Felix Norvegi
Kein Führungsprinzip ist so überzeugend wie Vorleben. Mit gutem Beispiel voran gehen ist der Weg, andere mitzuziehen.
Wenn es um die Zukunftsvorsorge für die eigene Bevölkerung geht, sticht das kleine Land Norwegen seit Jahrzehnten diesbezüglich äußerst positiv hervor.
Dieses Norwegen, das kaum mehr als fünf Millionen Einwohner hat, besitz in seinem Staatsfonds, wie nun gemeldet wurde,1,4% des Weltaktienmarktes. Für jeden Einwohner
des Landes verfügt der Fonds also mittlerweile über ein Vermögen von ca. 200.000 Euro.
Die Weitsicht, mit welcher Norwegen vor Jahrzehnten über die nachhaltige Bewirtschaftung seines Ölreichtums entschieden hat, sucht weltweit seinesgleichen. Während die westlichen Ölländer wie z.B. Großbritannien und die USA rasch ihre Vorkommen ausbeuten und nichts für kommende Generationen zurücklegen, hat sich das schwarze Gold für viele südliche Länder nachgerade als Fluch erwiesen. Korruption und Kleptokratie haben in ölreichen Nationen nicht selten zu Armut und Anarchie geführt.
Aber nicht allein der grundsätzliche Umgang mit dem 01-reichtum Norwegens ist beeindruckend, sondern auch die Art und Weise, wie der Staatsfonds betrieben wird, erfordert
höchsten Respekt. Hierzu muss man wissen, dass die Norweger vor allem auf die Beteiligung an Unternehmen weltweit setzen, um ihr Vermögen zu mehren. Tatsächlich lag die
Aktienquote zum Ende des ersten Quartals 2019 bei knapp 70%. Verglichen mit an deren Kapitalsammelstellen, die langfristig investieren dürfen, wie z.B. Versicherungen, Pensionsfonds der Stiftungen, ist der hohe Aktienanteil exzeptionell und gleichwohl klug. Interessant ist zudem, dass der Immobilienanteil kaum 2% beträgt. Es steht an zunehmen, dass die Manager des Staatsfonds die geringen Mietrenditen, die Illiquidität und hohen Transaktionskosten dieser Anlagegattung scheuen. Obendrein imponiert das antizyklische Anlageverhalten des norwegischen Staatsfonds. Die heftige Börsenkorrektur zum Ende des letzten Jahres wurde konsequent genutzt, um die Aktienbestände aufzustocken. Gewiss hätte Warren Buffett helle Freude am Vorgehen seiner skandinavischen Brüder im Geiste. Dass man sich mit einer realen Nettorendite von 3% zudem ein kluges langfristiges Anlageziel gesetzt hat, hebt die Norweger wohltuend von der indexorientierten Gemeinde ab.
Man vergleiche diesen Befund einmal mit den Verhältnissen in Deutschland. Hierzulande hat der Staat auf ein Generationenumlagesystem gesetzt und keine finanziellen Rücklagen geschaffen. Die großen Kapitalsammelstellen des Landes, wie z.B. die Versicherer, brüsten sich mitunter mit ihren Miniaktienquoten von 1-3%. Und die
Bevölkerung hält, wie zuletzt zu lesen war, ca. 5% der weltweiten Goldbestände.
Freilich hätten unsere Landsleute besser daran getan 5% der Weltaktienbestände zu halten. Aber die Aktie gilt den Teutonen als viel zu riskant, obwohl kaum ein ökonomisches Datum deutlicher belegt ist als die Vorteilhaftigkeit der Aktienanlage zur Vermögensmehrung in der langen Frist.
Wer meint, die Fakten könnten in Deutschland zu einem Umdenken führen ist auf dem Holzweg. Stattdessen mehren sich Diskussionsbeiträge, die von Enteignungen und einem neuen wünschenswerten Sozialismus daherschwätzen. Die neue Industriepolitik des Wirtschaftsministers Altmaier und die seit langem vorangetriebene zentralverwaltungswirtschaftliche Energiepolitik zeigen an, wohin der Weg in Deutschland geht.
Et tu Felix Norvegia, investare!
Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns
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