Loys Capital Kolumne vom 15.01.2019

MiFID ll - eine Zwischenbilanz

Der Eifer, mit welchem die Politik neue Regeln für die Wirtschaft erfindet, ist ungebremst. Getrieben wird der Aktionismus oft von Moralismus. Sachliche oder pragmatische Aspekte treten regelmäßig in den Hintergrund, wie zuletzt an der Grenzwertedebatte zu beobachten war.

Die gescheiterte Mietpreisbrem­se ist ein weiteres Beispiel für eine ganze Reihe undurchdachter aber wohlgemeinter regulatori­scher Schnellschüsse. Die Sache wird übrigens dadurch nicht bes­ser, dass sich die Bundesregie­rung oftmals hinter Brüssel ver­stecken kann.

Bei MiFID II (Market in Financial Instruments Directive) sieht die Angelegenheit kaum günstiger aus. Weil es sich aber um ein aus Brüssel kommendes Finanz­marktthema handelt, interessiert sich die Bevölkerung erst gar nicht dafür. Freilich ist aber die Bevölkerung schlussendlich der Betroffene solcher Regulierun­gen, wenngleich scheinbar nur die
Finanzdienstleistungsindustrie tangiert ist.

Regierung steht  in der Pflicht

Das Beste, was dem Bürger passieren könnte, wären höhere Wertentwicklungen bei seinem Ersparten. Wir müssen uns daran erinnern, dass die Deutschen Sparweltmeister sind und mit großem Eifer einen Teil ihres ver­fügbaren Einkommens sparen. Ein solcher Sparprozess führt zu­nächst zu Konsumverzicht und zusätzlichem künftigen Einkom­men aus den Sparanlagen. Je ertragreicher die Sparanlagen arbeiten, desto mehr künftiges Einkommen bekommen dann die Sparer. An sich würde man von einer Regierung  erwarten, dass sie alles tut, um den Bürgern ein hohes Spareinkommen zu ermög­lichen. Schließlich darf angenommen werden, dass es im Interes­se der Politik liegt, das Volksein­kommen zu steigern, um der Be­völkerung einen möglichst hohen Lebensstandard zu verschaffen. Bekanntlich sorgt sodann der ho­he Lebensstandard dafür, dass Sozial- und Umweltstandards steigen. Es ist eben kein Zufall, dass reichere Länder wesentlich mehr für Umwelt und Soziales ausgeben als weniger entwickel­te Volkswirtschaften.

Höhere Kosten für Kunden

Prüft man nun die Frage, wie sinnvoll neue Gesetze und Vor­schriften beziehungsweise Verbo­te sind, dann muss unweigerlich erörtert werden, ob zusätzlicher Nutzen durch sie entstanden ist. Bei der Mietpreisbremse ist das ebenso fraglich wie bei den Frauenquoten. Wenn aber vor allem staatliche Behörden durch die neuen Verordnungen aufgebläht werden (Benzinpreismeldestelle) und das Erwirtschaften des Brut­tosozialproduktes durch die zu­ sätzliche Bürokratie erschwert wird, dann sollten die Maßnahmen überdacht und gegebenenfalls gestrichen werden.

Wie sieht es nun mit der Finanz­marktregulierung durch MiFID II aus? Die neuen Vorschriften ha­ben den ohnehin bereits stark re­gulierten Finanzsektor mit neuen Vorschriften   befrachtet. Die Do­kumentations- und Meldevorschriften haben das Maß des Ab­surden längst überschritten. Freuen können sich allein die Behörden und Berater, die in dem Büro­kratiesumpf ein fruchtbares Betä­tigungsfeld gefunden haben. Die Gretchenfrage aber lautet: Profi­tiert auch der Nutzer von Finanz­dienstleistungen, der Kunde von dem Wust an Transparenz- und Meldevorschriften? Die Antwort lautet Nein. Für den Bürger werden Finanzdienstleistungen durch die zusätzliche Regulierung teurer. Dazu tragen obendrein  auch die vielen steuerlichen Veränderungen der letzten Jahre bei, die in ihrer Tendenz die Aktienaversion der Deutschen noch erhöhen. Zudem wird vor allem kleineren Anbietern das Leben besonders schwer gemacht, so dass die Tendenzen zu Konzentration wei­ter zunehmen werden. Für die Kunden besteht spätestens seit der Entwicklung des lnternets hohe Leistungstransparenz auf dem Finanzdienstleistungsmarkt. Wer sich informieren möchte, findet alle relevanten Informatio­nen problemlos.

Hoffnungen auf eine klügere Re­gulierung, die ein weniger an staatlicher Bürokratie bringen würde, bestehen nicht. Solange der sogenannte Verbraucherschutz im Kern nur die Richtung der Aldisierung kennt (hauptsache billig!)  werden die Bürger den Weg in klügere Anlageformen nicht finden. Was hat etwa der Verbraucherschutz dazu beigetragen, dass die Deutschen ein Volk von Mitinhabern ihrer Wirtschaft werden?  Das fehlende Vertrauen in Markt und Wettbewerb bei weiter zunehmender Staatsgläu­bigkeit ist die Hauptgefahr für den Wohlstand in Deutschland.

Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns


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