Loys Capital Kolumne vom 25.08.2020

Gold-Hausse

Das Edelmetall Gold (ebenso wie sein zu wenig beachteter Bruder Silber) steht auf der Sonnenseite der Krisengewinner. Glänzend sind die Zukunftsaussichten, denn der einstige Feind des Goldes, der Zins, wurde grosso modo von den Notenbanken gänzlich abgeschafft. Die Nullzinspolitik der Zentralbanken, die seit der Subprimekrise 2007 ff. in Gang gekommen ist, entzieht dem Gold sein Hauptmanko: Null Ertrag.

Sodann kann der Vorteil des Goldes als Währung seinen Pluspunkt ausspielen, der darin besteht, nicht so beliebig vermehrbar und in der Verfügungsgewalt des Staates zu sein, wie Fiat-Geld bzw. Papierwährungen. Entsprechend ist der Anstieg des Goldpreises durchaus als Misstrauensvotum gegenüber den etablierten Währungen zu verstehen.

Zwar bemühen sich die Anbieter von Goldprodukten emsig, ihre Pretiosen etwas zu strecken, etwa durch die Verwertpapierlichung von Goldanlagen oder eine Hinterlegung mit physischem Gold von weniger als 100%, aber gegenüber der ungeheuren Geldvermehrung durch die Notenbanken ist das nur ein Klacks. Über die zusätzlichen praktischen Nachteile des Goldes als Währung (teure Aufbewahrungskosten, Unhandlichkeit als Zahlungsmittel, hohe Übertragungskosten, etc.) mag man getrost hinwegsehen.

Besondere Beliebtheit genießt das gelbe Metall in Deutschland, wo mehr als 5% der weltweiten Goldmenge privat gehortet wird. Manche Kenner meinen, die Hyperinflation aus den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts habe den Deutschen ihre Vorliebe für Gold in deren DNA eingebrannt. Gewiss darf man aber sagen, dass ihnen die Aktien-DNA fehlt, wiewohl es immerhin Hinweise darauf gibt, dass nicht wenige Mitbürger den Kurssturz der Corona Pandemie aus dem Frühjahr genutzt haben, um Aktiendepots zu eröffnen.

Im Grunde ist die Bundesrepublik aber ein Land der Zinsanleger und seine Staatsanleihen sind nicht zuletzt auch international en vogue. Denken wir dabei etwa an die jüngst aufgelegte zehnjährige Bundesanleihe, die im Juni bepreist wurde und einen Kupon von Null trägt. Mittlerweile notiert dies Staatspapier mit 105,25 EUR deutlich über Pari, woran sich seine Beliebtheit unzweifelhaft ablesen lässt. Während aber solche Anlagen früher als reine Spekulation angesichts fehlender Cash Flows und langer Duration bezeichnet wurden, hat sich in den letzten Jahren und Monaten die Weisheit durchgesetzt, dass Anlagen die im Kurs steigen, nachgerade als sog. ´sichere Häfen´ angesehen werden können. Der Ahnvater vernunftbasierten Investierens – Benjamin Graham – sprach ehedem zynisch von einem Investment als Spekulation, die erfolgreich verlaufen sei. Aber das ist lange her. Heute dominieren Momentum und relative Stärke nebst einem ´überzeugenden´ Narrativ die Anlageentscheidungen.

Immerhin möchte man als Staatsbürger der Bundesbank empfehlen, jetzt ihre Goldbestände vorsichtig zu veräußern und mit den Erlösen kupontragende deutsche Staatsanleihen zu kaufen, um die Zinsbelastung des Bundeshaushaltes weiter abzuschmelzen. Was nämlich den Apples und Microsofts bei deren enormen Aktienrückkaufprogrammen recht ist, dass sollte der Bundesbank billig sein. Wenn dann die Zinslast für den Bund bei null gelandet ist, lässt sich das Verschuldungsrad noch viel kräftiger drehen. Mit den beschlossenen Eurobonds ist man auf diesem Gebiet bereits gut unterwegs. Dann fehlt nur noch Inflation, um reale Entschuldung voran zu treiben. Aber auch hier besteht Hoffnung, denn die EZB hat es sich ja explizit zum Ziel gesetzt die gewünschte Inflation herbeizuführen. Davon dürfte dann wiederum Gold profitieren.


Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns


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