Greiffbar - Investments zum Anfassen vom 06.08.2021

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

  • Wer hat´s verbockt?
  • Da fliegt die Kuh!
  • Lassen Sie sich keinen Bären aufbinden.

Wer hat´s verbockt?

Die Börse ist wie das Leben selbst, es gibt Gewinner und Verlierer. Es gibt Chancen, verpasste wie genutzte und manchmal läuft es einfach nicht. Einen großen Bock geschossen hat der Vorstand der Bayer AG, als er seinerzeit beschlossen hat, Monsanto zu übernehmen. Glyphosat, der Unkrautvernichter von Monsanto, scheint auch als Aktienkurs-Vernichter zu taugen. Wieder neue Rückstellungen wegen Gerichtverfahren, wieder kein Gewinn bei Bayer und wieder keine Konsequenzen. Schon längst hätte die Führungsmannschaft ausgetauscht werden müssen. Der Aufsichtsrat kommt seiner Verantwortung nicht nach und verbockt es damit auch auf Unternehmensebene. Ein Desaster ohnegleichen. Apropos, um dasselbige abzuwenden, hat diese Woche Vonovia einen weiteren Versuch zur Übernahme der Deutschen Wohnen gestartet. 1 Euro pro Aktie mehr und eine schnellere Auszahlung der Gelder bietet Vonovia den Deutsche Wohnen-Aktionären an und hofft damit, die Andienungsschwelle von 50% zu überschreiten, damit der Deal klappt. Bleibt zu hoffen, dass die Aktionäre diesmal mehr Bock darauf haben.

Da fliegt die Kuh!

Ganz anders diese Woche bei einer Reihe von Unternehmen, die ihre Aktionäre richtig glücklich machen. Beim Gasproduzenten Linde fliegt die Kuh. Der Aktienkurs gibt nach starken Quartalszahlen sprichwörtlich Gas und steigt auf neue Allzeithochs. Da ist noch mehr drin. Ebenso bei den Zahlungsdienstleistern. So meldete diese Woche Square Chef Jack Dorsey die Übernahme von Afterpay. Für 29 Milliarden US-Dollar und mit über 30% Aufschlag zum letzten Börsenkurs will man sich den australischen Zahlungsdienstleister einverleiben. Warum? Afterpay bietet zinslose Ratenzahlungen für Online-Käufe via App an. Das Wachstum ist rasant und Square will so noch vor Apple und Paypal in diesen lukrativen Kreditmarkt einsteigen. Es lebe der Konsum auf Pump. Square-Aktionäre quotieren den Kauf mit kräftigen Kursanstiegen. Hoffentlich sind die nicht auch kreditfinanziert. Zu guter Letzt darf nicht unerwähnt bleiben, dass der Börsenneuling Robinhood diese Woche so richtig an der Börse abgegangen ist. Von einem Kurs von 35 US-Dollar auf bis zu 82 Dollar in der Spitze. Da fliegt die sprichwörtliche Kuh in der Rakete durch den Börsensaal. Geht das gut? Nein, hier treibt die Zockergemeinde, die sich selbst auf der Handelsplattform von Robinhood puscht, mittels Optionsscheinen ihr Unwesen. Kann man machen, darf aber hinterher nicht jammern, wenn die Kuh unsanft landet.

Lassen Sie sich keinen Bären aufbinden.

Was ist die beste aller Börsenwelten? Haben Sie sich diese Frage schon einmal gestellt? Für mich ist es ein zehnjähriger negativer Return. Warum? Es hat sich in den letzten 150 Börsenjahren noch immer gelohnt, dann einzusteigen, wenn das Zehnjahresergebnis von Dax, Dow & Co negativ war. Die darauffolgenden zehn Jahre waren meist wunderbare Börsenjahre. Und wie immer gibt es Ausnahmen von dieser Regel. Dazu genügt ein Blick auf den Langfristchart des Nikkei. Leider mangelt es gerade an solchen Gelegenheiten, weshalb ich mich derzeit auf die zweitbeste aller Börsenwelten konzentrieren würde: Langsam steigende Kurse bei ständiger Angst der Käufer vor einem Crash. Genau in dieser Situation befinden wir uns gerade an den etablierten Märkten. Aktien werden wegen mangelnder Alternativen stetig weiter gekauft und genauso stetig ist die Angst der Profis und auch der Börsenneulinge, dass dieser Anstieg doch nicht ewig anhalten kann. Die Mahner sind zahlreich und werden nicht müde. Das ist schön, so bleibt die zweitbeste aller Börsenwelten für mich noch einige Zeit erhalten. Also lassen Sie sich keinen Bären aufbinden und bleiben Sie investiert. Mit den besten Wünschen für Ihren Anlageerfolg.

Ihr Volker Schilling


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