PRIMA News vom 02.05.2023
An den Kapitalmärkten hat man derzeit vielfach den Eindruck, in einer verkehrten Welt zu leben. Während US-Unternehmen in der angelaufenen Berichtssaison für das erste Quartal ihre Gewinne durchschnittlich nach unten korrigieren, stiegen S&P 500, Dow Jones und vor allem NASDAQ 100 im März deutlich. Banken hingegen, deren Zahlen sich im Schnitt deutlich verbessert haben, standen in den letzten Wochen im Kreuzfeuer kritischer Spekulationen. Auch mit Blick auf die Weltregionen lassen sich ähnliche Diskrepanzen feststellen; auffällig hinken hier vor allem Aktien chinesischer und anderer fernöstlicher Unternehmen (einmal mehr) der westlichen Konkurrenz hinterher, obwohl ihre Volkswirtschaften das deutlich höhere Wachstum verzeichnen. Auch bei Öl und Gas hat sich Chinas neu entfachtes Wachstum bislang noch nicht niedergeschlagen; nach den Höchstständen im letzten Sommer suchen ihre Preise noch immer den Boden. Für die Industrieländer hat dies zur Folge, dass die Gesamtinflation mittlerweile auf das Niveau der Kernrate oder sogar darunter zurückgefallen ist, Lebensmittel- und Energiepreise also unter dem Strich keinen inflatorischen Effekt mehr haben. Umso deutlicher tritt der in der Kernrate reflektierte, durch Zweitrundeneffekte, wie steigende Löhne, unterstützte Preisanstieg bei verarbeiteten Gütern und Dienstleistungen hervor. Blickt man vor diesem Hintergrund auf die Anleiherenditen, so schwanken diese unverändert hin und her. Anleihe- und Aktieninvestoren scheinen angesichts erlittener Kursverluste und des anhaltenden Kaufkraftverlusts hin- und hergerissen zwischen Furcht und Gier. Ein aktuelles Gutachten des Instituts der Deutschen Wirtschaft kommt zu dem Befund, dass die Realzinsen in Deutschland, d.h. die Zinserträge nach Abzug der Inflation, bis 2050 auf -5,5% fallen.¹ Dies deckt sich nicht nur mit den weiterhin niedrigen Renditen am langen Ende der inversen Zinskurve.² Es deutet vor allem auch darauf hin, dass Anleger, die einen systematischen Verfall ihrer Ersparnisse verhindern wollen, nicht um eine höhere Risikobereitschaft herumkommen.
PRIMA – Global Challenges: Vier neue Aktien
Im Portfolio des PRIMA – Global Challenges, der weltweit in Aktien nachhaltig wirtschaftender Unternehmen investiert, gab es in den letzten Wochen einige Veränderungen. Während zahlreiche Positionen vor allem europäischer Unternehmen reduziert wurden, wurden die alten Schwergewichte, amerikanische Eisenbahngesellschaften und Halbleiterproduzenten, von Neuem aufgestockt. Der US-Anteil stieg in diesem Zusammenhang auf rund 39% (Stand: 26.04.2023). Parallel zum Rebalancing des Global Challenges Index, der Benchmark des aktiv verwalteten Fonds, wurden im März vier neue Aktien gekauft. Das bekannteste unter den neuen Unternehmen ist Philips, das sich – was weniger bekannt ist – von einem Elektronik-Mischkonzern zu einem Medtech-Spezialisten entwickelt hat (Diagnose- und Therapie-Systeme, Beatmungs- und Überwachungstechnik, Personal Health). Mit der California Water Service Group wurde ein weiterer Wasserversorger ins Portfolio aufgenommen; die Gruppe umfasst Versorgungsunternehmen in Kalifornien, Hawaii, New Mexiko, Texas und Washington und ist mit über zwei Millionen Kunden der drittgrößte Wasserversorger in den Vereinigten Staaten. Das spanische Unternehmen Solaria Energia y Medio Ambiente, mit einer installierten Leistung von über 14 Gigawatt der führende Solarstromerzeuger auf der iberischen Halbinsel, betreibt Solarparks in Spanien, Italien, Portugal, Uruguay und Griechenland. Die irische Smurfit Kappa Group, die weltweit an 355 Standorten rund 48.000 Mitarbeiter beschäftigt, ist der größte europäische Hersteller von Wellpappe. Der PRIMA – Global Challenges ist aktuell mit über 96% voll investiert, Absicherungen werden nicht gehalten (Branchengewichtungen können im Laufe der Zeit variieren, generell birgt jede Investition das Risiko eines Kapitalverlusts).
