UNSERE MONATLICHE MARKTANALYSE UND POSITIONIERUNG
Marktausblick
In Meinungsumfragen dürfte es das Jahr 2020 insgesamt sicherlich nicht schwer haben, die schlechtesten Zustimmungswerte seit dem zweiten Weltkrieg zu erhalten. Verständlich, wurden doch die meisten Menschen der Industrienationen in bisher unbekannter Weise in ihren Freiheiten eingeschränkt und das Wirtschaftswachstum ist so stark wie seit 1946 nicht mehr eingebrochen. Doch für viele Anleger war das Jahr deutlich besser als sein Ruf, der Nasdaq etwa legte um 45 Prozent zu. Wie stark die Schere zwischen Gewinnern und Verlierern, oder der Realwirtschaft und den Kapitalmärkten auseinanderging, lässt sich an drei Zahlen aus den USA gut darlegen: einerseits stieg die Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr von 3,5 auf 6,7 Prozent und die Armutsrate so schnell wie nie zuvor seit Einführung des Index im Jahre 1960 von 9,3 auf 11,7 Prozent. Gleichzeitig erhöhte sich der Marktwert US-amerikanischer Aktien um knapp über sieben Billionen Dollar – ein Anstieg von fast 20 Prozent. Fast die Hälfte des absoluten Anstiegs – also 3,4 Billionen Dollar – entfiel allein auf die zehn größten börsennotierten Unternehmen. Und wiederum sieben dieser zehn Firmen kann man überwiegend technologiegetrieben bezeichnen.
Dies betrachten wir als wichtiges Narrativ für das vergangene Jahr. Natürlich wirken die starken Kurszuwächse angesichts der wirtschaftlichen Schäden, die die weiter grassierende Pandemie hinterlässt, zunächst als schwer nachvollziehbar. Doch dass Technologiewerte sowohl als relative als auch als absolute Sieger das Börsengeschehen dominierten, hat gute fundamentale Gründe. Die Pandemie hat auf verschiedenste Weise die Digitalisierung sowohl der Arbeitswelt als auch des Privatlebens vorangetrieben. Bei den entsprechenden Investitionen dürfte es sich keinesfalls nur um Vorzieheffekte gehandelt haben, sondern um ein schnelleres Erreichen eines höheren technologischen Durchdringungsgrades. Die Gewinnzahlen der meisten großen Technologiekonzerne zeigen, dass hier im Gegensatz zur Dotcom-Blase nicht „Fantasie“ sondern überwiegend „Realität“ gehandelt wird. Was natürlich nicht heißt, dass alle hochbewerteten Firmen ihrer jetzigen Bewertung langfristig gerecht werden können.
Der Börseneinbruch im Frühjahr war im historischen Verhältnis sehr kurz. Der S&P 500 fiel in nur 33 Tagen um 35 Prozent. Das Vorkrisenhoch wurde nach nur 142 weiteren Tagen wieder erreicht. Somit erfüllte der Einbruch zwar die technische Definition eines Bärenmarktes (20 Prozent Kursrückgang), doch er fühlte sich sicherlich nicht so an. Dafür gab es zwei wesentliche Gründe. Erstens gingen die Investoren schon früh von einer nur temporären Beeinträchtigung des Wirtschaftsgeschehens aus. Und zweitens halfen die globalen, schnell verabschiedeten fiskalischen Hilfspakte sowie die monetäre Unterstützung der Zentralbanken. Diese haben auch zum Jahresende 2020 betont, dass Zinserhöhungen selbst bei weiterer Konjunkturerholung für die kommenden Jahre so gut wie ausgeschlossen werden könnten. Ein für Anleger attraktives Szenario: steigende Unternehmensgewinne bei gleichzeitig sehr unterstützenden Zentralbanken.
