Loys Capital Kolumne vom 18.06.2019

Aktien- statt Klimafonds

Man  ist es nicht  gewohnt, dass sich die deutsche  Politik und schon gar nicht die Grünen für Fonds einsetzen.  So könnte man lakonisch die Forderung der abgebrochenen Theologiestudentin Katrin Göring  Eckhardt  kommentieren,  ei­nen "Kiimafonds" in Höhe von "mindestens 100 Milliarden Euro"  ins Leben zu rufen.  Da diese  Frau aber Fraktionsvorsitzende der  mittlerweile zweitgrößten Partei Deutschlands  ist, muss  man die Sache ernst nehmen.

Ganz ohne Zweifel  ist es der besondere Ehrgeiz unserer politischen Eliten, die Weit mit deutscher Klimaideologie zu beglücken. Auf anderen Gebieten sind die Ambitionen weniger stark  ausgeprägt. So schreibt etwa der Vorstands­vorsitzende des Mobilfunkun­ternehmens 1 &1 Rolf Dom­mermuth in der gleichen Aus­gabe der Online-FAZ, dass je­dermann merke, wie Deutsch­land bei den neuen Technologien nach hinten durchgereicht werde.

Noch  ernüchternder sieht es auf dem Feld der Wahl­standsentwicklung aus. Aller­dings sind hier die Fakten be­reits geschaffen und belegt; es würde Jahrzehnte dauern, um den Anschluss an die führen­ den Nationen herzustellen. Ori­entiert man sich an der Geld­vermögensentwicklung der Bevölkerung,  dann  zeigt  sich, dass bei einer Medianbetrach- tung  Deutschland  nicht  mehr zu den 20 wohlhabendsten Ländern gehört. ln unerreichbarer Ferne liegt in dieser Hinsceht der Wohlstandsspitzenreiter  und  Nachbar,  die Schweiz, deren Bevölkerung in der Breite ein beachtliches Vermögensniveau aufweist.

Ausweislich  des Credit  Suisse Global  Wealth   Report   2018, weist Deutschland für das Jahr 2017 einen Vermögensmedi­anwert von  35.169 US-Dollar pro Einwohner auf. Der Ver­gleichswert für die Schweiz liegt bei 183.339 US-Dollar und in Großbritannien beträgt er 97.169  US-Dollar. Interessant ist auch der Wert für die USA, der bei  61.667  US Dollar, und damit  doppelt  so hoch  wie  in Deutschland  liegt; bei weitem aber nicht an den kanadischen Wert von 106.342 US-Dollar heranreicht. Japan schneidet mit 103.861 US-Dollar sehr gut ab und   Südkorea   liegt   mit 65.463   US-Dollar bereits   vor den USA.

Die  Zahlen, die sich  mit  ent­sprechenden Studien der Deutschen Bundesbank und der  Europäischen  Zentralbank weitgehend decken, legen die Frage nahe, wie es dazu  ge­kommen ist, dass die Bundes­republik bei  der Vermögensentwicklung  ihrer   Bevöl­kerung  wie ein Absteiger aussieht. Als Antwort verweisen Experten nebst der hohen Steuerbelastung  und der Über­regulierung  auf  die  Sachwert­feindlichkeit der Deutschen. Dazu zählen die vergleichsweise geringe Eigenbesitzquote bei Immobilien und  vorallem die viel zu niedrige  Beteiligung am   Produktivvermögen durch Aktien-  bzw.  der  Aktienfonds­besitz. Während  aber Immobi­lienerwerb  und  -Besitz teuer und komplex  sind, wäre die Teilhabe am Produktivvermö­gen in Form eines Aktienfonds günstig und einfach. Umso erstaunlicher ist es, dass Deutschland auf  diesem Gebiet einer Diaspora gleicht, obwohl  doch  die  Bevölkerung der These  zustimmt,  dass unser Land eine starke Wirtschaft hat.


Um der Bevölkerung zu mehr Wohlstand zu verhelfen, wäre stattdessen eher eine Steue­rentlastung um mindestens 100  Milliarden Euro sinnvoll. Angefangen bei der Mehrwert­steuer sollten sodann Einkom­mens- und Ertragsteuern deut­lich gesenkt werden. Bagatellsteuern  und Solidaritätszu­schlag gehören abgeschafft. Dass die Fraktionsvorsitzende der Grünen einen staatlichen Klimafonds in Höhe von min­ destens 100 Milliarden Euro fordert, belegt nur einmal mehr die irrlichternden Prioritäten in der Politik.


Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns


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