PRIMA – Globale Werte: US-Anteil deutlich reduziert
Auch das Portfolio des PRIMA – Globale Werte erfuhr in den vergangenen Wochen einen Frühjahrsputz. Anders als im PRIMA – Global Challenges wurde dabei der Anteil der US-Aktien nicht erhöht, sondern deutlich heruntergeschraubt. Aktuell liegt er nur noch bei rund einem Viertel (Stand: 26.04.2023). Wenig verändert wurde der Branchenmix, in dem Industrietitel (13,4%), Health Care (13,3%), Software & Services (10,1%) und Biopharma (9,9%) die Hauptanteile bilden und zusammen rund die Hälfte des Fondsvermögens ausmachen. Deutlich reduziert wurden die Portfolioanteile der großen US-amerikanischen Tech-Konzerne, deren Kurse sich zuletzt, parallel zu gefallenen Renditen am Anleihemarkt, erholen konnten. Vor allem bei Meta Platforms konnten dadurch Gewinne mitgenommen werden. Reduziert wurden auch die Positionen von Alphabet (Google), Amazon, Microsoft, Netflix, Airbnb und Verisign. Antizyklisch aufgestockt wurde im Gegenzug die Aktie des neuseeländischen Residenzbetreibers Ryman Healthcare, die wegen gestiegener Kosten beim Bau neuer Anlagen und einer dadurch nötig gewordenen Kapitalerhöhung Kursverluste erlitten hatte. Neu ins Fondsportfolio aufgenommen wurde Sartorius Stedim Biotech, ein Tochterunternehmen der Göttinger Sartorius AG, das Anlagen zur Fertigung biopharmazeutischer Medikamente entwickelt. Absicherungen des Aktienportfolios des PRIMA – Globale Werte wurden komplett aufgelöst, so dass die Brutto- und Nettoaktienquote aktuell übereinstimmend bei rund 90% liegen; die restlichen zehn Prozent entfallen auf liquide Mittel (Stand: 26.04.2023, Branchengewichtungen können im Laufe der Zeit variieren, generell birgt jede Investition das Risiko eines Kapitalverlusts).
PRIMA – Zukunft: Reduzierung bei Big Techs und neue Titel
Auch im PRIMA – Zukunft, der weltweit in Aktien der Innovations- und Technologieführer investiert, wurden in den letzten Wochen einige der großen US-amerikanischen Tech-Werte reduziert (Apple, Microsoft, NVIDIA). Auch die Beteiligung am niederländischen Unternehmen ASML (Lithographiesysteme für die Halbleiterindustrie) wurde verringert. Neu ins Portfolio aufgenommen wurde die Aktie der Basler Basilea Pharmaceutica AG, eines Spin-offs von Roche, das auf die Entwicklung antibiotischer und fungizider, also pilztötender Wirkstoffe spezialisiert ist. Ebenfalls neu im Fondsportfolio ist die Aktie von Carl Zeiss Meditec, das Produkte zur Diagnose und Behandlung von Augenkrankheiten sowie zur Durchführung minimalinvasiver chirurgischer Behandlungen anbietet. Palantir Technologies mit Sitz in Denver, ebenfalls neu im Fondsportfolio, ist Spezialist für die Analyse großer Datenmengen im Zusammenhang mit der Verbrechensbekämpfung, Cyberabwehr und Verteidigung im Internet. X-FAB Silicon Foundries, ein belgisch-deutsches Unternehmen, das auf die Halbleiterfertigung in der ehemaligen DDR zurückgeht, produziert analoge und analog-digitale Schaltkreise für die Automobilindustrie, medizinische und sonstige industrielle Anwendungen. Zu den Gewinnern der letzten Wochen im Fondsportfolio des PRIMA – Zukunft gehörten vor allem Nemetschek (Bau- und Immobiliensoftware) und Shopify (E-Commerce Software), außerdem Schrödinger (Software für Pharmaentwicklung) und die Aktie des chinesischen Unternehmens Ping An Health Care (elektronische Gesundheitsplattform). Verloren haben insbesondere Wasserstoff-Aktien (Bloom Energy, Hexagon Composites, NEL, Plug Power, Powercell) sowie einzelne Aktien aus dem Biotech-Bereich (Abcellera, Charles River Laboratories, Corbion, Formycon, Idorsia) (Branchengewichtungen können im Laufe der Zeit variieren, generell birgt jede Investition das Risiko eines Kapitalverlusts).
