Loys Capital Kolumne vom 23.04.2019

Millionär Friedrich Merz

Mit  einer  Portion  Faszination  verkündeten die  Medien  vor Wochenfrist  dass der von den Mitgliedern der CDU in einer Stichwahl  zum Vorstandsvorsitz  ver­schmähte  Friedrich Merz Millionär  sei. Es lohnt sich nicht, darüber zu räsonie­ren, ob derartige  Meldungen wichtig sind. Bemerkenswerter ist eher, dass es sich um eine positive Meldung handelt, und diese haben es im Medienrummel bekanntlich nicht immer einfach gegenüber den vielen negativen Meldungen.

Die Bürger der Bundesrepublik werden es begrüßen, dass Herr Merz angesichts seiner Einkommens- und Vermögens­situation keine Sozialstaatsleis­tungen benötigt.   Besonders für die Steuerzahler dieses Landes ist das sehr erfreulich und wenn es nur solche Leute wie Herrn Merz gäbe, dann benötigte man in
Deutschland überhaupt keinen Sozialstaat und die hohe Abgabenlast könnte spürbar niedriger lie­gen.

Aufschlussreich und  weiter­führend  wäre es allerdings gewesen, von den Medien die Gründe  für  den  jüngsten  Ver­mögenszuwachs im Hause Merz analysiert zu bekommen. Denn daraus könnte nahezu die gesamte  Bevölkerung der Bundesrepublik lernen. Wie nämlich den Berichten zu ent­nehmen war, besitzt Friedrich Merz Aktien an einem schweizerischen lndustrieunterneh­men. Und diese Aktien sind wertvoll. Spannend  daran  ist nun  aber,  dass hier offenbar Wohlstand durch Unterneh­mensbeteiligung sprich Aktien­ besitz entstanden ist. Zwar ist hinlänglich bekannt, dass ein Anleger langfristig nichts Bes­seres mit seinen Spargroschen tun kann, als diese in der Wirt­schaft arbeiten zu lassen. Aber in  Deutschland tut man sich mit dieser hinreichend beleg­ten Wahrheit reichlich schwer.

Um  dies  zu sehen muss man nur die jährlichen Berichte zum Geldvermögen in Deutschland zur Hand nehmen, die von der Deutschen Bundesbank er­stellt werden. Regelmäßig lässt sich den Statistiken entnehmen, dass die deutschen Geldvermögensbesitzer zins­basierten Anlageformen den eindeutigen Vorzug vor Eigen­kapitalanlagen - sprich Aktien
- geben.

Immerhin können nun viele Bürger am Beispiel von Fried­ rich Merz bestaunen, dass ak­tienbasierter Wohlstand höchst real ist. Und im Fall von Herrn Merz ist überdies be­merkenswert, dass dieser während seiner Bewerbungsvorstellungen zum CDU­-Vorsitz ein klares Bekenntnis zur Beteiligung der Bevölke­rung an der Wirtschaft durch Aktienbesitz abgelegt hat. Sol­che richtigen Auffassungen sind in der heutigen deutschen Politik hochgradig selten. Sie stünden einem Wirtschaftsmi­nister gut an, aber wir wissen ja bereits, dass von dort dies­bezüglich nichts zu erwarten ist. Anstatt endlich der Vermö­gensbildung der eigenen Be­völkerung durch Förderung ei­ner Aktienkultur den Weg zu bereiten,  vergaloppiert man sich lieber mit nationalen Champions in der Industriepoli­tik nach französischem Vorbild.

Eine Ironie der ganzen Sache liegt überdies noch darin, dass viele Beobachter meinen, die öffentlich geäußerte positive Haltung des Friedrich Merz zu Aktienanlagen hätte ihn den CDU-Vorstandsvorsitz  gekos­tet.

Gleichviel, der Strom kommt aus der Steckdose und die Rente zunehmend aus dem Steuertopf. Wo sie erwirt­schaftet wird, dürfte einer großen Anzahl unser Volksvertre­ter unbekannt sein. Ich zweifle an, dass der Respekt und das Ansehen von Friedrich Merz in der Bevölkerung angesichts seiner erfreulichen Vermö­gensentwicklung ansteigen werden.

Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns


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