Loys Capital Kolumne vom 07.05.2019

Felix Norvegi

Kein Führungsprinzip ist so überzeugend wie Vorleben. Mit gutem Beispiel vo­ran gehen ist der Weg, andere mitzuziehen.

Wenn es um die Zukunftsvorsorge für die eigene Bevölkerung geht, sticht das kleine Land Norwegen seit Jahrzehnten diesbezüglich äußerst positiv hervor.


Dieses Norwegen, das kaum mehr als fünf Millionen Ein­wohner hat, besitz in seinem Staatsfonds, wie nun gemel­det wurde,1,4% des Weltakti­enmarktes. Für jeden Einwoh­ner  
des Landes verfügt der Fonds also mittlerweile über ein Vermögen von ca. 200.000 Euro.

Die Weitsicht, mit welcher Norwegen vor Jahrzehnten über die nachhaltige Bewirt­schaftung seines Ölreichtums entschieden hat, sucht welt­weit seinesgleichen. Während die   westlichen Ölländer wie z.B. Großbritannien und die USA rasch ihre Vorkommen ausbeuten und nichts für kom­mende Generationen zurückle­gen, hat sich das schwarze Gold für viele südliche Länder nachgerade als Fluch erwie­sen. Korruption und Kleptokra­tie haben in ölreichen Nationen nicht selten zu Armut und Anarchie geführt.

Aber nicht allein der grundsätz­liche Umgang mit dem  01-reichtum  Norwegens  ist beein­druckend, sondern auch die Art und Weise, wie der Staatsfonds betrieben wird, erfordert
höchsten Respekt. Hierzu muss man wissen, dass die Norweger vor allem auf die Beteiligung an Unternehmen weltweit setzen, um ihr Ver­mögen zu mehren. Tatsächlich lag die
Aktienquote zum Ende des ersten Quartals 2019 bei knapp 70%. Verglichen mit an­ deren Kapitalsammelstellen, die langfristig investieren dür­fen,  wie  z.B.  Versicherungen, Pensionsfonds der Stiftungen, ist der hohe Aktienanteil exzeptionell und gleichwohl klug. Interessant ist zudem, dass der Immobilienanteil kaum 2% beträgt. Es steht an­ zunehmen, dass die Manager des Staatsfonds die geringen Mietrenditen, die Illiquidität und hohen Transaktionskosten dieser Anlagegattung scheuen. Obendrein  imponiert  das anti­zyklische  Anlageverhalten des norwegischen Staatsfonds. Die heftige Börsenkorrektur zum Ende des letzten Jahres wurde konsequent genutzt, um die Aktienbestände  aufzu­stocken. Gewiss hätte Warren Buffett helle Freude am Vorgehen seiner skandinavischen Brüder im Geiste. Dass man sich mit einer realen Nettoren­dite von 3%  zudem ein kluges langfristiges Anlageziel gesetzt hat, hebt die Norweger  wohltu­end von der indexorientierten Gemeinde ab.

Man vergleiche diesen Befund einmal mit den Verhältnissen in Deutschland. Hierzulande hat der Staat auf ein Generatio­nenumlagesystem gesetzt und keine finanziellen Rücklagen geschaffen. Die großen Kapi­talsammelstellen des Landes, wie  z.B. die Versicherer, brüsten sich mitunter mit ihren Mi­niaktienquoten von 1-3%. Und die  
Bevölkerung hält, wie zu­letzt zu lesen war, ca. 5% der weltweiten Goldbestände.

Freilich hätten unsere Landsleute besser daran getan 5% der Weltaktienbestände zu halten. Aber die Aktie gilt den Teutonen als viel zu riskant, obwohl kaum ein ökonomi­sches Datum deutlicher belegt ist als die Vorteilhaftigkeit der Aktienanlage zur Vermögens­mehrung in der langen Frist.

Wer meint, die Fakten könnten in Deutschland zu einem  Um­denken führen ist auf dem Holzweg. Stattdessen mehren sich Diskussionsbeiträge, die von Enteignungen und einem neuen wünschenswerten Sozialismus daherschwätzen. Die neue Industriepolitik des Wirt­schaftsministers Altmaier und die seit langem vorangetriebene zentralverwaltungswirt­schaftliche Energiepolitik zei­gen an, wohin der Weg in Deutschland geht.

Et tu Felix Norvegia, investare!

Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns


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