Zwei Jahre Präsident Trump
Vor gut zwei Jahren wurde Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Seine Wahl stellt eine Zeitenwende dar. Wenn der Satz wahr ist, dass entweder die Geschichte die Staatsmänner macht oder aber die Staatsmänner die Geschichte machen, dann zählt Trump in die zweite Kategorie.
Verträge, Abmachungen und Bündnisse respektiert Trump nicht. Sein Verhältnis zu Recht und Gesetz ist dubios. Noch grotesker steht es um Wahrheitsliebe und Redlichkeit. Von anderen Staatsmännern, zumal von verbündeten Staaten, hält er wenig. Seine Präferenz liegt auf erfolgreichen Geschäftsleuten. Gerne lässt er sie das auch wissen, denn er ist streitlustig. Seine bevorzugten rhetorischen Mittel sind die Beleidigung und die Drohung. Seine Methodik ist von Erpressungen kaum zu unterscheiden. Von Multilateralität hält er nichts, und weiblichen Vertreterinnen teilt er gerne öffentlich mit, was er von deren Äußerem hält. Wer ihm widerspricht darf gesichert damit rechnen, kurze Zeit später per gezwitscherter Kurznachricht als dumm, hässlich oder faul beschimpft zu werden. Kombinationen aus diesen drei Varianten sind ebenfalls gängig.
Das Ganze besitzt eine äußerst komische Seite. Für die Medienindustrie ist Donald Trump ein reiner Glücksfall, denn der cholerische Präsident findet sich täglich in deren Fokus. Und die wähIenden Bürger der USA können nicht behaupten, nicht gewusst zu haben, wer sich dort für das Präsidentenamt bewarb. An Warnungen aus dem ln- und Ausland hatte es wahrlich nicht gefehlt. Am spannendsten war wohl der Hinweis der Vereinigung amerikanischer Psychiater, die frühzeitig darauf hinwiesen, dass Trump verhaltensgestört und für ein öffentliches Amt ungeeignet sei.
Trumps wiedersprüchliche Entscheidungen
Inhaltlich fällt der Präsident durch geringe Sachkenntnisse und schlechte Personalentscheidungen auf. Von seinen Manieren muss nicht gesondert gesprochen werden. Diplomatie ist ihm völlig fremd. Die enorme Fluktuation innerhalb des Weißen Hauses sucht ihresgleichen in der amerikanischen Geschichte. Und doch hat er durchaus nicht in allem Unrecht, was er angeht. Nehmen wir etwa China. Trump hat bemerkt und ausgesprochen, dass China kein fairer Spieler auf dem Gebiet der Marktwirtschaft ist. Es wird aber Trumps Geheimnis bleiben, warum er dem gegen China gerichteten pazifischen Freihandelsabkommen TPP nicht beigetreten ist.
Ähnlich widersprüchlich ist seine Haltung zum transatlantischen Freihandel. Wäre Trump an der Abschaffung von Zöllen zum Beispiel auf Autos interessiert gewesen, dann hätte er TTIP nur unterschreiben brauchen und sein Ziel wäre erreicht gewesen. An seiner kategorischen Weigerung wurde aber deutlich, dass Trump in keinster Weise gewillt ist, Gesetze, Vorschläge oder Verträge seines Amtsvorgängers Obama als vorteilhaft für die USA anzuerkennen. Tatsächlich gehört es zu Trumps Programm, alles, was Obama auf den Weg gebracht hat, zu annihilieren. Am klarsten tritt dieser Zug in der Umweltpolitik zutage. Dort meint Trump, in Verkennung der ökonomischen Realitäten, die guten alten Zeiten der Kohleindustrie wiederbeleben zu können. Bestenfalls dient er damit einer kleinen Minderheit ehemaliger und derzeitiger Mitarbeiter der Minengesellschaften. Überhaupt hat sich Trump in der Industriepolitik vergaloppiert. Weil die US-Wirtschaft nämlich überwiegend aus Dienstleistungsgewerken besteht (mehr als 80 Prozent
der gesamten Wirtschaftsleistung) mutet es anachronistisch an, mit Verve überall Handelsstreitigkeiten anzuzetteln.
Trotz verquerer Sichtweisen - Wiederwahl möglich
Am schönsten sieht man den Unsinn bei seiner Beurteilung des Brexit. Als großer Brexit-Fan ist Trump völlig entgangen, dass sehr bedeutsame amerikanische Servicebranchen (Finanzen, Jurisprudenz, Steuern, Unternehmensberatung, Accounting, Wirtschaftsprüfung etc.) den europäischen Markt durch eine starke Präsenz in Großbritannien bearbeiten.
Durchaus richtig ist übrigens Trumps Instinkt bezüglich dem mittleren Osten. Wohl ahnend, dass die amerikanischen Abenteuer in Afghanistan, Irak und Syrien ein Debakel sind, will er nun diesem Spuk ein Ende bereiten. So richtig diese Absicht auch sein mag, strategisch und diplomatisch ist das Ganze gegenüber den Partnern (Israel, Nato, Deutschland, etc.) ein Fiasko und ungefähr so unklug, wie der Impulsiv-Ausstieg aus der Atomkraft durch Bundeskanzlerin Merkel. Für Lacher hat auch der Aktionismus Trumps gegenüber Nordkorea gesorgt. ln eitler Verdrehung der dortigen Realitäten (China hält den Schlüssel zu Kim Jung Un in der Hand) schockierte der US Präsident die langjährigen Verbündeten Japan und Südkorea mit seinem frivolen PR-Stunt in Singapur. Sein bananenrepublikanischer Regierungsstillstand sorgte überdies zuletzt für weltweites Kopfschütteln.
Aber in zwei Jahren hat Trump durchaus Chancen, als Präsident wiedergewählt zu werden. Denn der dann 75-jährige ist ein erfolgreicher Wahlkämpfer und große Teile des weißen amerikanischen Prekariats nebst den vielen Stiefelleckern in der republikanischen Partei bilden eine loyale Basis für den Präsidenten. Freilich bleibt allentscheidend,
wie sich in den USA die Wirtschaft bis dahin entwickelt.
Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns
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