Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- imposant
- rasant
- süffisant
imposant
Das ist wirklich beeindruckend. Die USA, noch vor einem Jahr ein Pandemieverlierer mit zahlreichen Toten und Erkrankten, geht gestärkt aus der Krise hervor. Ich habe letzte Woche bereits das imposante Wirtschaftswachstum von 6,4% im ersten Quartal erwähnt. Nur zum Vergleich: Die große Wirtschaftsnation Deutschland zeigt im gleichen Zeitraum ein Minus von 1,7%. Dazu diese fulminante Quartalsberichterstattung der US-Unternehmen: Knapp 90% der Unternehmen haben ihre Erwartungen und Prognosen übertroffen. Solch einen Wert gab es seit 2011 nicht mehr. Und die Erholung geht weiter. Inzwischen sind 45% der Bevölkerung erstgeimpft und die Arbeitslosenzahlen sinken. Von den enormen Billionen-Programmen der Biden Regierung ganz zu schweigen. Im Prinzip ist es also so wie immer in den USA: Klotzen statt kleckern. Gute Stimmung und Liquidität, der Treibstoff für die Börse ist reichlich vorhanden. Damit sollten die Börsen auch im zweiten Quartal den Anstieg ungebremst fortsetzen können. Anleger und Börse, das ist und bleibt aktuell so treu wie Siegfried und Roy. Aber nicht mehr ganz so wie Bill und Melinda Gates.
rasant
Heftige Kursbewegungen gab es diese Woche allerdings bei Wasserstoff- und Biotech- Aktien. Die beiden Lieblinge der Anleger kamen ordentlich unter die Räder. Nach einer rasanten Achterbahnfahrt haben Investoren endlich wieder einmal die Erfahrung machen dürfen, dass Börsen keine Einbahnstraße sind. Während die Wasserstoffwerte durch Ballard Power unter Druck kamen, die ein grottig schlechtes Ergebnis gemeldet haben, gerieten die „Impfaktien“ durch Amerikas Ankündigung, den Patentschutz in Frage zu stellen, ins Rutschen. Im Mutterland des Kapitalismus stellt man die Vorzüge des Profitstrebens in Frage. Das hat einige auf dem falschen Fuß erwischt. Bei CureVac, Biontech & Co greife ich zu, denn ich glaube nicht, dass die WTO der Auflösung des Patentschutzes zustimmen wird. Vielmehr werden die Unternehmen freiwillig einen Teil der abzuschöpfenden Erträge durch Lizenzvergabe freigeben. Alles andere wäre ein verheerendes Signal: Die Anstrengung ins Risiko zu gehen, zu investieren, zu forschen und auch zu scheitern werden nicht mehr verlässlich belohnt. Mit dieser Einstellung hätten wir bis heute noch keinen Impfstoff und weder den reichen, noch den ärmeren Ländern wäre geholfen. Der Kapitalismus mag seine schwierigen Seiten haben, aber er ist effizient darin, Fortschritt und Innovation zu fördern. Die Einmischung von Staaten oder gar die Übernahme durch den Staat von marktwirtschaftlichen Mechanismen dagegen ist eine Geschichte von Verarmung und Wohlstandsvernichtung.
süffisant
Mit einem verschmitzten Grinsen saß der 97-jährige Charlie Munger neben seinem kongenialen Partner Warren Buffett bei der diesjährigen digitalen Hauptversammlung von Berkshire Hathaway. Mit 145 Milliarden Dollar Cash in der Bilanz kann er das auch. Und weil es nach der Ansicht der beiden zu wenig günstige Aktien gibt, kaufen sie mit einem Teil des Geldes einfach ihre eigenen. Denn nach Aussage Buffetts wäre die Berkshire Hathaway aus seiner Sicht zu günstig bewertet. Der größte Aktien-Influencer unserer Zeit zeigt allen, wie eine süffisante Verkaufsshow in den neuen Medien auszusehen hat. Und weil die beiden weit über 90-jährigen endlich einmal den Nachwuchs ranlassen wollen, haben sie kurzerhand den knackig jungen 58-jährigen Greg Abel als ihren Nachfolger auserkoren. Das Ereignis war „epic“! Ebenso wie für Apple diese Woche, die von Epic Games verklagt werden, weil sie aus dem App-Store geflogen sind, nachdem sie die 30%-Abgabe bei den Bezahldiensten nicht mehr abdrücken wollten. Man darf auf das Urteil gespannt sein, denn Apples Geschäftsmodell könnte dadurch einen ordentlichen Knacks bekommen. Selbiger möge Ihnen erspart bleiben, auf dass ich Sie weiter als Leser behalten darf. Ihr Volker Schilling
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