Greiffbar - Investments zum Anfassen vom 24.06.2022
Hoffnung
An alle Mahner, Gelduntergangspropheten, Krisenanalysten und Rezessionsrhetoriker da draußen: Es gibt sie, die Hoffnung. Ich komme gerade vom größten Branchenevent meiner Zunft, dem Fondskongress in Mannheim und ein Blick in die Vortragssäle genügte, um eines festzustellen: Die Untergangsthemen und „Wie-schütze-ich-mich-vor-dem-Finanzinfarkt?“-Vorträge waren randvoll, wohingegen der weite Blick auf die Chancen der aktuellen Situation keinen hinter dem Ohnmachtsofen hervorgelockt hat. Also doch „Welt am Abgrund“? Nein, das ist ein gutes Zeichen und macht mir Hoffnung, denn noch immer saß die Masse an Finanzberatern und Geldexperten auf dem Fondskongress meist im falschen Saal, wenn es darum geht, die Zukunft zu prognostizieren. Ja, wir haben auch wieder eine Inflation bei den Crashgurus, die wie kaputte Uhren glauben, dass sie zweimal im Jahrzehnt die richtige Zeit anzeigen. Aber ist das hilfreich? Pessimismus klingt in schwierigen Zeiten immer so wahnsinnig intelligent. Ist es aber nicht. Seit jeher wird in der Krise schwarzgemalt und seit jeher war es das Beste, in der Krise zu investieren. Ich kaufe lieber am Markt, wenn es günstig ist und nicht, wenn er beliebt ist. Klingt nach:
Zuversicht
Ja, Zuversicht. Dieselbe Zuversicht, die die Ukrainer diese Woche in sich tragen, nachdem die Europäische Union sie zu einem Beitrittskandidaten gemacht hat. Jeder weiß, dass dies formal erst einmal nichts bedeutet, aber dennoch entfaltet diese Zuversicht eine Wirkung und eine Botschaft: Unsere eigene Haltung formt die Zukunft und nicht die Zukunft formt unsere Haltung. Oder wie mir ein sehr erfolgreicher Investor diese Woche sagte: „Switch off the news and switch on your imagination!“ Ich bin fest davon überzeugt, dass aktuell das größte Risiko darin liegt, kein Risiko einzugehen. Und gerade, wenn Sie denken, dass jetzt keine gute Zeit für Investments ist, dann sollten Sie (wieder) einmal Hans Roslings Buch „Factfulness“ lesen, damit Sie verstehen, warum wir uns regelmäßig über den Zustand der Welt irren und Dinge besser sind, als wir denken. Oder Sie nehmen sich als Sommerlektüre das Buch von John Tierney und Roy Baumeister „Die Macht des Schlechten“, um zu verstehen, wie Sie dem Schwarzmalen ein Schnippchen schlagen können. Ich will meinen Lesern deshalb diese Woche ein knappes Gut zur Verfügung stellen:
Optimismus
In dieser Woche hatten wir den längsten Tag und die kürzeste Nacht – die Sommersonnenwende. Und ich möchte dieses Bild auf den aktuellen Zustand der Finanzmärkte übertragen. Dort haben aus meiner Sicht alle negativen Aspekte wie Inflation, Zinsanstieg, Krieg, Lieferkettenprobleme, Energiekrise und Rezession inzwischen Einzug gefunden und wir befinden uns in der Nähe der Börsenbaissenwende. Ob diese jetzt noch ein paar Wochen auf sich warten lässt oder nicht, spielt dabei keine Rolle, das Timing bekommt ohnehin keiner hin. Und je mehr die Untergangspropheten wieder die Oberhand gewinnen, desto optimistischer werde ich. Es mag für viele aktuell nach Schwierig- und Widrigkeiten aussehen, aber in 25 Jahren ist auch diese Episode nur eine kleine Delle in einem logarithmischen Erfolgschart. Oder wie der große Erfinder Thomas Alfa Edison sagte: „Günstige Gelegenheiten werden von den meisten Menschen verpasst, weil sie nach harter Arbeit aussehen.“
Ihr Volker Schilling
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