­schen Markt durch eine starke Präsenz in Großbritannien bear­beiten.

Durchaus richtig ist übrigens Trumps Instinkt bezüglich dem mittleren Osten. Wohl ahnend, dass die amerikanischen Aben­teuer in Afghanistan, Irak und Sy­rien ein Debakel sind, will er nun diesem Spuk ein Ende bereiten. So richtig diese Absicht auch sein mag,  strategisch und diploma­tisch ist das Ganze gegenüber den Partnern (Israel, Nato, Deutschland, etc.) ein Fiasko und ungefähr so unklug, wie der Im­pulsiv-Ausstieg  aus der Atomkraft durch Bundeskanzlerin Merkel. Für Lacher hat auch der Aktionis­mus  Trumps  gegenüber  Nordko­rea gesorgt. ln eitler Verdrehung der dortigen Realitäten (China hält den Schlüssel zu Kim Jung Un in der Hand) schockierte der US­ Präsident die langjährigen Verbün­deten Japan und Südkorea mit seinem frivolen PR-Stunt in Singa­pur. Sein bananenrepublikani­scher Regierungsstillstand sorgte überdies zuletzt für   weltweites Kopfschütteln.

Aber in zwei Jahren hat Trump durchaus Chancen, als Präsident wiedergewählt zu werden. Denn der dann 75-jährige ist ein erfolg­reicher Wahlkämpfer und große Teile des weißen amerikanischen Prekariats nebst den vielen Stiefelleckern in der republikani­schen Partei bilden eine loyale Basis für den Präsidenten. Freilich bleibt allentscheidend,  
wie sich in den USA die Wirtschaft bis dahin entwickelt.

Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns


RECHTLICHER HINWEIS

© LOYS AG 2019  - All Rights Reserved