Chancen für Anleger im Bereich Wasser im Zeitalter des Klimawandels

Schroders "In Focus" vom 28.11.2024

Wie lassen sich Herausforderungen im Zusammenhang mit Wasser in Chancen für Anleger verwandeln? Im Folgenden erörtern wir, wie unsere Strategie des aktiven Engagements diese komplexe Aufgabe meistert und dieses dynamische Anlageumfeld navigiert.

Wasser, eine unterschätzte natürliche Ressource, ist für jede Produktionsstätte und jede Gemeinde unerlässlich. Seine sozioökonomische und ökologische Bedeutung ist kaum in Worte zu fassen. Ein verantwortungsvoller und bewusster Umgang mit Wasser mit spezifischen Nutzungszielen, reduziertem Abwasser und sauberer Rückführung von ungenutztem Wasser in die Natur ist jedoch noch nicht zur globalen Norm geworden.

Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums werden 175 Mrd. US-Dollar pro Jahr benötigt, um das SDG 14, eines der Ziele der UN für nachhaltige Entwicklung – Leben unter Wasser – bis 2030 zu erreichen. Parallel dazu sind nach Angaben der UNESCO schätzungsweise 114 Mrd. US-Dollar pro Jahr erforderlich, um das SDG 6 – Sauberes Wasser und Sanitärversorgung – im gleichen Zeitrahmen zu erreichen. Diese schwindelerregenden Mandate sollten die nationalen Agenden der Länder weltweit auf die Bekämpfung der Wasserknappheit ausrichten: Derzeit sind mindestens 50 % der Weltbevölkerung mindestens einen Monat im Jahr von Wasserstress betroffen.

Warum könnte der Wassersektor also eine wertvolle Anlagemöglichkeit für Anleger in Unternehmensanleihen darstellen? Nun, dafür gibt es mehrere zwingende Gründe:

Erstens sind die Wasserversorger konsequent in laufende Investitionsprojekte eingebunden, einschließlich neuer Initiativen und Instandhaltungsmaßnahmen. Diese Ausgaben werden in erster Linie über den Anleihenmarkt finanziert, was sie zu einem attraktiven Kandidaten für Anleger macht.

Zweitens spielen wir angesichts der Bedeutung von Anlegern in Unternehmensanleihen bei der Finanzierung von Wasserprojekten oft eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der Governance- und Nachhaltigkeitsparameter.

Und schließlich nimmt der Einsatz nachhaltiger Anleihen durch Wasserunternehmen zu. Diese Instrumente stellen nicht nur ein Anlageinstrument dar, sondern ermöglichen es den Anlegern auch, indirekt zum Umweltschutz und zu verantwortungsvollen Nutzungssystemen beizutragen.

Erschließung von Chancen angesichts globaler Herausforderungen

Um Probleme im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit von Wasser anzugehen, die sowohl die Wasserknappheit als auch das Management betreffen, müssen sich die Unternehmen an die sich verändernde Umwelt sowie an neue Vorschriften der Regierungen anpassen, die die Auswirkungen des Temperaturanstiegs reduzieren sollen. Diese Veränderungen bergen sowohl Risiken als auch Chancen auf dem Markt für Unternehmensanleihen.

Das Umfeld von wasserbezogenen Investitionen wird durch den Klimawandel, technologische Durchbrüche und politische Veränderungen geprägt und erfordert eine aktive Engagement-Strategie, um attraktive Anlageszenarien von weniger vielversprechenden zu unterscheiden. Man muss Unternehmen, die einen langfristigen Plan zur Bewältigung der Risiken des Klimawandels haben, von denen trennen können, die ihr Tagesgeschäft nur mit Blick auf kurzfristige Gewinne betreiben.

Im Folgenden werden wir die Bedeutung des aktiven Eigentums von Anlegern zeigen, indem wir einige Beispiele aus der Praxis von Wasserwirtschaftsunternehmen untersuchen.

Auf dem Weg in die Zukunft: Strategische Bewertungen und wirkungsvolle Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit mit Unternehmen umfasst die Untersuchung verschiedener Schlüsselfaktoren im Zusammenhang mit der Wassernutzung. So bewerten wir beispielsweise die Effizienz ihres Wasserverbrauchs und das Ausmaß der Wasserverschwendung. Zu den Sektoren mit unerwartet hohem Wasserverbrauch gehört der Technologiesektor, in dem Halbleiterhersteller zu den größten industriellen Abnehmern von Brauchwasser zählen. In diesen Fällen bewerten wir, wie Unternehmen, die für eine Anlage in Frage kommen, mit Strategien zur Wasserwiederverwendung und zum Recycling innovativ daran arbeiten, ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren. Ein Paradebeispiel für unsere Analyse- und Engagementbemühungen ist unsere Zusammenarbeit mit dem südkoreanischen Halbleiterunternehmen SK Hynix, dem weltweit zweitgrößten Hersteller von Speicherchips und einem führenden Halbleiterlieferanten.

