Beben im Bankensektor

DJE "Märkte" vom 20.03.2023

Von Moritz Rehmann, Fondsmanager des DJE – Multi Asset & Trends und Analyst für die Sektoren Banken, Versicherungen und Medien

Liquidität wird kostbarer

Die Pleite der Silicon Valley Bank und die Notübernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse durch ihre noch größere Konkurrentin UBS haben die Märkte verunsichert. Während eine breite Bankenkrise unwahrscheinlich ist, sind andere Folgen, etwa für die Liquidität und die Kreditvergabe absehbar. Wie DJE mit dem Thema umgeht, dazu äußert sich Bankenanalyst und Fondsmanager Moritz Rehmann.

Was bisher geschah

Die Silicon Valley Bank (SVB) gab kürzlich einen hohen Verlust von 1,8 Mrd. USD bekannt und entsprechende Maßnahmen zur Stützung des eigenen Kapitals. Die Verluste stammen aus Holdings auf der SVB-Bilanz (primär US-Staatsanleihen), die mit steigenden Zinsen deutlich an Wert verloren hatten und mit dem Abschmelzen der Kundeneinlagen mit Verlusten aufgelöst werden mussten. Zugleich zogen Kunden Gelder von SVB aus Sorge um ihre Einlagen ab. Dies zwang die SVB dazu, weitere Assets zu verkaufen, was zu weiteren Verlusten führte.

Was als Krise einer einzelnen Bank mit einem sehr konzentrierten Kundenkreis begann, hat mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, wie am Wochenende bekannt wurde, auch Europa erreicht. Dies sorgt sehr viel Volatilität und Unsicherheit im Bankensektor. Anleger sollten diesen Sektor aber differenziert betrachten, denn bei den in Schwierigkeiten geratenen Banken handelt es sich um Institute mit eher schlecht diversifizierten Geschäftsmodellen (SVB) oder um solche, die bereits zuvor in Restrukturierungen waren (Credit Suisse).

Könnte es bei großen Adressen zu einem ähnlichen Abzug der Kundengelder kommen wie bei der SVB in den USA?

Wir gehen nicht davon aus, denn mit den relativ weitreichenden Einlagengarantien im Privatkundengeschäft gibt es für Privatkunden in der Breite kaum einen Anreiz für ein derartiges Verhalten. Im Unternehmenskundensegment wäre die Reaktion bei Zweifeln an der Bonität denkbar - aber auch dann würden die Gelder im System bleiben und über den Interbankenmarkt weiter zur Verfügung stehen. Die global sehr stark und pauschal ausgefallene Reaktion lässt sich am ehesten als eine Verschlechterung des Sentiments, also der Stimmungslage, gegenüber dem Sektor ansehen.

Gibt es auch Gewinner in dieser Situation?

Ganz klar gibt es eine "Flucht" zu den großen Adressen mit qualitativ soliden Bilanzen, vielfältigen Refinanzierungsquellen und guter Kapitalausstattung (wie z. B. JP Morgan) - dies sind auch die Institute, in die wir bei DJE im Schwerpunkt investieren.

Wie geht DJE aktuell mit Anlagen im Bankensektor um?

Wir hatten und haben keine Titel der Banken, die aktuell in Schwierigkeiten geraten sind, weder auf der Aktienseite noch bei den Anleihen und sind daher auch nicht von Ausfallrisiken der entsprechenden Anleihen betroffen. Wir setzen auf global führende, exzellent kapitalisierte Banken ohne strategische Fokussierung auf Nischen. Innerhalb des Bankensektors halten wir also weiter Titel von Banken, die mittelfristig Vorteile aus dieser Situation ziehen können, da sie Marktanteile der in Schwierigkeiten gekommenen Institute übernehmen können. Als die Schieflage der Silicon Valley Bank bekannt wurde, haben wir dennoch unsere Gewichtung im Bankensektor reduziert, da die aktuellen Marktgegebenheiten sich für alle Institute verändern: Liquidität wird knapper, eine Refinanzierung wird teurer.

Wie reagieren die Zentralbanken auf die jüngsten Ereignisse, auch im Vergleich zu früheren Krisen im Bankensektor?

Die Regulatoren und die Zentralbank sind im Vergleich zur letzten Finanzkrise sehr proaktiv und schnell in ihren Prozessen. Sowohl in den USA wie auch in der Schweiz dauerte es nur wenige Tage, bis die Risiken eingegrenzt waren. Die jetzt über das Wochenende konzertiert zur Verfügung gestellte Liquidität der Notenbanken spricht ebenfalls für einen breiten Konsens zur Stützung. Im Unterschied zu früheren Krisen im Bankensektor ist das Thema Refinanzierung ein relativ transparentes, anders als bei der Mutmaßung über die Qualität der Assets auf der Bilanz wie in der letzten Finanzkrise. Dies sollte dazu führen, dass die Probleme, die bei einzelnen Instituten bestehen, sehr effektiv angegangen werden können und die Probleme so begrenzbar bleiben.

Was kommt auf den Bankensektor zu?

Das Marktumfeld hat sich für alle Institute verändert: Liquidität ist kostbarer geworden, was voraussichtlich zu strengeren Kriterien bei Krediten bzw. teureren Refinanzierungen führt und dies wiederum zu geringerem Kreditwachstum. Die Refinanzierung der Banken selbst wird teurer werden mit der Weitergabe der Zinssteigerungen an die Einlagekunden (das sog. Deposit-Beta). Die erwartete Zinskurve der Zentralbanken (FED/EZB) ist deutlich zurückgekommen, was das zukünftige Wachstum des Zinsergebnisses bremsen wird. Mit den strafferen Kreditvergabestandards erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit einer Rezession und damit für Kreditausfälle in der Zukunft. Es verschlechtern sich somit die Gewinnaussichten im Sektor, eine Ausfallwelle zeichnet sich jedoch nicht ab.
 

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