Das Jahresende wurde den Börsianern dann noch versüßt durch die rasche Marktreife gleich dreier wirkungsvoller Impfstoffe, einem aus ihrer Sicht marktfreundlichem Ergebnis der US-Wahl und einem halbwegs sanften Brexit. Allerdings konnte letzteres nicht verhindern, dass britische Aktien zu den schlechtesten Anlagen 2020 zählten – mit einer Gesamtrendite von minus 11,4 Prozent. Dazu kommt noch eine Schwächung des Pfunds gegenüber dem Euro von über fünf Prozent. Zu den stärksten Börsen außerhalb der USA zählten jene in Asien (samt Japan), auch der Dax schaffte ein kleines Plus, während Gesamteuropa leicht im Minus blieb (Stoxx Europe 600 minus 1,4 Prozent), woran die Banken (Euro Stoxx Banks minus 24 Prozent) einen großen Anteil hatten. Einige Schwellenländer außerhalb Asiens zeigten zwar eine positive Rendite, allerdings nur in lokaler und nicht in harter Währung. Gegenüber dem Dollar verlor der Rubel etwa 16 Prozent, die türkische Lira 20 Prozent und der brasilianische Real 23 Prozent. Und das, obwohl der Dollar selbst auch schwächelte und gegenüber einem Währungswarenkorb um fast sieben Prozent nachgab. Deutlich besser erging es den wirklich harten Währungen Gold (25 Prozent) und Silber (48 Prozent). Über solche Werte können die hartgesottenen Spekulanten der am wenigsten greifbaren "Währung" einer Kryptowährung nur schmunzeln, der sich dank starken Jahresendspurts mehr als vervierfachte.
Ausblick und Änderungen
Anders als der Brexit, der zunächst aus den Schlagzeilen verschwunden ist, dominieren die 2020er US-Wahlen und ihre Nachwehen die Nachrichtenlage auch im Januar noch. Für die Anleger bedeutend waren dabei weniger die zahlreichen Versuche Donald Trumps, innerhalb der Führungsgremien der Republikaner genügend Unterstützer für eine Verhinderung seiner Abwahl zu finden, als vielmehr die Wahlen in Georgia, wo es um die Besetzung der zwei verbliebenen Sitze im Senat ging. Sollten sich die vorläufigen Ergebnisse bestätigen – beide Sitze für die Demokraten –, könnten sie trotz numerischen Patts dank der Stimme von Vizepräsidentin Kamala Harris die zweite Kongresskammer kontrollieren. Für viele Anleger ist das sicherlich eine zwiespältige Sache. Die größere Handlungsfähigkeit der Demokraten könnte zwar einerseits die Fiskalprogramme und insbesondere die Hilfsschecks an die Bevölkerung (2,000 statt 600 Dollar) beflügeln, andererseits würde es aber auch den Weg für Steuererhöhungen und mehr Regulatorik ebnen. Die Beschleunigung der Erhöhung der Inflationserwartungen in den USA seit Anfang Dezember und die steilere Zinskurve scheinen zu zeigen, dass die Anleger mit diesem Ausgang gerechnet haben. Er könnte unserer Meinung nach für US-Aktien mittelfristig leicht belastend sein, da zum einen größere Fiskalpakete das Unterstützungsvolumen der U.S. Federal Reserve (Fed) verringern könnten, und da Steuerhöhungen direkte Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne hätten.
Ansonsten sollte der Frühling weiter von der Pandemie dominiert werden. Hier liefern sich die Verteilung und Verabreichung der Impfstoffe und die beschleunigten Fallzahlen auch aufgrund der aggressiveren englischen Virus-Mutation ein Wettrennen. Auch wenn die neuen Verschärfungen und Verlängerungen der Lockdown-Maßnahmen sich negativ auf die Wachstumszahlen des ersten Quartals auswirken könnten, sollte das die Anleger als solches kaum beeindrucken. Insbesondere wenn sich in Ländern wie Israel, die in der Impfkampagne vorne liegen, schon bald eine deutliche Verlangsamung der Ausbreitung bemerkbar machen sollte. Da wir bereits in der letzten Ausgabe der Investmentampeln unsere 2021er Ganzjahresprognosen vorgestellt haben, beschränken wir uns im Folgenden wieder auf die kurzfristige Positionierung.
