Interview zwischen ARTS Asset Management GmbH und Smart Investor 03/2021

„Mit einem sehr guten Ergebnis herausgekommen“

Smart Investor im Gespräch mit Leo Willert, Geschäftsführer und Head of Trading der ARTS Asset Management GmbH, über systematisches Anlegen in bewegten Zeiten.

Smart Investor: Herr Willert, ARTS Asset Management managt inzwischen 16 verschiedene Fonds. Was sind die Gemeinsamkeiten, was die Unterschiede?
Willert: Alle 16 Fonds werden grundsätzlich nach dem gleichen, momentumbasierten Handelsansatz gemanagt. Aber die Produkte unterscheiden sich in ihrem Risiko-Ertrags-Profil: Bei den Balanced-Produkten beträgt die Aktienquote beispielsweise zwischen 0% und maximal 50%, nicht wie sonst zwischen 0% und 100%. Bei den Konservativ-Produkten liegt die Aktienquote bei maximal 30%, wobei zusätzlich ein defensiverer Algorithmus bei der Titelauswahl zum Einsatz kommt. Ein weiteres Spezialprodukt ist der „Best Momentum“, dessen Aktienquote immer 100% beträgt. Der Total Return ESG ist schließlich ein Produkt, bei dem Einzelaktien aus einem von ISS-ESG nach Nachhaltigkeitskriterien zusammengestellten Universum ausgewählt werden.

Smart Investor: Wie hat sich der Algorithmus in dem außergewöhnlichen Börsenjahr 2020 geschlagen?
Willert: Das Jahr 2020 war wirklich spannend: Wir hatten den schnellsten Bärenmarkt der Geschichte, gefolgt von der schnellsten Erholung der Geschichte. Eigentlich kann es für ein trendfolgendes Handelssystem fast kein schwierigeres Szenario geben. Lassen wir das Jahr einmal anhand unseres Flaggschifffonds C-QUADRAT ARTS Total Return Global AMI im Vergleich zum MSCI World Revue passieren: Bis zum 19.2. war es ein positiver Jahresauftakt. Der MSCI World lag bis dahin bei +7,2%, der Fonds bei +4,1%. Dann begann der große Drawdown. Nach nur 33 Tagen, am 23.3., lag der MSCI World bei knapp -33,9%, wohingegen der Global AMI im selben Zeitraum nur 15,9% verloren hatte. Diese signifikante Reduktion des Drawdowns ist das, was man sich von einem vermögensverwaltenden Produkt erhofft. Dann setzte eine völlige Kehrtwende ein und die „meistgehasste Rally aller Zeiten“ begann. Niemand hatte damit gerechnet und fundamental war es auch nicht nachvollziehbar. Den Börsen war egal, dass sich die Welt in einem totalen Lockdown befand. Bis zum 8.6. machte der MSCI World +36% und der Total Return Global AMI, der aufgrund der Vermeidung des Drawdowns logischerweise die  Aktienquote auf 0% reduziert hatte, nur etwa +3%. Den allergrößten Teil der Erholungsrally hat der Fonds schlicht und einfach versäumt. Ab da bewegte sich der MSCI World bis zum Jahresende weiter nach oben und machte +8,6%. Jetzt konnte ihn der Total Return Global AMI mit +17% wieder deutlich outperformen. Die Aktienquote lag wieder bei 100% und einige spezifische Nischentrends begannen, extrem stark zu performen – E-Commerce, Logistik, Automation, Robotics und künstliche Intelligenz. Dazu kam die Erholung des Energiesektors, der vom Crash besonders betroffen war, mit einer besonderen Stärke der regenerativen Energien. Das war das optimale Umfeld für ein  Trendfolgeprodukt. Die gute Nachricht: Der Total Return Global AMI konnte mit +5,2% den MSCI World mit +4,6% im Gesamtjahr nicht nur outperformen – sondern er erreichte dies sogar mit einer deutlich niedrigeren Volatilität von nur 14,3 gegenüber 22,4 und einem Drawdown von nur 17% gegenüber 33%.

Smart Investor: Hat der Algorithmus am Beginn der Crashphase eigentlich zunächst noch versucht, in die relativ besseren Marktsegmente zu wechseln?
Willert: Nein, er ist direkt in Cash gegangen, weil der Drawdown so extrem schnell war. Mehrfach war es so, dass die jeweils auf Wochenbasis neu berechnete, niedrigere Aktienquote fast schon erreicht war, weil während der Woche bereits so viele Positionen ausgestoppt wurden. Zum Aufbau neuer Positionen kam es in diesen Fällen gar nicht erst, weil das System die Aktienquote ja insgesamt abgebaut hatte.

