Loys AG Fondsmanagerkommentar vom 30.07.2020

Wer Vermögen verwaltet, sollte nicht spekulieren

Äußerst rasch haben sich seit Monaten wichtige Determinanten der Welt verändert: China nimmt Hong Kong an die Kandare, in den USA herrscht Kulturkampf und Deutschland stimmt einer europäischen Transferunion zu - um nur einige Aspekte herauszugreifen.

Inmitten der jüngsten Verwerfungen an den Märkten eröffnen junge Leute in Scharen Ak­tiendepots und springen munter auf die be­reits lange den Bahnhöfen entrollten Börsen­züge der Megatech-Aktien. Jene Aktien, die die Namen Amazon, Apple, Microsoft, Face­book, Google etc. tragen, befinden sich seit Jahren in einer stürmischen Hausse, die durch die Corona-Pandemie eher noch ver­stärkt worden ist. Manche der genannten Ti­tel bringen für sich allein mehr Marktkapitali­sierung auf die Waage als alle Aktien des Deutschen Aktienindex zusammen.
Gleichwohl ist der Anleger gut beraten, be­währte Prinzipien bei der Aktienanlage nicht gänzlich unter den Tisch fallen zu lassen. Zu­ nächst ist zu sagen, dass junge  Leute, die wenig Geld haben, durchaus gute Gründe für die Teilnahme an Spekulationen haben. Denn sie haben genug Lebenszeit, um Einkommen und Wohlstand  durch ihre Arbeit zu erwer­ben, ohne auf positive Kapitalerträge ange­wiesen zu sein. Das Risiko-Budget eines In­vestors ist stets situativ - abhängig von Alter, Einkommen und Anlagezweck.
Anders sieht dies bei reiferen Semestern aus, die in der Zukunft einen Teil ihrer Einkommen aus Kapitaleinkünften bestreiten müssen. Hier verbietet sich die Spekulation, da positi­ve Ergebnisse zu ungewiss sind und die Ge­fahr von Kursverlusten desaströse Vermö­gensfolgen haben kann. Vielmehr  empfiehlt sich konservatives Investieren statt Spekulie­ren.
Insgesamt ist in diesem Zusammenhang an das derzeit etwas verschüttet gegangene Prinzip der Sicherheitsmarge zu erinnern. So­fern Aktien zwar qualitativ hochwertig, preis­lich aber deutlich überteuert bezahlt werden, fehlt eben eine Sicherheitsmarge. Ihr Fehlen ist das Kennzeichen der Spekulation. Und die Zeit, als Aufdecker aller Wahrheit, hat bereits manche vermeintliche Wunderanlage entzau­bert. Hier ist etwa an Wirecard, Bernie Madoff oder LTCM zu denken.
Schließlich: Das gestiegene Interesse an Ak­tien ist begrüßenswert, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der demographischen Entwick­lung in Deutschland. Wenn dabei kluge Prinzi­pien wie Streuung, Sicherheitsmarge und Zeit berücksichtigt werden, dann kann dies der Aufbruch in eine neue Ära für deutsche Anle­ger bedeuten. Um diese erfolgreich zu gestal­ten bedarf es vor allem einer Zutat: Disziplin!

Gez. Dr. Christoph Bruns


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