Gewinnrezession vor dem Ende

Shareholder Value Management - Blog - vom 17.10.2023

Langfristig treiben zwei Faktoren die Kurse an den Börsen: Die Zinsen und die Gewinne der Unternehmen. Vor allem das Thema Zinsen steht dabei aktuell im Fokus der Investoren. Kein Wunder: Innerhalb von nur rund 13 Monaten sind die Zinsen so massiv angestiegen wie seit den 1980er Jahren nicht mehr. Doch gerade in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten lohnt es sich auch, einmal genauer auf die Entwicklung der Unternehmensgewinne zu schauen.

Das bietet sich gerade in diesen Tagen ganz besonders an, denn vor wenigen Tagen hat die aktuelle Berichtssaison in den USA begonnen. Traditionell hängt Europa mit der Bilanzsaison etwas hinterher. Aber aus den schon vorliegenden Ergebnissen und den Schätzungen zur Gewinnentwicklung lässt sich schon ein Bild ableiten.

2023 war bislang geprägt von einer Gewinnrezession. Sowohl in den USA als auch in Europa sind die Unternehmensgewinne zuletzt einige Quartale in Folge gesunken. Deshalb lag auch der Terminus „Rezession“ für die Beschreibung der aktuellen Entwicklung nahe. Kurzfristig bringt das jetzt anstehende dritte Quartal wohl keine Verbesserung der aktuellen Lage.

2023 bislang geprägt von einer Gewinnrezession

Im Hinblick auf die Entwicklung im Jahr 2024 sieht das jedoch ganz anders aus. Hier lassen die Schätzungen sogar wieder zweistellige Zuwächse bei den Gewinnen, insbesondere in den USA, erwarten. Nun sollte man daraus nicht zu viel Optimismus ableiten, denn die Vergleichsbasis aus den ersten beiden Quartalen des noch laufenden Jahres ist nicht besonders hoch.

Dennoch werden wir sehr wahrscheinlich zu Beginn des neuen Jahres eine sehr spannende Phase an den Finanzmärkten erreichen. So zeigt der Blick in die Vergangenheit, dass sich die Aktienmärkte gerade in Phasen wieder anziehender Gewinne gut entwickelt haben. Genau ein solches Szenario könnte nun ab dem ersten Quartal 2024 vor uns liegen.

Der Blick auf die aktuelle Gewinnentwicklung beim S&P500 Index verdeutlicht das. Schauen wir zunächst auf das zweite Quartal 2023. Im Endeffekt sanken die Gewinne um 2,8 Prozent. Als im Juli 2022 erstmals Schätzungen von Refinitiv für das Quartal abgefragt wurden erwarteten die Experten noch einen Gewinnzuwachs von 10,70 Prozent. Danach rauschten die Schätzungen rasch ab bis auf einen Rückgang von fast sechs Prozent im Juli 2023. Insofern hat dann der tatsächlich erzielte Rückgang von knapp drei Prozent im zweiten Quartal 2023 noch eine kleine Verbesserung gebracht.

Für das nun anstehende dritte Quartal 2023 lagen zu Jahresbeginn die Prognosen noch bei einem Wachstum von 5,5 Prozent. Das ist schon im Juli auf nur noch 1,3 Prozent zurückgekommen und ist seitdem auf diesem Wert geblieben. Insofern würden wir im laufenden Quartal den Pfad der Gewinnrezession bei den Unternehmensgewinnen immerhin wieder verlassen.

Rückkehr zum Gewinnwachstum – spätestens im ersten Quartal 2024

Der weitere Trend bezogen auf das vierte Quartal 2023 spricht dann auch eine klare Sprache: Laut der aktuellen Schätzungen von Refinitiv werden die Unternehmensgewinne um fast 11 Prozent im Vorjahresvergleich zulegen. Dieser Trend dürfte sich auch in den ersten beiden Quartalen 2024 fortsetzen. Dabei spielt sicherlich auch der statistische Basiseffekt eine Rolle. Immerhin waren die Gewinne in diesem Jahr zunächst gesunken, so dass die Vergleichsgröße für die Gewinne nicht so hoch war.

Die Schätzungen zum Gesamtjahr zeigen deutlich die aktuelle Schwäche an. So erwartet Refinitiv hier eine Gewinnsteigerung von 2,3 Prozent. Das ist nicht nur das geringste Wachstum seit 2020, sondern liegt vor allem auch massiv unter dem langfristigen Durchschnitt von 7,8 Prozent für den so wichtigen S&P 500-Index in den USA.

Zu den weiteren Perspektiven im kommenden Jahr erklären die Experten von Refinitiv: „Eine interessante Beobachtung ist, dass die Gewinnwachstumserwartungen für das 4. Quartal und das Gesamtjahr 2024 seit Anfang des Jahres relativ stabil geblieben sind, wenn man ein "höheres für längeres" Zinsumfeld, einen Anstieg der Ölpreise in Kombination mit inländischen Problemen im Zusammenhang mit Neuverhandlungen von Arbeitskräften und Rückzahlungen von Studiendarlehen berücksichtigt.“ Tatsächlich sind die Belastungsfaktoren für die Unternehmen wirklich breit gefächert. Insofern fällt der Blick auf 2024 moderat optimistisch aus.

In diesem Jahr haben bislang die „glorreichen Sieben“ den S&P 500-Index deutlich nach oben gezogen. Was ist von diesen zuletzt so starken Unternehmen, wie beispielsweise Nvidia, Microsoft (Blogbeitrag: Microsoft jetzt eine KI-Aktie? Tech-Gigant mit neuer Fantasie) oder Apple, zu erwarten? Nach den massiven Zuwächsen im ersten Halbjahr hat die Dynamik bei diesen Wachstumsaktien zuletzt nachgelassen. Allein seit Anfang August lag die Wertentwicklung knapp fünf Prozent hinter dem Index zurück.

Mit Blick auf die Gewinne gibt es jedoch positive Nachrichten: Bezogen auf die Daten zum dritten Quartal haben die Wall Street Analysten die Gewinnprognosen um knapp zehn Prozent angehoben. Damit hat sich auch die Bewertung verringert. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der glorreichen Sieben ist so von 34 auf jetzt nur noch 28 gesunken. Mit diesem Wert liegt es immer noch deutlich über dem Indexwert. Der liegt aktuell nur bei einem KGV von 16. Allein von Seiten der Bewertung wäre somit eine weitere Korrektur sogar möglich.

Die Glorreichen Sieben können positiv überraschen

Der Blick zurück stimmt jedoch zuversichtlich. So haben die Aktien während der Berichtssaison im Schnitt um drei Prozent besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt. Damit könnte ihnen auch die bevorstehende Berichtssaison mit Hinblick auf das Jahresende sogar noch weiteren Schwung bringen.

Bezogen auf unsere Mandate bedeutet das: Sowohl beim Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen als auch beim Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value bleiben wir bei Alphabet, Amazon und Microsoft investiert. Frank Fischer erklärt aktuell zu diesen Unternehmen: „Sie alle haben ein robustes Geschäftsmodell, das ihnen erlaubt, höhere Preise an ihre Kunden weiterzugeben. Hinzu kommt, dass sie alle über hohe Cash-Reserven verfügen, die es ihnen ermöglichen, weiterhin höchst innovativ zu bleiben und schnell auf sich verändernde Marktverhältnisse zu reagieren.“
 

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