Seit unserer Entscheidung, mit besonderem Fokus auf soziale und ökologische Auswirkungen zu investieren, hat das Unternehmen bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Es hat seine Überwachungs- und Wasserwiederverwendungsraten verbessert und gleichzeitig die Menge an gereinigtem und umgeleitetem Abwasser erhöht, insbesondere durch eine erhebliche Investition im Jahr 2023, die darauf abzielt, den Wasserverbrauch und das Abwasseraufkommen weiter zu senken. Darüber hinaus hat das Unternehmen seinen Gesamtenergieverbrauch optimiert, was auch positive finanzielle Auswirkungen hat. Um einen weiteren Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit und zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten, hat das Unternehmen einen Naturpark geschaffen – ein Beweis für sein Engagement für positive Umweltpraktiken.

Die Vorteile des aktiven Engagements

Für Anleger in Unternehmensanleihen ist aktives Engagement mehr als eine reine Anlagestrategie. Vielmehr ermöglicht dieser Ansatz einen Einblick in die integralen Abläufe einer potenziellen Investition – von der Geschäftstätigkeit und den Zukunftsplänen eines Unternehmens bis hin zu den potenziellen Risiken und Chancen, die damit verbunden sind. Dieses granulare Verständnis kann ein entscheidender Faktor sein, um nachhaltige Anlagen von solchen mit erheblichen Risiken zu unterscheiden.

Aktives Engagement fördert einen wechselseitigen Informationsaustausch, der es den Anlegern ermöglicht, ihre Erwartungen klar zu formulieren und ein gutes Verständnis zu erreichen. Durch ein solches Engagement können Anleger die Nachhaltigkeitsbemühungen, die Leistung in Bezug auf Umwelt, Soziales und Governance (ESG) und die Kreditwürdigkeit ihrer Anlagen ganz einfach nachverfolgen.

Fallstudie 1: Das Win-Win-Szenario mit American Water Works

Wenden wir uns American Water Works (AWW) zu, dem größten öffentlichen Wasser- und Abwasserversorger in den USA. Laut der Website des Unternehmens versorgt es mehr als 1.700 Gemeinden mit sicherem und zuverlässigem Wasser und versorgt 3,5 Millionen Kunden in 14 Bundesstaaten.

Das Unternehmen weist eine erschwingliche Preisstrategie auf, die sich in erster Linie an Privatkunden richtet und die Wasserkosten deutlich unter der von der Environmental Protection Agency (EPA) empfohlenen Prognose von 2 % des Haushaltseinkommens hält. Diese Initiative steht in direktem Einklang mit SDG 6, das die Notwendigkeit von sicherem und erschwinglichem Trinkwasser für alle unterstreicht.

Der zukunftsorientierte Ansatz des Unternehmens zeigt sich auch in seiner breiten Palette von Initiativen zur Wassereinsparung, zu denen Programme zur Lecksuche und Aufklärungskampagnen für Verbraucher gehören. Gleichzeitig priorisiert das Unternehmen Investitionen in die Modernisierung der Infrastruktur und die Einführung erneuerbarer Energiequellen, um das Wassermanagement erheblich zu unterstützen.

Es ist klar, dass American Water Works sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat, was wir durch unsere Analyse und unsere Zusammenarbeit mit dem Unternehmen bestätigen konnten.

Zuletzt befassten wir uns mit verschiedenen Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen. Dazu gehörten das Thema Wasserqualität und Ressourcenmanagement, Initiativen im Bereich der erneuerbaren Energien sowie Vorschläge für Tarifanpassungen. Wir sprachen auch über die Aktivitäten des Unternehmens in zahlreichen Bundesstaaten, erhebliche Ausgaben in Höhe von 1 Mrd. US-Dollar für Probleme mit Perfluoralkyl- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS – eine Art von Schadstoffen) und das Ziel, Bleimaterialien bis zum Jahr 2030 vollständig zu ersetzen. Das Unternehmen gab auch einen Einblick in seine Wachstumsstrategien, zu denen Pläne für neue Kunden und ein erneutes Engagement für erneuerbare Energien, insbesondere Solarenergie, gehören.

