Chinas Aktien sind relativ attraktiver geworden
Chinas Aktienmarkt gehört dieses Jahr zu den stärksten. Darin spiegeln sich auch der relativ erfolgreiche Umgang mit Covid-19 und eine attraktivere Wirtschaftsstruktur wider.
Es gibt genügend Gründe, skeptisch gegenüber chinesischen Aktien zu sein. Sei es die Kursrally allein im Juli [1], die jüngsten US-Sanktionen (Hong Kong) oder überhaupt der weiter eskalierende Handelsstreit und der Einbruch des Welthandels. Von weiteren Risiken von Covid-19 sowie den Folgen des schwersten Wirtschaftseinbruchs seit Jahrzehnten ganz zu schweigen.
In diesem "Chart of the Week" soll es aber weniger um die absolute als um die relative Attraktivität chinesischer Aktien gehen. Dazu muss man zunächst einen Blick auf die unterschiedlichen Indizes von China und Hong Kong werfen. Das Schlusslicht mit einem Jahresminus von fast neun Prozent ist der Hang Seng Index, dessen traditioneller Fokus auf Hong Kong ihm dieses Jahr wenig half. Politische Unruhen, Exportabhängigkeit sowie seine Zusammensetzung (hoher Anteil von Banken, Versorgern und Immobilienfirmen) bildeten dieses Jahr einen toxischen Mix. Dem stark auf chinesische Staatskonzerne zugeschnittenen Hang Seng China Enterprises Index (HSCEI) erging es nicht viel besser. Die Musik spielte in anderen Indizes, insbesondere dem auf junge Technologiefirmen spezialisierten Chinext Index. Aber auch im breit aufgestellten MSCI China Index, der zudem davon profitierte, ein bisher nur in den USA notiertes Technologie-Schwergewicht aufgenommen zu haben. Ein ganzes Drittel der Index-Marktkapitalisierung entfällt nunmehr auf nur zwei Technologiewerte. Eine in der Tendenz dem US-Aktienmarkt ähnliche Entwicklung. Das gilt auch für den eher inländisch geprägten CSI 300 Index, der ebenfalls den Strukturwandel Chinas widerspiegelt. Machten die weniger industrielastigen, "modernen" Sektoren wie Technologie, Telekommunikation, Pharma und (Online-)Handel 2010 nur 20 Prozent des Index aus, ist es heute doppelt so viel. Kein Wunder also, dass sowohl die Kursentwicklung als auch die eher moderate Kürzung der Gewinnschätzungen dieser Indizes sich eher am Nasdaq-100 als am MSCI World Index orientieren, wie der "Chart of the Week" zeigt.
Die höhere Gewinnstabilität der Indizes ist nur eine der Verbesserungen gegenüber dem Jahr 2015, als der Chinesische Aktienmarkt nach einem Höhenflug jäh zusammenbrach. Seitdem dürften auch Marktteilnehmer und Regulierer deutlich an Erfahrung gewonnen haben.
Sean Taylor, APAC Chief Investment Officer der DWS fasst es so zusammen: "Covid-19 bleibt ein Risiko, allerdings für die gesamte Welt. China hat die Pandemie als erstes konfrontiert, es ist das einzige größere Land, für das wir dieses Jahr mit Wirtschaftswachstum rechnen. Der Kapitalmarkt und die Struktur der Wirtschaft haben sich deutlich weiterentwickelt, sodass ich Chinas Aktien heute im Vergleich zu anderen Märkten deutlich attraktiver als 2015 einschätze."
RECHTLICHER HINWEIS
Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als nicht zutreffend oder nicht korrekt herausstellen können. DWS hat nicht die Absicht, bei den anstehenden Wahlen für ein bestimmtes Ergebnis zu werben. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.
Quelle: DWS Investment GmbH