DWS CIO View "Chart of the Week" - 27. April 2021

Steigende Preise für ein ungeliebtes Produkt

Der Energiesektor investiert immer weniger und kommt schwerer an frisches Geld. Das spricht zunächst gegen dauerhaft niedrige Preise für konventionelle Energie.

Das OPEC-Treffen am Mittwoch (28. April) dürfte recht entspannt verlaufen. Die wirtschaftliche Erholung erlaubt höhere Fördermengen, während die vorige Angebotsdisziplin für ansehnliche Ölpreise sorgte. Allerdings dürfte die "Wiedereröffnungsfreude" in diesem Sektor verhaltener als in anderen zyklischen Sektoren ausfallen, wie unser Chart of the Week zeigt.

Die Kursentwicklung des (fossil dominierten) Energiesektors relativ zum Gesamtmarkt ist seit Jahren negativ – trotz wachsender Öl-Nachfrage. Hier kommt die Anlegerskepsis über den längerfristig erwarteten Nachfragerückgang zum Ausdruck. An diesem scheint auch die Branche zu glauben. Entsprachen ihre Investitionen 2014 noch fast der Hälfte der Investitionen aller übrigen Sektoren, sind es jetzt weniger als 15 Prozent. Die – nachhaltig ausgerichteten – Konjunkturpakete in den USA und Europa könnten diesen Trend verstärken. Zusätzlich sinkt die Bereitschaft der Anleger, den Sektor mit frischem Kapital zu versorgen. Umso mehr, als Nachhaltigkeitsaspekte zunehmend in Anlageentscheidungen einfließen.

Letzteres könnte dazu beitragen, dass das ungeliebte Öl weiterhin noch einige Preisspitzen zeigen könnte. Denn die Investitionszurückhaltung der Ölbranche dürfte dafür sorgen, dass die zunächst weiter wachsende Ölnachfrage auf eine angespanntere Angebotsseite trifft. Normalerweise greift dann die Schweinezyklus-Mechanik: der Angebotsverknappung folgen Preissteigerungen, Investitionsschübe, Angebotserweiterung, sinkende Preise. Dieser Zyklus dürfte dem Sektor grundsätzlich zwar erhalten bleiben. Doch da der Druck zum Ausstieg aus CO2-intensiver Energieerzeugung nie größer war und erneuerbare Energien immer konkurrenzfähiger werden, dürfte die Bereitschaft, auf Preissteigerungen mit Kapazitätserweiterungen zu reagieren, zurückgehen. Autofahrer sollten sich also nicht zu früh auf dauerhaft niedrigere Ölpreise freuen.


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DWS Investment GmbH; Stand: 21.04.2021
0082244_4 (04/2021)