Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 12.04.2024
Die globalen Wirtschaftsdaten, gemessen an unserem proprietären „Macro Breadth Growth Index“, stiegen im März den vierten Monat in Folge auf breiter regionaler Basis. Die Zuwächse in den Industrieländern waren in erster Linie auf eine kräftige Erholung in der Eurozone und mäßig bessere Daten in den USA zurückzuführen. Auch in den Schwellenländern verbesserten sich die Messwerte, wobei die chinesischen Makroindikatoren den siebten Monat in Folge zulegten, begleitet von einem soliden Aufschwung in Brasilien. Während die Dienstleistungen aus sektoraler Sicht weiterhin der wichtigste Wachstumsmotor blieben, gab es im verarbeitenden Gewerbe weitere Anzeichen für eine Bodenbildung. Obwohl die weltweite Stimmung der Unternehmen nach zwei positiven Monaten einen leichten Rückschlag erlitt, erholte sich die Stimmung der Verbraucher weiter, wenn auch von einem immer noch gedämpften Niveau aus. Insgesamt deuten die Makrostimmung und die Frühindikatoren auf ein globales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von etwa 2,5 % in der ersten Hälfte dieses Jahres hin, das in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 auf über 3 % ansteigen könnte. Das BIP-Wachstum dürfte damit in der ersten Jahreshälfte nahe beim Potenzialwachstum liegen und dann darüber steigen. Die ermutigenden Nachrichten über Konjunktur und Stimmung stehen im Gegensatz zur ersten Verschlechterung der Inflationsdaten seit sechs Monaten. Und das bei einem unverändert starken Arbeitsmarkt in den USA, bei dem die Arbeitslosenrate weiter gesunken und die Wochenarbeitszeit gestiegen ist.
Die Woche voraus
Während in Deutschland die Dividendensaison startet, wurde in den USA die Berichtssaison zum ersten Quartal des neuen Jahres eingeläutet. Den Auftakt bildeten in der abgelaufenen Woche traditionell die Banken.
Bei den US-Unternehmen fällt dabei auf, dass sich das Umsatzwachstum über die letzten Monate verlangsamt hat, während die Margen immer noch auf einem auskömmlich hohen Niveau verteidigt werden konnten. Die Relation der positiven zu den negativen Gewinnrevisionen liegt im Maßstab der Unternehmen des MSCI-Welt dabei immer noch unter eins (d.h. die Analysten nehmen für mehr Unternehmen ihre Gewinnerwartungen zurück, als dass sie diese anheben), die Relation hat sich aber zuletzt deutlich verbessert, bei die Dynamik für den japanischen Markt am ausgeprägtesten war.
Der Makrodatenkranz dürfte auch wieder für Abwechslung sorgen. Den Beginn machen am Montag die Industrieproduktion für die Eurozone und der Empires State Index sowie die Einzelhandelsumsätze jeweils für die USA. Beim Empire State Index stellt sich der Marktkonsensus bereits auf eine merkliche Verbesserung ein und auch die Einzelhandelsumsätze sollten sich solide entwickelt haben. Auch für die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze Chinas werden konjunkturstützende Daten erwartet (Dienstag). Ebenfalls am Dienstag stehen die ZEW-Konjunkturerwartungen für die Eurozone und deren Mitgliedsländer an. Dazu kommen die Industrieproduktion und die Kapazitätsauslastung für die USA. Für beide wird eine positive Entwicklung vorweggenommen.
Der Donnerstag wird dann von US-Daten dominiert. Es kommen der Index der Philadelphia Fed und der Index der Frühindikatoren. Täuscht sich der Konsensus nicht, ist hier etwas Entlastung bei den Inflationssorgen zu erwarten. Die Erst- und Folgeanträge auf Arbeitslosenhilfe sollten dagegen wieder Zeugnis eines Arbeitsmarktes unter Strom geben.
Am Freitag bilden die Erzeugerpreise für Deutschland und die Verbraucherpreise für Japan den Abschluss.
In der Gesamtsicht dürfte es keine einfache Woche werden. Zwar sollte die Guidance der Unternehmen die Erwartungshaltung der Analysten bereits geprägt haben, was hilft negative Überraschungen begrenzt zu halten. Die Konjunkturindikatoren aber dürften die Zinsskeptiker unterstützen, die von einer späteren Zinssenkung der Fed ausgehen, als dies die Märkte derzeit noch einpreisen. Auch scheinen die Reihen der Fed, was eine Senkung im Juni betrifft, nicht geschlossen zu sein. Letztlich ist es immer wieder die Inflation, welche die Märkte bewegt. Der Ölpreis mit seinen Anstiegen aus jüngerer Zeit macht es da auch nicht gerade einfacher.
Inflationssorgen die Nahrung finden, treffen auf eine technische Lage, in der die Relative-Stärke-Indikatoren vieler großer Märkte eine überkaufte Lage anzeigen, was Stimmungswechsel begünstigt. Dies umso mehr als die zurückgehende Überschussliquidität die Aufwärtsthermik an den Märkten, und hier vor allem die Risikofreude, dämpfe sollte. Die Überschussliquidität, gemessen an der Differenz der Geldmenge M2 und dem realen BIP-Wachstum jeweils auf Basis von 5-Jahresveränderungsraten, hat eben nicht nur den angenehmen Effekt, dass ihr Rückgang den inflationären Druck lindert, sie verzerrt auch die Risikobereitschaft. Sinkt die Überschussliquidität ist zu erwarten, dass auch die „Flucht“ in mehr Risiko zurückgeht.
Preisstabilität wünscht uns allen,
Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research
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