Loys Capital Kolumne vom 23.10.2018

Gewinnwarnungen häufen sich

Ob HeidelbergCement, Hawesko, Talanx oder Daimler: Die Zahl der Gewinn­ warnungen nimmt zu und deutet auf strukturelle Verschlechterungen der Un­ternehmensprofitabilität hin.

Dieser Befund gilt nicht nur für Unternehmen aus Deutschland, sondern weltweit. Neben unternehmensspezifischen beziehungsweise branchenbeschränk­ten Gründen argumentieren die Vorstände überwiegend mit stei­ genden Kosten für Personal, Ma­terial  und Energie.  Auch  der  heiße trockene Sommer muss zur Begründung herhalten. ln den Vereinigten Staaten und den oh­nehin kriselnden Schwellenlän­dern fallen zudem steigende Zin­ sen ins Gewicht.

Die Industrie schwächelt

Sehr auffällig ist die Häufung schlechter Nachrichten und schwacher Börsenkurse im ln­dustriesektor. Besonders auch deutsche Vorzeigebranchen wie Automobil, Chemie und Maschi­ nenbauberichten von zunehmen­dem Gegenwind  an den Märkten. Es ist kein Zufall, dass die genannten Branchen  besonders stark in den Welthandel eingebunden sind.

An den  Börsenkursen  der Unternehmen dieser Sektoren lässt sich  der  genannte  Befund  leicht ablesen. BMW und Daimler sind nach ihren jeweiligen  Gewinnwar­ nungen deutlich in die Knie ge­gangen. Mindestens so stark ab­ wärts ging es im Automobii­ Zulieferer-Segment, wo  Elring­Klinger, Polytec, Georg Fischer, Continental oder Norma Group herbe Kursverluste verzeichnen mussten.

Chemie und Maschinenbau sind ebenfalls angeschlagen

Wenig besser sieht es in der Che- miebranche aus. Der Branchen­ primus BASF notiert weit  entfernt von   alten   Höchstkursen. Aber auch Lanxess, Covestro und Evo­ nik mussten  Federn  lassen. 
Und in der Paradebranche Maschinen­bau kam es unter anderem bei Kranes, GEA und Dürr zu emp­ findlichen Rücksetzern.

Ein ähnliches  Bild  zeichnet  sich bei  ausländischen  Anbietern  aus den genannten Sektoren ab. Während    General   Motors    und Ford  bereits  seit  längerem   dar­ ben, geriet  selbst  die überbelieb­te Tesla-Aktie in den Abwärtssog. Auch die Söhne Nippans bleiben von der Talfahrt im Autosegment nicht verschont: Honda  Motors und Nissan Motors mussten ein Drittel ihres Kursniveaus preisge­ben und auch der Marktführer Toyota Motors steht unter Abga­bedruck. Gleiches gilt für Fiat Chrysler und Renault, während Peugeot etwas gelinder von der Börse behandelt wurde.

Und auch im Chemiesektor sieht es fern der deutschen Grenzen nicht unbedingt rosiger aus. Dow­ DuPont  wurde  zuletzt  kräftig  gerupft ebenso wie Huntsman, Eastman Chemical   
und die in Deutschland noch gut bekannte Ex-Höchst Tochter Celanese. Die zuletzt deutlich angestiegenen Energie- und Erdgaskosten ge­ mahnten Anleger hier zur Vor­sicht. Für europäische Chemiker gilt das  Nämliche, wie ein Blick auf den Kursverlauf von AkzoNo­ bel, Arkema und DSM offenbart.

Auch im Maschinenbau tun es ausländische Wettbewerber ihren deutschen  Konkurrenten  gleich. Die Kurseinbrüche bei DMG Mari oder  Meyer  Burger  aus  der Schweiz können als symptoma­ tisch für die Branche angesehen werden.

Negative Gewinnentwicklung sollte  ein Warnzeichen sein

Ein Cocktail aus steigenden  Kosten, zunehmenden Handelshemmnissen, tendenziell leicht steigenden Zinsen und politischer Planungsinstabilität nebst makro­ ökonomischer Unbill belastet
of­fenbar vor allem industrielle Sek­toren. Demgegenüber scheint sich das Dienstleistungssegment einigermaßen achtbar zu schla­gen,  wie  die  Zahlen  von  PayPal oder Netflix  zum  Beispiel  andeu­ten. Hier mag auch der Grund da­ für liegen, dass US-amerikanische Aktien im bisherigen Jahresver­lauf besser punkten konnten.

Während  aber  Zinsanlagen  nach wie vor keine sinnvolle Alternati­ve für deutsche  Anleger darsteilen, müssen die Sorgen um die Gewinnentwicklung der Unternehmen als Warnzeichen betrach­tet werden. Die Traumkonstellation aus niedrigen Zinsen, steigen­den Unternehmensgewinnen und günstigen  Bewertungen, wie sie nach der großen Finanzkrise be­standen hat, bekommt nun erste Kratzer. Von den drei genannten Faktoren ist nach meiner Erfah­rung die Gewinnentwicklung die Wichtigste. Immerhin sind die Bewertungen in den genannten Sektoren wenig anspruchsvoll.


Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns


© LOYS AG 2018  - All Rights Reserved