Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- Fehlersystem
- Systemfehler
- Fehler im System
Fehlersystem
Eine Struktur, eine Organisation oder ein Team, welches wiederholt Fehler produziert, kann man wohl als Fehlersystem bezeichnen. Sollte man so eine Struktur abschaffen? Einige fordern dieser Tage die Abschaffung der Demokratie, des Kapitalismus oder der Freiheit, weil diese ihrer Meinung nach zu fehlerhaft sind. Ständige Kompromisse, Bürokratie oder zuviel Rede-, Reise- und Meinungsfreiheit führe nur zu schlechten Ergebnissen. Doch was ist die Alternative? Der gute Diktator, der wohlwollende Überwachungsstaat oder die „Jedem gehört Alles Allmende“? Oxymorone der Weltpolitik, die regelmäßig versagen. Nein, mir ist eine Fehlerkultur lieber, als eine Fehlerunterdrückungskultur mit Herrschaftswissen. Aus Fehlern lernt man, heißt es. Demnach muss ein Gelehrter ein Mensch sein, der in seinem Leben viele Fehler gemacht hat. Überlegen Sie einmal, wie Sie glauben, dass man mit Ihnen umgehen sollte, wenn Sie einen Fehler machen. Und fragen Sie sich, ob Sie gegenüber anderen ebenfalls so wohlwollend sind? In diesem Sinne hat mir das Fehlereingeständnis der Kanzlerin in dieser Woche sehr imponiert, auch wenn es dadurch nicht besser wird. Kommen nach den Worten bessere Ideen? Leider derzeit Fehlanzeige.
Systemfehler
Wie es sich in einem alternativen System lebt, lässt sich diese Woche wieder einmal mehr in der Türkei beobachten. Machthaber Erdogan entlässt den dritten Notenbankchef innerhalb von 2 Jahren und schickt damit die heimische Währung, die türkische Lira, erneut auf Talfahrt. So wie es aussieht, fühlen sich seine heimischen Mitbürger in ihrer eigenen Währung nicht mehr sicher. Verzweifelt versuchte er mit Appellen, die Türken dazu zu bewegen, ihre Devisen und Goldbestände in die Lira zu tauschen. Erfolglos, denn die aktuelle Wirtschaft hat einen empfindlichen Systemfehler: Politische Einmischung in die Geldpolitik. Schon 2020 verlor die Lira rund 20%, diese Woche weitere 15%. Konsequenz: Die Inflation liegt inzwischen bei 16%. Das Land wird vor dem Systemerror stehen, wenn man weiterhin staatlich diktierte Geldpolitik betreibt. Dazu passt auch die Meldung, dass Erdogan diese Woche ausgetreten ist aus der Konvention zum Schutz von Frauen gegen Gewalt. Begründung: Dies würde die Scheidungsrate massiv erhöhen. Ja richtig lieber Herr Erdogan, wenn man seine Frau nicht schlagen darf, dann muss man sich scheiden lassen. Willkommen im neuen Jahrtausend. Ich bin dafür, die Konvention zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen umzubenennen, denn es ist ja wohl eindeutig ein Systemfehler, dass diese den Namen Istanbuler-Konvention trägt.
Fehler im System
Ein Schiff steckt quer in einem Wasserkanal und blockiert einen Teil des Welthandels, weil sich dahinter inzwischen hunderte Schiffe stauen. Prompt wird über die Auswirkungen des Ölpreises und der Lieferketten diskutiert. Konsequenz: Nicht wirklich signifikante Ausschläge an den Märkten zu beobachten, für die Börse also kein Fehler im System. Viel wichtiger war das positive Signal des ifo-Geschäftsklimaindex. Der fiel nämlich für das aktuelle Klima, die Lage und für den Ausblick, deutlich besser aus als das erwartet wurde. Die Wirtschaft in Deutschland scheint robuster zu sein als viele dachten. Corona ist zwar momentan ein Fehler im System, aber dennoch läuft das System dank der enormen Gelder von Staat und Notenbank. Die Börse befindet sich damit weiter im Risk-on-Modus, neue Höchststände in der kommenden Woche wahrscheinlich. Aber ich kann mich auch irren, das wäre dann mein Fehler!
Ihr Volker Schilling
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