Greiffbar - Investments zum Anfassen vom 30.04.2020

Auf Messers Schneide
Wenn anscheinend jemand auf des Messers Schneide balancieren kann, dann der Vorstandsvorsitzende der Wirecard AG. Der hat kurzerhand diese Woche den seit langem sehnsüchtig erwarteten Sonderprüfungsbericht der KPMG auf der Unternehmenswebseite veröffentlicht. Oder wie ein befreundeter Wirtschaftsjournalist diese nannte: „Mann, muss der Typ Eier haben!“ Kurzum: Der Prüfbericht, der alle Vorwürfe von Bilanzmanipulation beiseite schieben sollte, fällt alles andere als schmeichelhaft aus. Im Wesentlichen sagt der Bericht aus, dass man nichts Wirkliches aussagen könne. Was macht CEO Braun daraus? Ganz einfach, der Bericht kann folglich auch keine Bilanzmanipulationen nachweisen, und deshalb hat es eben keine gegeben. Eine messerscharfe Analyse, die ihm die Anleger leider so nicht abgekauft haben und den Kurs der Aktie auf Talfahrt schickten. Fast am Corona-Tief angekommen hat sich der Kurs stabilisiert, wohl auch deshalb, weil das Unternehmen mit dem Messer zwischen den Zähnen Besserung gelobt hat. Die „Shorties“ dagegen, als diejenigen, die auf weiter fallende Kurse setzen, zücken derweilen die Messer und wollen Wirecard weiterhin zur Schlachtbank führen. Dort herrscht aber gerade mächtig Andrang:

Den Löffel abgeben
Einige Unternehmen werden die Corona-Krise nicht überleben. Unter denjenigen, die ziemlich sicher den Löffel abgeben werden, ist auch die Deutsche Lufthansa. Auch wenn man sich die Suppe nicht selbst eingebrockt hat, soll sie zumindest jetzt vom Staat ausgelöffelt werden. Der Schrei nach Staatshilfen für die Airline ist groß. Da aber keine der politischen Parteien die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, fordern die einen den ökologischen, die anderen einen ökonomischen Umbau mit Hilfe des Staates. Sicher dürfte indes jedoch eines sein: Deutschland braucht eine eigenständige Fluggesellschaft als Industriestandort und Urlaubsweltmeister. CEO Spohr, selbst ausgebildeter Pilot, fliegt dabei momentan einige Kapriolen. Man muss schon lange Löffel haben, um mit der Eigeninsolvenz zu drohen, um dem Staat weitere Zugeständnisse abzupressen. Da sich aber bekanntermaßen mit einem Löffel im Mund nicht schlucken lässt, wird die politische Diskussion um die Lufthansa weiter anhalten. Dazu passt doch die Meldung dieser Woche, dass der Berliner Flughafen endlich an den Start gehen darf. Dumm nur, dass ihn jetzt keiner braucht. Aber wie heißt es so schön: Die Hoffnung ist der große Löffel Honig in manchem bitteren Tee des Lebens.

Aufgegabelt
In dieser Woche muss ich noch einige Meldungen zu Finanzthemen aufgabeln: Da war zum einen das mit 4,8% unerwartet hohe Schrumpfen der US-Wirtschaft im ersten Quartal. Oder die flammende Rede des US-Notenbank-Chefs Jerome Powells, der seine Landsleute auf die gravierenden Folgen der Corona Krise einstimmt, aber gleichzeitig bereit ist, „alle Instrumente“ einzusetzen. Zum anderen die ersten Hoffnungsschimmer auf positiv verlaufende Corona-Behandlungen in klinischen Tests oder auch die wunderbare Weisheit des amerikanischen Häuptlings Trump, dass China dabei ist, alles zu tun, um seine Wiederwahl zu verhindern. Das sind böse Zungen, die behaupten, dass die Suppe der Weisheit vom ein oder anderen mit der Gabel gegessen wurde. Hier gabelt sich unser Weg für diese Woche. Bleiben Sie gesund.

Ihr Volker Schilling


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