Smart Investor: Jucken einem in einer solch extremen Abwärtsphase eigentlich nicht die Finger, in das System einzugreifen, um die Prozesse zu beschleunigen?
Willert: Das ist eine ausgezeichnete Frage. In meiner Tradingausbildung bei Dr. Van Tharp wurde uns der Rat gegeben, immer aufzuschreiben, was wir anders gemacht hätten, wenn wir ein schlechtes Gefühl bei den Trades des Systems hatten. Danach sollten wir die Systemorder dennoch ausführen, uns aber im nächsten Schritt in unserem Backtesting-Tool ansehen, was passiert wäre, wenn die Änderung, die ich jetzt gemacht hätte, schon in den letzten 20 oder 30 Jahren Teil meines Handelssystems gewesen wäre. Auf diese Weise wird die aktuelle Situation in eine langfristige Perspektive gestellt. Das ist extrem erhellend. In sehr seltenen Fällen kann es dann tatsächlich sein, dass man auf eine interessante Idee gekommen ist, die – nach entsprechenden Tests! – Teil des Handelssystems wird.

Smart Investor: Das war auch ein bisschen der Hintergrund der Frage, denn die Situation war ja derart außergewöhnlich, dass das System über Backtests sie noch nicht gelernt haben konnte.
Willert: Da kann ich immer nur den Satz von Dr. Van Tharp wiederholen: „The market is always different and ever the same.“ Kein einziger Drawdown, kein einziger Crash ist genauso wie irgendein anderer – aber es gibt immer wieder Parallelen und Wesensmerkmale, die sich wiederholen; etwa die kurzen Phasen innerhalb eines Crashs, wo es schnell nach oben geht und die Volatilität extrem ansteigt. Historisch werden Bärenmärkte immer von hoher Volatilität begleitet. Das gilt auch in der nachfolgenden Erholung, in der es immer wieder diese Schwächephasen gegeben hat. Die ersten 30 Tage des 2020er-Crashs waren jenen ihres 1929er-Pendants sehr ähnlich. Auch der Dow Jones hatte sich damals noch einmal erholt, bevor dann der große Crash kam. Der ist diesmal aber ausgeblieben, wahrscheinlich auch, weil es noch nie eine Situation gab, in der die Notenbanken die Märkte mit Billionen an Euro, Dollar und Yen überflutet haben.

Smart Investor: War das Verhalten des Handelssystems auch Anlass, über Methoden für eine schnellere Rückkehr in den Markt nachzudenken?
Willert: Diese Verlockung ist natürlich irrsinnig groß, denn zuzuschauen, während der Markt davonläuft, ist auch psychologisch keine angenehme Situation. Allerdings hatte sich in der Vergangenheit – insbesondere im Crash zwischen 2000 und 2003 – oft gezeigt, dass es nach den 30%igen Drawdowns nur Zwischenerholungen gab, bevor es weiter bergab ging. Hätte man damals zu schnell gekauft, hätte man in Summe einen extrem großen Drawdown produziert, der für die meisten Anleger psychologisch nicht auszuhalten ist.

Smart Investor: Vermutlich werden Sie aus dem abgelaufenen Jahr aber doch auch Schlüsse für die Weiterentwicklung des Handelssystems ziehen, selbst wenn sich so etwas Extremes nicht so bald wiederholen wird?
Willert: Da sprechen Sie einen ganz wichtigen Punkt an. Das Hauptproblem ergibt sich, wenn man versucht, Dinge aus der jüngsten Vergangenheit direkt in das Handelssystem zu übernehmen. Das Ergebnis ist immer, dass diese Situation so schnell nicht wiederkommt und man für das, was kommt, schlecht aufgestellt ist. Für uns war das vergangene Jahr sogar eine Bestätigung unseres Handelsansatzes. Obwohl wir durch die schnellste und schwierigste Krise und dann direkt durch die schnellste Erholung gegangen sind – also ein denkbar ungünstiges Umfeld für Trendfolger –, sind wir mit einem sehr guten Ergebnis herausgekommen. Das System ist von der Trendzyklenlänge und der Reaktionsgeschwindigkeit hervorragend aufgestellt. Die wahre Achillesferse trendfolgender Handelssysteme sind volatile Seitwärtsmärkte mit einer ungünstigen Trendzyklenlänge wie im Jahr 2011.

Smart Investor: In welchen Sektoren bzw. Ländern ist das System denn aktuell besonders hoch gewichtet bzw. wo wurden gerade Positionen aufgebaut?
Willert: Zunächst ist es wichtig, zu wissen, dass unsere Aktienquote weiter bei knapp 100% liegt. Hoch bleibt die Gewichtung in den Bereichen IT, E-Commerce, Logistik, künstliche Intelligenz, Robotics und disruptive Technologien. Diese Trends halten schon relativ lange, was für ein trendfolgendes Produkt immer sehr günstig ist. Dazu hat sich ein bisschen Asien in Form von Taiwan gemischt. Ganz neu sind deutsche Small Caps, die wir erst vor wenigen Wochen gekauft haben.


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