Turbulente Rohstoffmärkte
Wer meint, an den Aktienmärkten sei es in diesem Herbst besonders schwunghaft zugegangen, der möge sich einen Blick auf die Rohstoffnotierungen gönnen. Dort ist es in den letzten Wochen zu erratischen Schwingungen der Kurse gekommen.
Der wichtigste Rohstoff der Welt, das Rohöl, erlebte dabei eine flotte Talfahrt, die ein Fass des "schwarzen Goldes" der Sorte "Brent" von 75 US-Dollar auf 58 US-Dollar absenkte. Während aber die Amplitude der Preisveränderung bereits beeindruckend ist, so überrascht vor allem die Geschwindigkeit des Abschwungs, zumal überzeugende ökonomische Argumente für den Verfall kaum zu finden sind.
Vielmehr war man am Ölmarkt zuletzt davon ausgegangen, dass Angebot und Nachfrage einigermaßen im Gleichgewicht stehen, nachdem jahrelange Unterinvestition in neue Lagerstätten in den letzten Jahren zu einem Nachfrageüberhang geführt hatte. Freilich mag die aktuell hohe Förderung an amerikanischen Schiefer-Öl ähnlich wie im Jahr 2014 dazu führen, dass die Preise einen Dämpfer erhalten. Auch hatte US Präsident Trump Saudi-Arabien angesprungen, damit die Scheichs ihre Ölförderung erhöhen. Nachdem aber die bizarre Khashoggi-Affäre langsam durch andere Themen konsequenzlos abgelöst wird, könnten sich die Wüstensöhne gesonnen sehen, ihre Förderung angesichts des Preisrückgangs zurückzufahren.
Dem scharfen Abschwung beim Rohöl steht freilich ein nicht minder rasanter Aufschwung beim Erdgaspreis entgegen. ln den USA sprang der Erdgaspreis zu letzt von 3 US-Dollar auf über 4,5 US-Dollar. Diese Entwicklung ist dem frühen Wintereinbruch im mittleren Westen des Landes geschuldet. Zugleich sind die amerikanischen Gasspeicher derzeit nur mit saisonal niedrigen Füllständen ausgestattet.
Erdgas setzt sich in den letzten Jahren zunehmend als Brennstoff für das Heizen von Gebäuden durch, nicht nur in Amerika.
Kursentwicklung beim Gold sorgt für Überraschung
Nicht minder interessant sind die Entwicklungen bei den Metallpreisen. Für viele Beobachter - zumal in Deutschland - ist die schwache Kursentwicklung beim Gold überraschend.
Angesichts des ständigen geopolitischen Getöses und nicht enden wollender Dauerkrisen hätte man dem als "Krisenwährung" wahrgenommenen Edelmetall in der Tat eine bessere Kursentwicklung zugetraut. Wesentlich schlechter ist es jedoch dem kleinen Bruder des Goldes - Silber - ergangen. Von den Höchstkursen aus dem Jahr 2011 von 48 US Dollar, als man von einem nimmer endenden "Superzyklus" schwadronierte, ist die heutige Notiz um die 15 US-Dollar weit entfernt. Beide genannten Edelmetalle befinden sich mithin in einer längeren Baisse.
Preise für Kupfer, Zink und Nickel im Sinkflug
Industriemetalle mussten in diesem Jahr ebenfalls Rücksetzer hinnehmen. Darin sehen Makroökonomen ein Signal für schwächere konjunkturelle Zeiten. Kupfer, Zink und Nickel liegen für dieses Jahr zweistellig im Minus und tragen damit zur Dämpfung des Inflationsdrucks bei. Eine Sonderentwicklung hat sich beim Stahl in den Vereinigten Staaten ergeben, wo die von der US Regierung eingeführten Zölle und Tarife dort zu einer Verteuerung um mehr als 20 Prozent geführt haben.
Etwas differenzierter sieht es bei Agrargütern aus. Wie zu erwarten war, hat der heiße und trockene Sommer in Europa zu steigenden Weizennotierungen geführt. Auf der anderen Seite können sich Konsumenten über deutlich gefallene Zucker- und Kaffeepreise freuen, soweit diese an den Endverbraucher weitergegeben werden.
2018: Korrekturjahr
Per Saldo sieht es so aus, als wenn alle Anlagegattungen ein Korrekturjahr in 2018 einlegen. Für die Aktienmärkte außerhalb der USA gilt dieser Befund ebenso wie für die meisten Zinsmärkte, an denen die langfristigen Raten in den meisten Ländern seit Jahresbeginn angestiegen sind. Besonders der amerikanischen Zinsstrukturkurve sagt man nach, durch ihren flachen Verlauf auf eine bevorstehende Rezession hinzuweisen.
ln der Tat wurden die Wachstumsprognosen weltweit zuletzt deutlich zurückgeschraubt. Immerhin ergibt sich insofern bei Betrachtung aller Anlagegattungen ein recht einheitliches Bild.
Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns