Loys Capital Kolumne vom 29.04.2025
Es hat nicht lange gedauert, bis die verdüsterten Aussichten für den Welthandel im Lager der Unternehmen angekommen sind. Eine Vielzahl von Unternehmen hat mittlerweile vor schlechter laufenden Geschäften gewarnt. Dabei wird häufig von geringeren Umsätzen und vor allem fallenden Nettogewinnen gesprochen. Gerade amerikanische Unternehmen, deren Lieferketten weltweit verwoben sind und die am internationalen Handel rege teilnehmen, berichten zunehmend in Moll-Tönen.
Interessant ist etwa der deutliche Rückgang der Mobilfunkanschlüsse bei Verizon. Das Telekommunikationsunternehmen berichtet von einer Kündigungswelle durch die Aktivitäten der neuen Kostensenkungsbehörde namens DOGE. Klagende Töne wurden auch bei Pepsi angeschlagen. Dort ärgert man sich über die steigenden Kosten für Aluminiumdosen durch die verhängten und im Raum stehenden Zölle. Ein ganz besonderes Klagelied singen die Exporteure von Flüssiggas, immerhin eines der wichtigsten Exportgüter der Vereinigten Staaten. Angesicht einer Regierungsverfügung, der zufolge in China gebaute Schiffe hohe Strafgebühren beim Anlegen im Hafen bezahlen müssen, sieht sich die Flüssiggasindustrie außerstande, ihre Exporte aufrechtzuerhalten.
Beim Autohersteller Tesla wurde auf das Anbieten der in den USA gefertigten Modelle auf dem chinesischen Markt verzichtet, weil die Zölle eine marktgerechte Preispolitik nicht mehr erlauben. Die Zollfestsetzungen treffen Tesla in einem ohnehin ungünstigen Augenblick, denn die Kalifornier mussten zuletzt von starken Marktanteilsrückgängen berichten.
Wie in jeder Krise werden auch dieses Mal die Fluglinien und die gesamte Tourismusindustrie von den unvorteilhaften staatlichen Eingriffen betroffen sein. Mehrere amerikanische Airlines erwarten ein schwieriges Geschäftsjahr. Ähnliches war aus der Hotel- und Kreuzfahrtbranche zu vernehmen. Die Angst vor Inflation und die stark gestiegene Unsicherheit im Anschluss an die vielen Dekrete der neuen US-Administration sorgen für eine fallende Konsumneigung. Entsprechend schwach fielen zuletzt auch die Indizes zur Konsumstimmung aus, so z. B. der bekannte Michigan-Index zur Verbraucherstimmung.
Auch die Pharmaindustrie sieht sich mit Besorgnissen aus der neuen Handelspolitik konfrontiert. Eine Gewinnwarnung gab es etwa bei Merck & Co. aus New Jersey. Die von Präsident Trump angedrohten Sonderzölle auf pharmazeutische Produkte sorgen im Gesundheitssektor für schwächere Aussichten.
Sorgen gibt es auch im Finanzsektor, der als Dienstleistungsbereich zunächst nicht unmittelbar von Zöllen belastet wird. Aber die starke Korrelation mit der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung und die zunehmende Zurückhaltung der Unternehmen legt die Befürchtung nahe, dass der Finanzsektor ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.
Im Ganzen sind bereits heute erste deutliche Auswirkungen der neuen amerikanischen Handelspolitik auf die Unternehmen zu spüren. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die neue Epoche überwiegend Verlierer bringen wird.
Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns