Greiffbar - Investments zum Anfassen vom 06.09.2019

Showdown im Dax

Thyssen-Krupp fliegt nach 31 Jahren aus dem Deutschen Aktienindex Dax. Ein anderer Industriekonzern wird am 23. September den Essener Stahlkonzern ersetzen: Der MünchnerTriebwerkshersteller MTU Aero Engines. The show must go on, das gilt auch für die Börse. Die Thyssen-Krupp-Aktie wandert in den M-Dax und hat dort gute Chancen zu reüssieren. Wirft man einen Blick auf die beiden Werte in den vergangenen zwölf Monaten, so steht bei Thyssen-Krupp ein Minus von 50% zu Buche, während MTU über 30% Plus vorweisen kann. Und wenn Sie glauben, die Meldung zum Dax wird MTU ins bessere Licht rücken, dem sei gesagt, dass Thyssen-Krupp aktuell der eindeutig bessere Wert für eine Investition ist: Ja, so ist Börse. Nur kurz warum die Börsenshow so ist: Zum einen haben sich alle zittrigen Hände von der Aktie befreit, es gibt damit kaum noch Verkäufer. Zum anderen kommen jetzt die M-Dax Indextracker, die die Aktie kaufen müssen. Aber viel entscheidender: Thyssen-Krupp will und muss seine Sparten lukrativer machen. Und das geschieht bereits. So steht die Aufzugsparte zum Verkauf bereit. Mitbewerber Kone bringt sich schon in Stellung. Der ein oder andere Finanzinvestor wird daran auch interessiert sein. Zu Recht, denn alleine der Wert dieser Sparte sollte eine höhere Marktbewertung rechtfertigen. Fazit: Der Daxrauswurf wird sich für Thyssen-Krupp als lukrativer erweisen als gedacht. Hier bietet sich eine echte Gelegenheit. So ist Börse eben, besser als Showbusiness.

Willkommen zur Reality Show der Banken

Das große Gejammer über den Negativzins scheint unter den Bankern ausgebrochen zu sein. Zuletzt Deutsche Bank Vorstandschef Christian Sewing, der glaubt, dass die „Niedrigzinsen das Banksystem ruinieren“. Nur der Vollständigkeit halber: Dazu brauchten die Banker keinen Niedrigzins, das haben Sie von ganz alleine geschafft. Vielmehr ist der Null- oder Negativzins eine Folge Ihrer eigenen Versäumnisse und der großen Sparleidenschaft der Geldbesitzer. Neueste Anekdote in dieser Reality Show: In Dänemark werden inzwischen 10-jährige Hypothekenkredite mit negativen Zinsen vergeben. Das heißt, die Gläubiger müssen für ihren Hauskredit weniger zurückzahlen, als sie sich ursprünglich ausgeliehen haben. Und warten Sie erst einmal die After Show Party ab, da geht noch mehr. Das Gejammer der Banken dagegen ist reine Heuchelei, denn die Zinsmargen in den Bilanzen sind seit Jahren relativ stabil, trotz ständig sinkender Zinsen. Zum einen werden Negativzinsen inzwischen weitergegeben (die Hälfte aller Firmenkunden zahlen bereits) und zum anderen sanken auch die Refinanzierungskosten der Banken selbst deutlich. Kurzum: Das kollektive EZB Bashing und Geheule der Banken ist eine Reality Soap, um von ihren eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken.

Von Casting Shows und Showmastern

Wir wollen uns wieder um die Sorgen der Menschen kümmern und weniger um Personalpolitik”. Das Ergebnis: 15 Kandidaten und 23 Regionalkonferenzen mit einem gewaltigen logistischen und personellen Aufwand. Ja, das sieht ganz nach weniger Personalpolitik aus. Vielleicht wäre es einfacher mit Webkonferenzen und Online-Abstimmung gegangen? Wie eine echte Show aussieht, zeigt derzeit aber keiner besser als Britanniens Premierminister Boris Johnson, der binnen zwei Tagen gleich vier Abstimmungen versemmelt und sich damit aus dem Rampenlicht ins Bühnenaus katapultiert. Das ist echte Unterhaltung. Die Börsen freut es und so stehen wir inzwischen mitten in der von mir erwarteten Erholung. Ich hoffe Sie haben meinen Mut geteilt und die tieferen Kurse der letzten Wochen für Käufe genutzt.

Ihr Volker Schilling


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