Flossbach von Storch - Marktkommentar vom 09.07.2019

Keine schnelle Lösung

Die Auseinandersetzung zwischen den USA und China lässt sich nicht mit einem "Deal" beenden, im Gegenteil - sie wird Anleger vermutlich noch länger beschäftigen.

Das Problem ist, dass der von Donald Trump vom Zaun gebrochene Handelskrieg nicht auf dessen strategischer Weitsicht beruht. Er folgt vielmehr einer schwer kalkulierbaren, teilweise erratischen Taktik des US-Präsidenten. Er nutzt den Status der USA als technologische Führungsmacht und den US-Dollar als wichtigste Handels- und Reservewährung, um Druck auszuüben. Er wirft das Gewicht eines riesigen Absatzmarktes in die Waagschale, droht mit seiner präsidentiellen und militärischen Macht.
Der Am 29. Juni auf dem G20-Gipfel in Osaka erzielte Kompromiss mit China ist wohl eher eine Atempause in einem Dauerkonflikt, den der US-Präsident aus taktischen Gründen für seine Verhandlungen gebraucht hat - mehr aber auch nicht. Dass es vor allem Chinesen sein werden, die die von den USA erhobenen Zölle bezahlen würden, ist nur eine von Trumps irreführenden Behauptungen. Am Ende des Tages sind es nämlich allen voran US-Unternehmen und US-Amerikaner, die zur Kasse gebeten werden - in Form von niedrigeren Gewinnen und höheren Preisen. So oder so dämpfen massive Zollerhöhungen den Welthandel und das Wirtschaftswachstum.

Trumps Position ist nicht so stark

Wie stark und wie nachhaltig dieser Effekt ist, lässt sich nur schwer berechnen, zumal mögliche Prduktionsverlagerungen in andere asiatische Länder die Auswirkungen begrenzen. Eine Rückverlagerung von Arbeitsplätzen in die USA wird es wohl kaum geben. Die Ankündigung Apples, seine letzte in den USA verbliebene Computerfertigung nun auch nach China zu verlagern, spricht eher für das Gegenteil. Trumps Position in einem globalen Handelskonflikt ist auf Dauer nicht so stark, wie er denkt und die Menschen glauben machen möchte. Solange er nur Zölle erhöht und einzelne Unternehmen, Huawei zum Beispiel, bestraft, halten sich die unmittelbaren Auswirkungen in Grenzen. Es gibt zudem Hoffnung, dass der Rest der Welt sich durch Trumps Protektionismus den Vorzügen des Freihandels erinnert und näher zusammenrückt. Die vorläufige Einigung der EU mit dem lateinamerikanischen Mercosur, die einen weitgehenden Abbau von Zoll- und Handelsschranken vorsieht, könnte ein Indiz dafür sein.
Wenn Trump aber das Ziel verfolgt, die Hegemonie der USA, insbesondere deren technologische Vorherrschaft, zu verteidigen und China solange wie möglich auf Abstand zu halten, schadet er nicht nur seiner eigenen Nation, sondern der gesamten Welt(-wirtschaft).
Schon jetzt hat er mit seinen Strafmaßnahmen den Ehrgeiz der Chinesen geweckt, die technologische Lücke zu den SUA noch schneller zu schließen und sich möglichst unabhängig von deren Technologie zu machen. Einen protektonisitschen Mehrfrontenkrieg, der gleichzeitig auch noch gegen Mexiko und die EU gerichtet ist, kann Trump nicht gewinnen, wenn ganze Wertschöpfungsketten zerstört und die USA zunehmen isoliert werden.

Trump braucht vor allem eines: wirtschaftlichen Erfolg

Genau das ist auch das große Problem des US-Präsidenten: Trump hat den Erfolg seiner Politik untrennbar mit der Entwicklung der Wirtschaft und der Börse verknüpft. Ein Konjunktureinbruch und ein schwacher Aktienmarkt, der die Bilanz seiner ersten Amtsperiode zerstört, würden die Chancen der heiß ersehnten Wiederwahl stark reduzieren. Es würde deshalb seiner Taktik entsprechen, in den kommenden Monaten noch mit einzelnen handelspolitischen Maßnahmen Härte zu zeigen und damit sogar vorübergehende Rückschläge an der Börse in Kauf zu nehmen. Spätestens in einem Jahr muss dann aber alles für die heiße Phase des Wahlampfs angerichtet sein. Gute Wirtschafts- und Börsendaten - gepaart mit einigen medial aufladbaren "Deals" - würden ihm im Kampf um die zweite Amtszeit helfen.


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