DWS CIO View - CIO Flash vom 23.02.2022

Wohl doch eine russische Invasion

Die Spannungen in der Ostukraine eskalieren weiter, wir halten trotzdem an allen wichtigen 12-Monats-Zielen festhalten.

Eskalation in der ostukrainischen Donbass-Region drastisch

Entgegen der zahlreichen, diplomatischen Bemühungen hat Präsident Putin am Montag die Anerkennung der beiden selbsternannten separatistischen Volksrepubliken Luhansk und Donezk in der ostukrainischen Donbass-Region verfügt.1 Die russische Staatsduma, das Unterhaus des Parlaments, stimmte am Dienstag einstimmig für neue Verträge mit den Volksrepubliken, gefolgt von stehenden Ovationen.2 Später am Tag folgte die Zustimmung des Oberhauses.3

Die Abkommen, die ein wenig an den Konflikt zwischen Russland und Georgien im Jahr 2008 erinnern, beinhalten gegenseitige Freundschafts-, Verteidigungskooperations- und Beistandsverpflichtungen.4 Noch schlimmer für eine diplomatische Einigung sind die widersprüchlichen Signale aus Moskau, ob die anerkannten Separatistengebiete alle ihre administrativen Grenzen aus der Vorkrisenzeit umfassen.5 Zu den Gebieten, die von Russlands Verbündeten beansprucht werden, könnten mehrere große Städte unter ukrainischer Kontrolle gehören, insbesondere die strategisch wichtige Hafenstadt Mariupol.6 Noch bevor die neuen Verträge ratifiziert waren, hatte Russland bereits Truppen, einschließlich gepanzerter Fahrzeuge, in die besetzten Gebiete ausgeschickt, um dort "Frieden zu schaffen".7

Außerhalb Russlands zeigten sich selbst traditionell befreundete ausländische Staatsoberhäupter mehr oder weniger schockiert. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic fasste die Befürchtungen zusammen, die wohl in vielen europäischen Hauptstädten am Montagabend ausgetauscht wurden: "Alles, was wir bis gestern kannten, gibt es heute nicht mehr... Diese Situation ist wahrscheinlich die schwierigste unserer Generation, der unserer Eltern und unsere Kinder... Dies verändert die Weltordnung grundlegend", und er fügte hinzu, dass sich die Ukraine-Krise "auf andere Teile Europas und der Welt ausbreiten könnte, insbesondere auf den westlichen Balkan".8

Kriegsrhetorik beider Seiten macht schnelle Lösung nun unwahrscheinlich

Was die Entwicklungen vor Ort betrifft, so bewegen wir uns immer noch innerhalb unseres wirtschaftlichen Basisszenarios, das wir im Vorfeld unseres vierteljährlichen CIO Day entwickelt haben.

Drei Dinge haben jedoch die Risiken sowohl innerhalb als auch außerhalb unseres Basisszenarios deutlich erhöht. Erstens wird die zunehmend kriegerische Rhetorik auf beiden Seiten eine baldige Rückkehr zu einem konstruktiven Dialog sehr erschweren.9 Tragfähige Kompromisse für die Donbass-Region zu erreichen, erschien angesichts der stark widersprüchlichen Auslegungen der jeweiligen Verpflichtungen aus den bestehenden Minsker Vereinbarungen in Kiew und Moskau ohnehin schwierig.10 Und wie bei anderen Verhandlungsthemen, etwa den allgemeinen europäischen Sicherheitsfragen ist es zunehmend fraglich geworden, ob das Finden akzeptabler und tragfähiger Kompromissen mit dem "Westen" jemals eine sehr realistische Aussicht war, sehr zum Leidwesen von Teilen des traditionellen russischen außenpolitischen Establishments.11 Vor diesem Hintergrund hätten wir uns in unserem Basisszenario mit einer Fortsetzung der Gespräche ohne große Durchbrüche in den kommenden Wochen und Monaten schon zufriedengegeben.

Auswirkungen auf die Anlageklassen

Nachdem wir bereits vor dem CIO Day vergangene Woche die Aussichten auf eine schnelle diplomatische Lösung sehr vorsichtig eingeschätzt hatten, halten wir an unseren 12-Monats-Zielen für alle wichtigen Anlageklassen fest. Ein Grund dafür ist, wie wir bereits erwähnt haben, dass nach Jahren der bestehenden Sanktionen die direkten bilateralen Handels- und Finanzbeziehungen zwischen Russland und verschiedenen westlichen Ländern bereits stark geschrumpft sind. Ein weiterer Grund ist, dass die Krise - absichtlich oder unabsichtlich - zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem die Heizperiode in der nördlichen Hemisphäre fast vorbei ist, was die unmittelbaren Auswirkungen weiterer Einschränkungen in der europäischen Gasversorgung abschwächt. Optimisten könnten hierin einen Hoffnungsschimmer sehen. Wir möchten jedoch darauf hinweisen, dass es neben dem Energiesektor noch Engpässe bei vielen anderen Rohstoffen und Zwischenprodukten geben könnte, weil die Lage durch die Pandemie vielerorts ohnehin angespannt ist. Kurz gesagt, die sich abzeichnenden Ereignisse könnten uns an den Rand unseres wirtschaftlichen Basisszenarios bringen. Oder anders gesagt: die Risiken haben stark zugenommen, insbesondere wenn die Krise auf andere Teile Europas übergreifen sollte.
 

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Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als nicht zutreffend oder nicht korrekt herausstellen können.

Alternative Anlagen sind mit diversen Risiken behaftet, nicht unbedingt für jeden Anleger geeignet und für jedes Portfolio verfügbar.

Fußnoten

1siehe Link

2siehe Link

3siehe Link

4siehe Link

5siehe Link, siehe Link

6siehe Link

7siehe Link

8siehe Link

9siehe Link

10siehe Dokument, Don’t Let Russia Fool You About the Minsk Agreements | CEPA

11siehe Link, siehe Link, siehe Link