Greiffbar - Investments zum Anfassen vom 03.03.2023
Glaube
Der Glaube versetzt bekanntlich Berge. So glaubten diese Woche zum Beispiel die katholischen Bischöfe in Dresden, dass ihnen in Sachen Missbrauchsaufklärung noch jemand glaubt. Oder die Aktionäre von Tesla, deren Messias Elon Musk diese Woche am Investorentag eine Bergpredigt gehalten hat. Er glaubt an seinen Masterplan Teil 3, der 2030 mit 20 Mio. verkauften Autos pro Jahr rechnet. Wem der Berg zu hoch ist, dem hat Heilsbringer Elon diese Woche auch gleich einmal gezeigt, wie Wunder aussehen können: Seine deutsche Autokathedrale in Grünheide meldete stolze 4.000 produzierte Autos pro Woche und mehr als 10.000 Beschäftigte. Das hat auch die Aktionäre überrascht, die die Tesla-Aktie erst gegen Himmelfahrt schickten, um dann nach der schwachen Predigt am Investorentag der Aktie eine Höllenfahrt zu bescheren. Der kurze Höhenflug machte Elon Musk für 24 Stunden wieder zum reichsten Mann der Welt, bevor er diesen Titel wieder an den Handtaschengott Bernard Arnault abgeben musste. Man kann es kaum glauben.
Liebe
Die Liebe der Deutschen galt in der Vergangenheit seit jeher der Geldwertstabilität. Wie kein anderes Volk fürchtete man die Inflation und so war die Bundesbank jahrzehntelang der Hort für eine starke D-Mark. Die Europäische Notenbank (EZB) dagegen ist großzügiger, liebt es gerne laissez faire und gab der Stabilität eine lange Leine. Eine zu lange Leine wie wir seit letztem Jahr wissen. Die EZB ist neue Liebschaften eingegangen, zum Beispiel die Euro- und Staatenrettung oder die Förderung eines nachhaltigen Umbaus der Wirtschaft. Doch alte Liebe rostet nicht und so ist die Notenbank seit einigen Sitzungen gezwungen, den Schraubstock der Geldwertstabilität, den Zins, wieder anzuziehen. Die Inflation will sich aber nicht so recht umarmen lassen und zeigte sich auch diese Woche hartnäckig. Unverändert bei 8,7% lag die deutsche Inflation im Februar und damit völlig ungerührt von den Liebesbekundungen der Notenbanker. Der Druck durch Lohnforderungen und Nahrungsmittelpreise will einfach nicht nachlassen und die Bremsspuren in der Wirtschaft bleiben aus. Letzteres macht allerdings Hoffnung:
Hoffnung
Die Wirtschaftsindikatoren des Ifo-Institutes, des ZEW und die PMIs für Europa kommen alle besser rein als erwartet. Es keimt Hoffnung auf eine Absage an die Rezession. Europa ist der Hoffnungsträger an den Börsen: Seit Oktober 2021 über 26% Outperformance gegenüber dem US-Index S&P500. Seit Jahresanfang fast 8% mehr Ertrag als der US-Markt, trotz Krieg, trotz hohen Energiepreisen, trotz Inflation, trotz Zinserhöhungen. Was kommt jetzt? Bleibt das so? Dazu mein ganz aktuelles Interview beim Börsenradio: „Der Dax ist ein gewaltiger Outperformer“. Ich mache Ihnen in meinem Interview Hoffnung darauf, dass es gute Gründe gibt, dass diese Entwicklung anhält. Dazu braucht es weder Glaube oder Liebe noch Hoffnung. Es braucht lediglich die vierte oft vergessene Weisheit: Bewertung! Hören Sie doch einfach mal rein. Hoffentlich haben Sie diese Woche meine Kolumne bis zu diesem Ende gelesen, denn ich habe sie mit viel Liebe geschrieben. Warum? Das sagt Ihnen die Bibel: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ (1 Kor 13,1ff.) In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Liebe und einen guten Start in die kommende Woche.
Ihr Volker Schilling
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