Greiffbar - Investments zum Anfassen vom 13.12.2019

Zusammen raufen oder zusammenraufen?

Bis zum 12. Dezember wollte ich nichts mehr über den Brexit schreiben, denn der Tag der Wahl in Großbritannien sollte zeigen, ob das Volk sich zusammenraufen will oder ob sie weiter im Parlament alle zusammen raufen wollen. Ersteres ist der Fall, denn mit überwältigender und absoluter Mehrheit haben die Briten nicht nur Boris Johnson gewählt, sondern auch erneut ein klares Votum für den Austritt abgegeben. Damit sollte der Fahrplan jetzt endlich klar sein: Großbritannien verlässt Ende Januar 2020 die EU. Und was macht die Börse daraus: Sie reagiert mit einer Erleichterungsrally und läutet damit die Jahresendrally ein. Sollte mich die Tatsache, dass ich diese Zeilen an einem Freitag den 13. schreibe stutzig machen? Es ist zum Haare raufen, wenn ich welche hätte.

Zu lässig oder zulässig?

Die neue EZB-Chefin Christine Lagarde ist im Amt. Dementsprechend groß war der Andrang auf der ersten Pressekonferenz. Und die Neue hat gleich geliefert, was man vorher erwarten durfte: „Die schwache Inflation erfordert weiterhin expansive Geldpolitik!“ Eindeutig ihre Aussage. Die Geldpolitik der europäischen Notenbank wird also auch zukünftig locker sein. Zu lässig, wie die Kritiker finden und zulässig, wie die Befürworter skandieren. Wie dem auch sei, Frau Lagarde macht keinen Hehl daraus, dass sie weiterhin den Markt fluten wird, gleichzeitig mit Frau von der Leyen an einem Notenbank unterstützenden „Green Deal“ arbeitet und wie wir alle sehen und hören konnten, einen anderen Stil im Umgang mit den Journalisten und auch EZB-Kollegen pflegt. Dieser ist nach Draghis „einsamer Wolf“-Stil auch dringend nötig, um das Konsortium wieder stärker zu einen. Was heißt das alles für Investoren: Die Notenbank steht weiter steigenden Börsen nicht im Wege und könnte sogar im neuen Jahr als Liquiditäts-Katalysator zusätzlich Schub verleihen. Ganz anders dieser Herr hier:

Über Steuern oder übersteuern?

Bundesfinanzminister Olaf Scholz will über neue Steuern die neue Grundrente finanzieren. Die Finanztransaktionssteuer soll es richten. Der Gesetzesentwurf, der jetzt vorliegt, sieht folgendes vor: Personen, die Aktien großer Unternehmen kaufen, sollen künftig eine Steuer von 0,2% des Geschäftswertes an den Fiskus entrichten. Dies gelte aber nur für Aktien von Unternehmen, die mehr als 1 Mrd. Euro wert sind. In Deutschland sind das aktuell 145 Unternehmen. Ja, man darf sich als Altersvorsorgesparer zu Recht darüber aufregen, aber sind wir doch mal ehrlich: In Deutschland ist dies leider eine Minderheitensteuer. Nur wenige werden davon betroffen sein und rechnet man diese Steuer für den Einzelnen über lange Zeitreihen hoch, so sind die absoluten Abgaben nicht dramatisch. Und das schreibe ich als Gegner dieser Steuer. Aber nicht nur der Finanzminister übersteuert, sondern auch die Kritiker tun dies zuweilen. Steuern Sie gut aufs Jahresende zu.

Ihr Volker Schilling


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