Greiffbar - Investments zum Anfassen vom 13.09.2019

Absehbar: As long as it takes

Er hat es getan. Mario Draghi bereitet zum Ende seiner Amtszeit den Weg für eine langfristige Lockerung der Geldpolitik. Aus „whatever it takes“ wird „as long as it takes“. Konkret: Die zukünftige Richtlinie wurde geändert. Die Niedrigzinsphase wird nicht mehr an ein konkretes Datum geknüpft (Mitte 2020), sondern an das „nachhaltige und robuste“ Erreichen des Inflationszieles bei 2%. Erst dann kann die Geldpolitik wieder gestrafft werden. Fazit: Die Maßnahmen dafür werden nicht nur ausgeweitet werden, sondern auch auf unbestimmte Zeit beibehalten. Das hat eine neue Qualität in Dimension und Dauer. Frau Lagarde wird dieses Erbe freuen. Ab 1. November gibt es wieder jeden Monat 20 Mrd. Euro frisches Geld, welches durch Anleiheaufkäufe in den Kapitalmarkt fließt. Damit wird aus meiner Sicht die (Güter-) Inflation nicht steigen, sehr wohl aber die (Asset-) Inflation. Mit anderen Worten, Immobilien und Aktien werden die großen Gewinner dieser Maßnahmen sein. Der Weg für neue Höchststände im letzten Quartal dieses Jahres ist damit frei. Die aktuelle Mischung aus politischen Sorgen, Negativzinsen, Rezessionswarnungen und hinter uns liegenden Gewinnrevisionen sind der beste Nährboden dafür. Krise kann so schön sein.

Untragbar: Heul doch

Bereits in der letzten Ausgabe habe ich vom großen Bankengejammer geschrieben. Die aktuelle Entscheidung der EZB im Rahmen der Maßnahmen auch den Bankeneinlagenzins von minus 0,4 auf minus 0,5 zu setzen wurde zum Anlass genommen, um wieder auf die Tränendrüse zu drücken. Ich halte dagegen, dass dies Krokodilstränen sind, eine geheuchelte Zurschaustellung von Trauer. EZB-Bashing und Sündenbocksuche, um künftige Gebührenerhöhungen und die Weitergabe von Negativzinsen zu rechtfertigen. Wie komme ich darauf? Ja, die Minuszinsen werden größer, aber gleichzeitig nimmt Mario Draghi einen großen Teil der betroffenen Gelder (Depositen) davon aus. Circa 45% aller Überschussreserven der Banken werden nämlich durch einen neuen Freibetrag davon ausgenommen. Sind damit also vom Strafzins sogar befreit. Darüber liest man wenig in den kollektiven Notenbankbeschimpfungen. Untragbar!

Unberechenbar: Elektromobilität made in Germany

In Frankfurt liefert die Internationale Automobilausstellung IAA die Bilder der Zukunft: Elektroautos made in Germany. Porsche lancierte den ersten ernsthaften Tesla-Konkurrenten Taycan, während VW & Co den Massenmarkt angehen wollen. Gleichzeitig sind die künftigen Zahlen an E-Autos auf deutschen Straßen nahezu unberechenbar. Warum: Ladepunkte! Derzeit existieren davon in Deutschland 20.700. Um angepeilte 10 Mio. E-Autos auf der Straße zu haben, braucht es circa 350.000 Ladestationen. Derzeit unklar, wie diese entstehen. Die gesamte Ökobilanz der E-Autos bleibt lieber unerwähnt, da für viele nur die Statistik zählt, die auf dem fahrenden Auto beruht. Und weil die Automobilindustrie in den letzten Jahren eine so schlechte Lobby in der Politik hat, tritt auch noch Bernhard Mattes zurück, Chef des Verbandes der deutschen Automobilindustrie (VDA), mit dem ich mich zuletzt ordentlich gestritten hatte in einer Diskussionsrunde der ARD zur “Zukunft des Automobils – Alles unter Strom” Hier die ganze Diskussion zu diesem Thema an dem auch Uwe Hück, Ex- Porsche Betriebsratsvorsitzender und Anne Gulich von der Stuttgarter Zeitung teilgenommen haben: https://www.youtube.com/watch?v=nOUyxB7P3RM. Viel Freude beim Anschauen.

Ihr Volker Schilling


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