Wer Vermögen verwaltet, sollte nicht spekulieren
Äußerst rasch haben sich seit Monaten wichtige Determinanten der Welt verändert: China nimmt Hong Kong an die Kandare, in den USA herrscht Kulturkampf und Deutschland stimmt einer europäischen Transferunion zu - um nur einige Aspekte herauszugreifen.
Inmitten der jüngsten Verwerfungen an den Märkten eröffnen junge Leute in Scharen Aktiendepots und springen munter auf die bereits lange den Bahnhöfen entrollten Börsenzüge der Megatech-Aktien. Jene Aktien, die die Namen Amazon, Apple, Microsoft, Facebook, Google etc. tragen, befinden sich seit Jahren in einer stürmischen Hausse, die durch die Corona-Pandemie eher noch verstärkt worden ist. Manche der genannten Titel bringen für sich allein mehr Marktkapitalisierung auf die Waage als alle Aktien des Deutschen Aktienindex zusammen.
Gleichwohl ist der Anleger gut beraten, bewährte Prinzipien bei der Aktienanlage nicht gänzlich unter den Tisch fallen zu lassen. Zu nächst ist zu sagen, dass junge Leute, die wenig Geld haben, durchaus gute Gründe für die Teilnahme an Spekulationen haben. Denn sie haben genug Lebenszeit, um Einkommen und Wohlstand durch ihre Arbeit zu erwerben, ohne auf positive Kapitalerträge angewiesen zu sein. Das Risiko-Budget eines Investors ist stets situativ - abhängig von Alter, Einkommen und Anlagezweck.
Anders sieht dies bei reiferen Semestern aus, die in der Zukunft einen Teil ihrer Einkommen aus Kapitaleinkünften bestreiten müssen. Hier verbietet sich die Spekulation, da positive Ergebnisse zu ungewiss sind und die Gefahr von Kursverlusten desaströse Vermögensfolgen haben kann. Vielmehr empfiehlt sich konservatives Investieren statt Spekulieren.
Insgesamt ist in diesem Zusammenhang an das derzeit etwas verschüttet gegangene Prinzip der Sicherheitsmarge zu erinnern. Sofern Aktien zwar qualitativ hochwertig, preislich aber deutlich überteuert bezahlt werden, fehlt eben eine Sicherheitsmarge. Ihr Fehlen ist das Kennzeichen der Spekulation. Und die Zeit, als Aufdecker aller Wahrheit, hat bereits manche vermeintliche Wunderanlage entzaubert. Hier ist etwa an Wirecard, Bernie Madoff oder LTCM zu denken.
Schließlich: Das gestiegene Interesse an Aktien ist begrüßenswert, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung in Deutschland. Wenn dabei kluge Prinzipien wie Streuung, Sicherheitsmarge und Zeit berücksichtigt werden, dann kann dies der Aufbruch in eine neue Ära für deutsche Anleger bedeuten. Um diese erfolgreich zu gestalten bedarf es vor allem einer Zutat: Disziplin!
Gez. Dr. Christoph Bruns
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