Schroders "In Focus" vom 27.02.2025
Der Aufregung zum Trotz deutet einiges darauf hin, dass die wirtschaftspolitischen Maßnahmen in den USA weniger extrem ausfallen werden, als es der Wahlkampf Trumps vermuten ließ. Das ebnet wiederum den Weg für ein solides globales Wachstum.
In den ersten 100 Tagen der Trump-Präsidentschaft bleibt die Unruhe groß, während die neue Regierung ihre Haltung zu wichtigen politischen Zielen offenlegt. Unserer Meinung nach stehen die ersten Anzeichen jedoch im Einklang mit unserem Basisszenario, demzufolge die wichtigsten wirtschaftspolitischen Maßnahmen weniger extrem ausfallen werden als im Wahlkampf versprochen, was den Weg für ein solides globales Wachstum von 2,5 % im Jahr 2025 und 2,8 % im Jahr 2026 ebnet.
US-Arbeitsmarkt in bester Verfassung
Die USA dürften ihren Spitzenplatz behaupten. Die Konsumausgaben übertreffen weiterhin die Erwartungen, und da der Arbeitsmarkt immer noch in bester Verfassung ist, gehen wir davon aus, dass ein solides Reallohnwachstum die Nachfrage noch eine Weile ankurbeln wird. Das BIP-Wachstum dürfte mit 2,5 % in diesem Jahr und 2,7 % im Jahr 2026 robust ausfallen, was aber auf Kosten einer höheren Inflation gehen dürfte.
Nach den Blockbuster-Inflationszahlen vom Januar gehen wir nun davon aus, dass die Kern-VPI-Rate in diesem und im nächsten Jahr bei rund 3 % bleiben wird. Die US-Notenbank wird in den kommenden Monaten wahrscheinlich pausieren, um die Auswirkungen von Trumps Politik zu bewerten. Wir gehen jedoch weiterhin davon aus, dass sie die Zinsen im Jahr 2026 wieder anheben wird.
Die Inflation in Europa bereitet weiterhin Sorgen...
Das Wachstum in der Eurozone dürfte sich etwas verbessern, da sich die politischen Wellen zu glätten beginnen und sich die lockereren Finanzierungsbedingungen auf die Konjunktur auswirken. Die Inflation ist jedoch nach wie vor besorgniserregend und dürfte auf hohem Niveau verharren, da das Lohnwachstum höher bleibt als allgemein erwartet. Infolgedessen dürften die Zinsen nicht so stark sinken wie bisher angenommen. Wir erwarten lediglich zwei weitere Senkungen um 25 Basispunkte (Bp.), sodass der Einlagenzins bei 2,25% bleibt.
... und der Spielraum für Zinssenkungen ist in Großbritannien ebenfalls begrenzt
Die britische Wirtschaft macht einen ähnlich stagflationären Eindruck, da angebotsseitige Engpässe den Spielraum für ein schnelleres Wachstum einschränken. Wir gehen davon aus, dass die Inflation im Laufe des Jahres auf über 3 % steigen und das Ziel von 2 % über den gesamten Prognosezeitraum überschreiten wird, so dass die Bank of England nur wenig Spielraum hat. Da der Gouverneur der Bank signalisierte, dass der geldpolitische Ausschuss nun „vorsichtig“ vorgehen wird, erwarten wir weiterhin lediglich eine Zinssenkung um 25 Bp. auf 4,25% im Mai.
Chinas problematische kurzfristige Aussichten
Was die kurzfristigen Aussichten für China angeht, bleiben wir pessimistisch. Während sich die Wirtschaft gegen Ende des letzten Jahres etwas verbessert hat, bleiben die Frühindikatoren mit einer deutlich schwächeren Konjunktur in der ersten Hälfte des Jahres 2025 konsistent, während die Unsicherheit über die Handelspolitik und das Fehlen sinnvoller fiskalischer Anreize die Aussichten ebenfalls trüben. Es zeichnen sich erste Anzeichen einer Erholung ab, die wahrscheinlich aber erst viel später im Jahr eintreten wird.
Durchwachsene Prognose für die Schwellenländer
Was die anderen großen Schwellenländern betrifft, so ist der Ausblick für Indien angesichts der sinkende Inflation und der Zinssenkungen inzwischen rosiger. Wir gehen davon aus, dass sich das Wachstum ab Mitte des Jahres beschleunigen wird. Im Gegensatz dazu dürfte sich das Wachstum in Brasilien verlangsamen, da aggressive Zinserhöhungen und steigende Inflation die Wirtschaft wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
Hohe Unsicherheit rund um die US-Politik
Die Risiken für unsere Prognose sind aufgrund der Unsicherheit über die US-Politik nach wie vor ungewöhnlich hoch. Unser aggressives Trump-Szenario, das von hohen Handelszöllen und großen Abschiebungen ausgeht, wäre für die US-Wirtschaft stagflationär und würde den Rest der Welt wahrscheinlich in eine Rezession stürzen. Unterdessen befürchten wir, dass steigende Renditen auf US-Staatsanleihen fiskalische Schwächen bei anderen, wesentlich schwächeren Staatsanleihen, wie britischen Gilts, offenbaren könnten.
Aber auch Aufwärtsrisiken zeichnen sich ab. DeepSeek könnte die Einführung von KI beschleunigen, makroökonomische Reformen sind wieder auf die Tagesordnung von Regierungen zurückgekehrt, die verzweifelt das Wachstum ankurbeln wollen, und die Kreditvergabe der Banken gibt Lebenszeichen von sich. Auch ein starker Rückgang der Ölpreise könnte den Inflationsdruck im Laufe des Jahres verringern.