Greiffbar - Investments zum Anfassen vom 26.06.2020

Katz und Maus

Wer mit jemandem „Katz und Maus“ spielt, der lässt einem im Ungewissen, und am Ende wird man doch gefressen. So gab es in dieser Woche an den Börsen eine Vielzahl dieser Katz und Maus-Ereignisse. Da ist an erster Stelle ein historisches Ereignis zu nennen: Der erste Insolvenzantrag eines DAX-Konzerns überhaupt: Wirecard ist pleite und nach 97% Kursverlust sind es die Aktionäre auch! Noch ein Rekord: Größter jemals gemessener Tagesverlust bei einer Aktie im DAX. Der BaFin-Chef übt sich derweil in Selbstkritik, denn als oberster Aufpasser hat er grandios versagt. Für viele von der BaFin drangsalierte, - sorry  - regulierte Unternehmen wollte ich sagen, ist dies völlig unverständlich. Sie fragen zu recht, „warum sie die Farbe ihrer Toiletten mit den Aufsichtsbehörden abstimmen müssen“ (Wunderbare Formulierung meines Freundes Lenny Fischer in seiner Kolumne. Hier lesen), aber die fette Betrugs-Katze im Raum übersehen, weil sie sich ständig mit den kleinen Mäusen beschäftigen.  Aber auch andere spielten Katz und Maus diese Woche. Zum Beispiel Lufthansa-Großaktionär Thiele, der letztlich doch den Weg frei machte für den Einstieg des Staates bei Lufthansa. Lufthansa-Aktien sind aus meiner Sicht damit uninteressant, solange der Staat mitmischt. Für den Staat könnte sich dieser Einstieg aber noch lohnen.  Warten wir es ab. Wie war das nochmal? Am Ende frisst die Katze die Maus. So war es dann auch diese Woche bei einigen Unternehmen, die die Produktion bekannter Produkte einstellten: Olympus produziert keine Fotokameras mehr und die Segways, ein modernes Fortbewegungsmittel, rollen auch nicht mehr vom Band. Nur Bayer produziert Glyphosat munter weiter, denn dort hat man in einem Vergleich die klagenden Katzen mit vielen Mäusen bestochen.

Räuber und Gendarm

Ich hatte in meiner letzten Kolumne ja bereits darauf hingewiesen, dass bei Wirecard Haftstrafen drohen. So rückten die Gendarmen diese Woche beim zurückgetretenen Vorstandschef Markus Braun ein und nahmen ihn kurzerhand in Gewahrsam. Doch schon kurz danach, gegen eine Kautionszahlung von 5 Mio. Euro, kam dieser wieder auf freien Fuß. Immer noch unklar, ob Braun der Räuber oder der Beraubte ist. Zumindest leidet er als Aktionär mit seinem Aktienkauf auf Pump ebenfalls unter der selbstverschuldeten Insolvenz. Anzeige gegen Braun, Fehlanzeige beim Aufsichtsratschef. Denn dieser trägt erstaunlich wenig zur Aufklärung bei. Sein Alibi zur Tatzeit würde einen schon interessieren. Von Verdunkelungsgefahr kann gar keine Rede sein, denn bisher ist überhaupt gar kein Schimmer eines erhellenden Lichtstrahls in diesen üblen Räuberkeller eingedrungen. Das schafft wenig Vertrauen gegenüber der Börse und den Aufsichtsbehörden. Der Kollateralschaden für den Finanzplatz Deutschland ist offensichtlich: In Sachen Aufsicht eine Bananenrepublik! Und wenn alles keine Räuberpistole ist, sondern die Verantwortlichen wirklich von langer Hand einen schweren Betrug begangen haben? Dann drohen in Deutschland dafür Haftstrafen von bis zu 10 Jahren. Zur Erinnerung: US-Großbetrüger Bernhard Madoff wurde in den USA zu 150 Jahren Knast verurteilt.

Zuckerbrot und Peitsche

Die Peitsche gab es in diesen Tagen vom Internationalen Währungsfonds IWF. Der korrigierte das geschätzte globale Schrumpfen der Wirtschaft 2020 abermals nach unten auf -4,9%. Der Aufschwung laufe aus seiner Sicht schleppender als erwartet. Ich sage ihnen, lassen sie sich von den schlechten Meldungen der nächsten paar Wochen zum Quartalsende nicht verunsichern. Das Zuckerbrot erwartet sie danach in Form weiter steigender Aktienmärkte. Werfen Sie einmal einen Blick auf den chinesischen Aktienmarkt, dann wissen sie, was ich meine. In der Zwischenzeit werden sie Gold und Goldminenaktien gut durch den Sommer bringen. Apropos Sommer, der hat in dieser Woche auch noch begonnen. Genießen sie ihn.                                                                                                                                              

Ihr Volker Schilling


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