Durch aktives Engagement haben wir als Anleger ein rechtzeitiges Bewusstsein für die Strategien und Maßnahmen von Unternehmen wie American Water Works, was uns in die Lage versetzt, die zukünftige Wertentwicklung und Kreditwürdigkeit aktiv zu beurteilen.

Fallstudie 2: Mit einem britischen Wasserunternehmen die Turbulenzen navigieren

Aktives Engagement hebt nicht nur die positiven Aspekte hervor. Im Fall eines der größten Wasserunternehmen in Großbritannien hat unser aktives Engagement Probleme im Zusammenhang mit Umweltverschmutzung und Bußgeldern ans Licht gebracht. Diese Warnsignale führten zu der Entscheidung, 2023 aus dieser Anlage auszusteigen, was die Rolle des aktiven Engagements bei der Identifizierung und Minderung von Anlagerisiken unterstreicht.

Seit unserer Veräußerung haben Medienberichte über regulatorische Maßnahmen gegen mehrere britische Wasserunternehmen gezeigt, wie aktives Engagement regulatorische Risiken aufdecken kann, was Anlegern wichtige Erkenntnisse liefert. In diesem Zusammenhang wird die Rolle des aktiven Engagements bei der Aufrechterhaltung der Ausrichtung an der ökologischen Nachhaltigkeit, wie sie in SDG 14 dargelegt ist, noch wichtiger.

Aktives Engagement spielte eine entscheidende Rolle, nicht nur bei der Identifizierung dieser Risiken, sondern auch bei dem Anstoß eines Dialogs zwischen den Investoren und dem Wasserunternehmen, in das investiert wird, und unterstrich die Notwendigkeit, die Governance und die operativen Fragen zu verbessern.

Mit aktivem Engagement Fortschritte machen

Diese Fallstudien verdeutlichen, wie aktives Engagement unsere Perspektive als Anleger in Unternehmensanleihen schärft und es uns ermöglicht, die komplexe Landschaft der Wassernachhaltigkeit zu navigieren. Es liegen viele Herausforderungen vor uns, nicht nur in Form einer veralteten Infrastruktur und unzureichender Abwasserbewirtschaftungspraktiken, sondern auch in Form des Zugangs zu sauberem Wasser. Wie wir jetzt im Fall von Großbritannien gesehen haben, sitzen die Regulierer nicht mehr untätig herum. Die Water Services Regulation Authority (Ofwat), die für die wirtschaftliche Regulierung der privatisierten Wasser- und Abwasserwirtschaft in England und Wales zuständige Behörde, erschütterte die Branche im August dieses Jahres, als sie Geldstrafen in Höhe von insgesamt 158 Mio. GBP verhängte und robuste Untersuchungen wegen vorzeitiger Abwassereinleitungen einleitete. Auch der Plan der Umweltbehörde, wieder unbegrenzte Geldstrafen für Umweltverschmutzer zu verhängen, ist ein Hinweis auf ein in Zukunft härtes Durchgreifen der Behörden.

Diese regulatorischen Auswirkungen signalisieren die zunehmende Bedeutung von finanziellen Risiken und Compliance im Wassersektor. Sie verdeutlichen auch das Potenzial für Anleger, Anreize für eine bessere Einhaltung der Vorschriften und verbesserte Wassermanagementstrategien zu schaffen.

Aktives Engagement hilft nicht nur dabei, das Engagement eines Unternehmens für nachhaltige Wasserpraktiken zu erkennen, sondern auch dabei, ESG- und regulatorische Risiken aufzudecken. Wir wollen unser Engagement mit Unternehmen vertiefen, insbesondere im Bereich der Wasseremissionen. Konkret wollen wir uns auf die Kennzahl konzentrieren, wie viele Tonnen Emissionen von den Unternehmen, in die investiert wird, pro investierter Million Euro in Gewässer eingeleitet werden. Derzeit sind die Daten in diesem Bereich noch unzureichend. Wir glauben, dass es von größter Bedeutung ist, diese Kennzahl klar zu definieren, um die in unseren Portfolios repräsentierten Emissionen besser zu verstehen, damit man sich auch an Minderungsmaßnahmen beteiligen kann.

Bei Schroders geht aktives Engagement über die Unterstützung bei Anlageentscheidungen hinaus. Ziel ist es, Unternehmen zu nachhaltigen Abläufen und Praktiken antzuhalten. Auch nach dem Ausstieg aus einer Anlage in Unternehmensanleihen geht unser Engagement weiter, was zukünftige Kooperationsmöglichkeiten und zukünftige Investitionsmöglichkeiten ermöglicht.


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