PRIMA – Kapitalaufbau Total Return: Schwellenländer bleiben zurück
Die Kursentwicklung des ETF-Dachfonds PRIMA – Kapitalaufbau Total Return spiegelt die Lage der weltweiten Finanzmärkte – einschließlich der hierzulande meist ausgeblendeten Schwellenländer – am klarsten wider. Hintergrund ist ein strategischer Ansatz, demzufolge sich die Aufteilung des Portfolios am volkswirtschaftlichen Output (BIP), nicht an der Marktkapitalisierung der verschiedenen Weltregionen orientiert. Schwellenländer, vor allem China und Staaten aus dem pazifischen Raum, werden daher prinzipiell höher gewichtet als in herkömmlichen globalen Portfolios. Eben sie jedoch gehörten in den letzten Wochen weltweit zu den Verlierern. Folgerichtig verzeichneten die Aktien-ETF auf den MSCI China und MSCI Emerging Markets im Dachfondsportfolio zuletzt die schwächste Entwicklung. Auch die Bereiche Wasserstoff und Clean Energy erlitten Kursverluste. Zulegen konnten vor allem europäische Aktien (MSCI Europe), Minimum Volatility-Indexfonds sowie die beiden Anleihen-ETF, die in euronotierte Unternehmensanleihen mit kurzer Restlaufzeit investieren und die von dem Renditerückgang im März profitieren konnten. Die Nettoaktienquote des Dachfonds – unter Einrechnung von Termingeschäften, mit denen die Portfoliomanager taktisch das Aktienmarktrisiko zu steuern versuchen – liegt aktuell bei gut 58% (Bruttoaktienquote über 86%, Stand: 26.04.2023). Hinzugekauft wurde zuletzt ein ETF auf den MSCI Japan, da japanische Unternehmen von weltweiten und speziell chinesischen Aufträgen sowie einer unverändert expansiven Notenbankpolitik profitieren (Branchengewichtungen können im Laufe der Zeit variieren, generell birgt jede Investition das Risiko eines Kapitalverlusts).
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Rechtliche Hinweise
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PRIMA – Global Challenges
PRIMA – Globale Werte
PRIMA – Zukunft
PRIMA – Kapitalaufbau Total Return
Fußnoten
¹ Demary, Markus / Voigtländer, Michael/ Zdrzalek, Jonas, 2023, Perspektiven für die Zinsentwicklung und Konsequenzen für die Immobilienmärkte, Gutachten im Auftrag der HANSAINVEST Real Assets GmbH, Köln
² Die Renditen zehn- und dreißigjähriger US-Staatsanleihen (Treasuries) liegen aktuell bei 3,5% bzw. 3,7%, während zweijährige Anleihen über 4% rentieren. Im Zwölfmonatsvergleich sind die Renditen der letzteren um rund 4,5% gestiegen, während die der Langläufer nur um rund 1% zugelegt haben. Quelle: www.investing.com (Stand: 25.04.2023)
³ FONDS professionell, Ausgabe 1/2023, S. 408 (Bewertungskriterien S. 406)