Anleihen
Unsere neutrale Einschätzung zu US-Staatsanleihen, mit einem leicht vorsichtigen Einschlag, hat sich durch die Wahl in Georgia bestätigt. Zehnjährige Staatsanleihen haben erstmals seit März wieder die ein-Prozent-Marke erreicht, was einzig an den gestiegenen Inflationserwartungen lag. Unserer Meinung nach sollte der Renditeanstieg jetzt zunächst an Schwung verlieren. Wir bleiben bei Staatsanleihen aus den USA und Kerneuropa weiterhin neutral mit Ausnahme zehnjähriger Bundesanleihen, die wir negativer sehen. Italienische Staatsanleihen schätzen wir nicht mehr positiv ein, da die Spreadeinengung gegenüber Bundesanleiherenditen unseres Erachtens kaum noch weiteres Potenzial hat. Ebenfalls von positiv auf neutral haben wir zudem die Anleihen von Euro-Hochzinsanleihen genommen, nachdem auch hier der kräftige Preisanstieg im Widerspruch zur Pandemieentwicklung im ersten Quartal steht. Auf der Währungsseite denken wir, dass die Dollar-Schwäche gegenüber dem Renminbi noch andauern kann.
Aktien
Bei Aktien haben wir aus taktischer Sicht keine Änderungen innerhalb der Länder- und Sektorgewichtung vorgenommen. Auch wenn wir noch Potenzial sehen, bewegen wir uns bei den Kurszielen mittlerweile unterhalb des Konsensus. Wir behalten unsere Präferenz für Wachstumswerte bei, erhöhen aber leicht die zyklische Komponente. Würde man das regional abbilden wollen, würden wir dafür eher japanische als deutsche Aktien wählen. Bei Wachstumswerten aus China insbesondere aus dem Internetbereich behalten wir die zunehmenden Regulierungsinitiativen der Regierung im Auge.
Die Multi-Asset-Perspektive
Die wirtschaftliche Erholung des laufenden Jahres ist unserer Meinung nach großteils bereits in den Kursen reflektiert, was für eine Reduzierung des Risikolevels in ausgewogenen Portfolien spräche. Die Positionierung professioneller Anleger ist sehr optimistisch, gleichzeitig stehen dieses Jahr aus heutiger Sicht wenige Entscheidungen an, die positiv überraschen könnten.
Anleihen
Nach dem wahrscheinlichen Wahlsieg der Demokraten in Georgia könnte die Renditeausweitung noch etwas andauern. Doch irgendwann sollte sich dies, nicht zuletzt aufgrund der Zentralbankpolitik, wieder drehen und würde damit etwa zehnjährige Treasuries wieder attraktiver machen, nicht nur als Risikoabsicherung. Aus Multi-Asset-Perspektive sehen wir nun Schwellenländeranleihen auch in lokaler Währung, wie auch weiterhin europäische Hochzinsanleihen positiv.
Aktien
Bei Aktien ergeben sich einige regionale Veränderungen. Während der gute Lauf Schweizer Aktien abschwächen sollte, setzen wir weiterhin auf die Schwellenländer. Anders als zuletzt aber nicht mehr überwiegend auf China und seine Nachbarn, sondern breiter, auch auf Südamerika. Auch sonst bietet sich unserer Meinung nach eine breitere Aufstellung hinsichtlich Wachstums- und Substanzaktien, Standard- und Nebenwerten, aber auch Sektoren an. Das Zusammenspiel von hoher Bewertung und optimistischen Positionierungen einerseits und der fortschreitenden wirtschaftlichen Erholung und andauernden Unterstützung seitens der Zentralbanken sollte jedoch die Kurse auf Indexebene im laufenden Jahr in einem relativ engen Band belassen.
RECHTLICHER HINWEIS
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.
Quellen: Bloomberg Finance L.P., DWS Investment GmbH; Stand: 31.12.2020
Bei diesen Informationen handelt es sich um Werbung. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als nicht zutreffend oder nicht korrekt herausstellen können. Alternative Anlagen sind mit diversen Risiken behaftet, nicht unbedingt für jeden Anleger geeignet und für jedes Portfolio verfügbar. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Es kann keine Gewähr übernommen werden, dass Anlageziele erreicht oder Ertragserwartungen erfüllt werden. Dieser Bericht ist ausschließlich an DWS Kunden gerichtet und nicht an die Wahlbevölkerung der Vereinigten Staaten. DWS hat keine Absicht, für ein bestimmtes Ergebnis der Präsidentschaftswahl 2020 zu werben.
DWS Investment GmbH; Stand: 06.01.2021
CRC 080521 (01/2021)