Inflation made in China
Die Erzeugerpreise in China könnten im Mai um acht Prozent gestiegen sein. Kaum Grund zur Sorge. Ihr Einfluss auf Verbraucherpreise ist gering. Das weiß die Zentralbank.
Die Inflationsraten steigen rund um den Globus. Ursachen, Implikationen und Aussichten variieren jedoch von Land zu Land. In China sorgt vor allem der steile Anstieg der Erzeugerpreise (PPI) für Schlagzeilen. Für den Monat April wurden schon 6,8 Prozent gemeldet, verglichen mit -3,0 Prozent vor einem Jahr. Wie einige Frühindikatoren (zum Beispiel die Preiskomponenten der jüngsten Einkaufsmanagerindizes) andeuten, ist in naher Zukunft mit noch höheren Zahlen zu rechnen. Die für den 9. Juni anstehenden Erzeugerpreise für den Monat Mai könnten dabei durchaus die acht-Prozent-Marke überschreiten.
Haupttreiber für die Erzeugerpreise sind die Rohstoff- und Einkaufspreise, die teilweise die starke globale Nachfrage und den Lageraufbau aufgrund der Konjunkturerholung in den USA und anderen Ländern widerspiegeln. Auch angebotsseitige Engpässe treiben die PPI nach oben, wie zum Beispiel Kupfer, das hauptsächlich in Südamerika und Afrika produziert wird, wo die Covid-Pandemie immer noch akut und die Impfungen noch nicht weit fortgeschritten sind. Dazu kommen noch China-spezifische Gründe: So schränkten die Behörden Kapazität und Produktion von einigen Vorprodukten ein, um die inländische Luftverschmutzung zu begrenzen. Steigende Stahlexporte wiederum führten zu weiteren Preisanstiegen am heimischen Markt, genauso wie spekulationsgetriebene Preisspitzen bei Kohle.
Die im Verbraucherpreisindex (CPI) erfassten Verbraucherpreise werden hingegen stark von den Lebensmittelpreisen getrieben, die ganz andere saisonale Muster sowie Basiseffekte aufweisen. Daher sollte es nicht überraschen, dass sich PPI und CPI nicht im Gleichklang bewegen und PPI auch kaum Vorlauffunktion für den CPI hat, wie aus unserem Chart of the Week hervorgeht: Die Korrelation zwischen PPI und CPI ist seit Jahren rückläufig und liegt aktuell nur noch bei 0,3 (verglichen mit 0,7 noch vor 5 Jahren).
Bei den Verbraucherpreisen war zuletzt ebenfalls ein Anstieg zu beobachten:
Von negativen Werten im ersten Quartal auf zuletzt 0,9 Prozent im Jahresvergleich im Monat April. Für den Mai rechnen Volkswirte mit einer Zunahme auf 1,6 Prozent. Bis zum Ziel der Zentralbank, das bei 3,0 Prozent liegt, ist es aber noch ein weiter Weg. Dr. Elke Speidel-Walz, Chief Economist Emerging Markets bei der DWS, geht davon aus, dass der Anstieg der Verbraucherpreise im dritten Quartal rund 2,0 Prozent betragen wird, bevor er sich im letzten Quartal des Jahres auf über 3 Prozent beschleunigt, was zu einem Jahresdurchschnitt von 1,7 Prozent im laufenden Jahr führen würde. Dennoch befürchtet sie in China keinen starken Preisdruck. Anders als in vielen Industrieländern gab es im Reich der Mitte weder eine stark expansive Geldpolitik noch große konsumorientierte Fiskalprogramme. Die Kerninflation (ex Nahrungsmittel) bewegt sich auf einem moderaten Niveau.
Wird die PBoC mit einer Straffung auf die steigenden Erzeugerpreise reagieren? Elke Speidel-Walz rechnet nicht damit, solange der Anstieg der Produzentenpreise als temporäres Phänomen angesehen wird und insbesondere die Rohstoffpreise nicht weiter stark anziehen. In so einem Umfeld erscheint es unwahrscheinlich, dass der Anstieg des PPI auf die Verbraucherpreise durchschlagen wird und damit die Zentralbank zum Handeln zwingen würde.
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DWS Investment GmbH; Stand: 01.06.2021
082244_11 (06/2021)