Evergiven, Evergrande, Evergreen
Erinnern Sie sich noch an die Evergiven? Jenes Schiff, welches im Suezkanal feststeckte und die Durchfahrt blockierte? Was für ein Buhei um das vollbeladene Containerschiff. Ein ähnliches Buhei erlebten wir diese Woche um den chinesischen Immobilientanker Evergrande, der mit seinen Schulden feststeckte im Zahlungskanal seiner Verbindlichkeiten. Der Durchfluss mangels Liquidität stockte und das Immobilien-Dickschiff blockierte damit weltweit die Börsen. Aber während für mich dieses Schauspiel eher dem verstopften Suezkanal glich, machte schnell ein Vergleich mit dem Untergang der Lehman-Titanic die Runde. Die Börsen legten daher am Montag so stark den Rückwärtsgang ein wie seit Monaten nicht. Alleine der DAX, frisch auf 40 Matrosen angewachsen, korrigierte bis auf fast 15.000 Punkte. Und jetzt am Ende der Woche entpuppt sich das Ganze mehr als Sturm im Wasserglas. Dax, Dow und Co rudern schon wieder auf alte Höchststände zu. Der Lehman-Vergleich aus meiner Sicht völlig überzogen. Wir erleben hier eher einen künftigen Evergreen der chinesischen Regierung, nämlich Unternehmen so zu erziehen, dass der gemeinschaftliche Wohlstand, aber nicht der Reichtum von wenigen wächst. In diesem Sinne wird der ein oder andere Wirtschaftskapitän Chinas auch künftig über die Planken laufen müssen, aber die Rettungsringe für die Schiffsbesatzung liegen ebenfalls bereit. Übrigens, der Anteil des Immobiliensektors im MSCI China A Index liegt gerade mal bei 2%. Da sehen andere Quoten ganz anders aus:
Demoskopie, Demokratie, Demographie
Die Demoskopen haben vor Wahlen ihre Sternstunden der Aufmerksamkeit. Und die anstehende Bundestagswahl zeigt einmal mehr, dass es für fast alle Parteien immer weniger Stammwähler gibt und sich so ständig wechselnde Konstellationen ergeben können. So haben sich in den Umfragen diesmal sowohl die CDU/CSU, als auch die Grünen und zuletzt die SPD schon ganz vorne gesehen. Die tatsächliche Entscheidung wird von vielen aber inzwischen erst am Wahltag getroffen. Demoskopen dürften düpiert dreinblicken, wenn es am Ende dann doch wieder anders aussieht. Ist das zu beklagen? Nein, das ist Demokratie, hier geht unmittelbar die Macht vom Volk aus. Und das Volk unterliegt nicht nur seinen Tageserlebnissen, sondern auch seinem demographischen Wandel in Deutschland. Immer mehr Alte dominieren. Wähler unter 21 reichen nicht mal für die 5%-Hürde. Wähler über 70 dagegen stellen mehr als 20% der Stimmen. Und wenn ich als Börsenprognostiker, der mit radikaler Unsicherheit umzugehen weiß, einen Tipp geben darf: Werfen Sie mal einen Blick auf die Jamaica Stock Exchange und den JSE All Jamaican Composite Index. Die Korrektur könnte bald beendet sein. Am Sonntag wird geliefert. Apropos:
Gorillas, Guerilla, Gardinenpredigt
Der absolut neue heißeste Shit bei den Startups sind Lebensmittel-Schnelllieferdienste. In 10 Minuten Lebensmittellieferungen online bestellt und zuhause abgeliefert. Im Mai letzten Jahres gegründet ist Gorillas so ein Dienst, der nicht nur 200 Mio. Euro von Delivery Hero bekommt, sondern durch die aktuelle Kapitalerhöhung eine fantastisch fantasievolle Bewertung von 3 Mrd. Euro erreicht. Mit Guerilla-Marketing will man so schnell wie nur möglich wachsen, denn am Ende werden von den vielen Neuen nur wenige überleben. Die Geldverbrennung ist dabei aktuell das Einzige, was noch schneller ist als die Lieferzeit. Was war sonst noch diese Woche los? US-Finanzministerin und ehemalige US-Notenbankchefin Janet Yellen hielt dem US-Kongress eine Gardinenpredigt. Die US-Schuldengrenze muss dringend erhöht werden, sonst droht nach ihrer Meinung eine „ökonomische Katastrophe“. Hört hört, Shutdown statt Lockdown ist in den USA womöglich bald der Fall. Sofern noch nicht postalisch geschehen, möchte ich Sie diese Woche um etwas bitten: Gehen Sie wählen.
Ihr Volker Schilling
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