Greiffbar - Investments zum Anfassen vom 09.07.2021

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

  • Um die Ecke biegen
  • Um die Ecke denken
  • Um die Ecke bringen

Um die Ecke biegen

Kurz zusammengefasst war diese Woche eine Woche der Richtungswechsel. Nirgendwo geradeaus, sondern an jeder Ecke in eine andere Richtung. Da sind in der einen Ecke die Autobauer VW und BMW, die nicht damit gerechnet hatten, dass sie mit 875 Mio. Euro eine dermaßen hohe Kartellstrafe von der EU-Kommission bekommen, nur weil sie der dritte Mitspieler (Daimler) in die Ecke gestellt hat. In einer anderen Ecke stehen die Cloud-Giganten Amazon und Microsoft, die sich jetzt erneut um den Großauftrag des Pentagon bemühen müssen, der eigentlich schon längst an Microsoft vergeben war. Noch schlimmer traf es den von mir letzte Woche noch heiß empfohlenen chinesischen Fahrdienst Didi, der kurz nach dem Börsengang bei der chinesischen Regierung aneckte. Wegen Sorgen beim Datenschutz hat Chinas Regierung kurzerhand die Didi-App in allen App-Stores löschen lassen. Eklatant für den Börsenkurs, der daraufhin über 20% eingebrochen ist. Werden diese Richtungswechsel die Kursentwicklungen all der genannten Unternehmen in den kommenden Monaten aufhalten? Ich glaube nicht. Weswegen ich in einer freien Ecke meines Depots bereits Platz für Nachkäufe geschaffen habe.

Um die Ecke denken

Manchmal poppt ein Thema an unterschiedlichen Ecken und Enden auf. So wie beispielsweise die steigende Inflation. In unserem Alltag bemerken wir bereits gestiegene Preise oder Wartezeiten. Insbesondere Lieferketten sind zerbrochen, egal ob bei Computerchips, Holz oder Fahrrädern. Dies hat jetzt auch die deutsche Industrie erreicht, welche im Mai 3,7% weniger Aufträge erhielt als einen Monat vorher. Experten hatten eigentlich mit einem ordentlichen Plus gerechnet. Die Hüterin der Inflation ist die Notenbank. Und wenn einer um die Ecke denken kann, dann ist es diese Institution. Kurzerhand hat man in der Sitzung dieser Woche die seit 18 Jahren gültigen Eckpfeiler der Inflationsbekämpfung neu formuliert. So wird man künftig nicht mehr ein Inflationsziel von nahe an, aber knapp unter 2% anstreben, sondern künftig genau 2%. Nicht überraschend, aber etwas hektisch über den Ecktisch verkündet, um gleich hinterherzuschieben, dass man auch mehr als 2% toleriert. Schließlich gelte der Grundsatz, dass man jahrelang unter den angestrebten 2% lag und es deshalb auch eine Zeit lang darüber liegen darf, um im Mittel bei 2% zu landen. Mit dieser Logik lassen sich aus meiner Sicht auch noch höhere Inflationsraten ohne Einschreiten der Notenbank rechtfertigen. Gerade heraus, statt um die Ecke gedacht: Die Notenbanken bauen vor, um keine Zinsen erhöhen zu müssen, weil Sie es kaum können, ohne Staaten um die Ecke zu bringen. Apropos:

Um die Ecke bringen

Wer einen Blick darauf werfen will, wie die Inflation ohne Einschreiten der Notenbank aussieht, der muss nur einen Blick in die Türkei werfen. Dort sind wir inzwischen zum Vorjahr bei 17,5% Inflation angelangt. Politisch Verantwortliche sind dabei, diesen Staat wirtschaftlich um die Ecke zu bringen. Übrigens, ebenso wie das Ölkartell OPEC, welches sich diese Woche im Streit getrennt hat, da man sich über Fördermengenbeschränkungen nicht geeinigt hat. Vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate sind bei den anderen Ölexportländern angeeckt. Dazu passte doch auch die politische Meldung dieser Woche: Alle Parteien wollen in ihrem Wahlprogramm die Riesterrente abschaffen und durch Alternativen ersetzen. In diesem Sinne können Sie sich vielleicht schon einmal Gedanken machen, ob Sie in Zukunft nicht mehr riestern, sondern habecken werden?

Ihr Volker Schilling


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