Raiffeisen Capital Management "newsflash" März 2023
In den letzten Tagen sind drei US-Banken, darunter das einstmals sechzehnt größte Bankhaus der USA, Pleite gegangen oder haben freiwillig bzw. zwangsweise den Geschäftsbetrieb eingestellt. Das hat zu dramatischen, teils rekordverdächtigen Kursbewegungen bei den Aktien etlicher US-Banken sowie auf den Staatsanleihemärkten geführt. Die Ereignisse und die Marktbewegungen weckten unwillkürlich Erinnerungen an die globale Finanzkrise 2008/2009.
Notenbank und Behörden in den USA reagieren rasch
Bereits vor der gestrigen Börseneröffnung wurden die US-Notenbank sowie die US-Einlagensicherung (FDIC) auf den Plan gerufen. Die US-Währungshüter stellen Banken nun unter bestimmten Bedingungen zusätzliche Liquidität bereit und die Einlagensicherung für Spareinlagen wurde vorsorglich ausgeweitet, um ein panikartiges Abziehen von Kundengeldern zu verhindern.
Extreme Kursbewegungen bei US-Staatsanleihen
Trotz dieser Maßnahmen crashten die Aktien mehrerer US-Regionalbanken, da Investor:innen Angst davor haben, dass sie bei einer größeren Kapitalflucht in Finanzprobleme kommen könnten. Zugleich erlebten kurzlaufende US-Staatsanleihen (Laufzeit von zwei Jahren) einen der größten Kurssprünge ihrer Geschichte. Noch unlängst erwartete Zinsanhebungen der US-Notenbank wurden ausgepreist, sowie Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte eingepreist.
Zinsanhebungen infrage gestellt
Offenbar glauben derzeit viele, dass die nun aufgeflammten Probleme bei einigen Banken dazu führen werden, dass die US-Notenbank weniger aggressiv agiert. Das Thema Inflation – seit Monaten dominierend auf den Anleihemärkten – trat in den letzten Tagen darüber völlig in den Hintergrund. Ähnliche, starke Renditebewegungen gab es auch in der Eurozone. In Europa gerieten Aktien und Anleihen von Banken ebenso unter Druck, allerdings in weit geringerem Ausmaß als in den USA.
Raiffeisen-Fonds nicht exponiert zu US-Pleitebanken
Die Publikumsfonds der Raiffeisen KAG waren und sind in den betroffenen US-Banken nicht investiert, weder bei Anleihen noch bei Aktien. Selbstverständlich gibt es aber Investments in größere, systemrelevante Banken und Finanzdienstleister, allerdings in zumeist unterdurchschnittlichem Ausmaß (verglichen mit dem Gesamtmarkt). Anleiheseitig war das Fondsmanagement mit einigen Strategien auf steigende Staatsanleihekurse positioniert. Die starken Kursanstiege bei Staatsanleihen in den USA und der Eurozone wurden gestern dazu genutzt, Gewinne in diesen Positionen zu realisieren.
Ausweitung der Krise derzeit unwahrscheinlich
Das Fondsmanagement der Raiffeisen KAG sieht aktuell keine verbreiteten Probleme im US-Bankensystem, sondern betrachtet die Schwierigkeiten sehr stark als Einzelfälle, sowie als Probleme einzelner Banken und ihrer individuellen Geschäftsmodelle und ihres Risikomanagements. Speziell bei der Silicon Valley Bank scheint in erster Linie ein eklatantes Missmanagement von Zins- und Liquiditätsrisiken vorzuliegen, weniger ein systemisches Problem, das den gesamten Bankensektor betrifft.
Natürlich ist ein Übergreifen auf weitere Banken prinzipiell immer möglich, sofern es zu einem „Run auf die Banken“ kommt, das heißt, dass Spareinlagen in großem Umfang abgezogen werden. Dafür gibt es aktuell aber wenig Anlass. Die öffentlichkeitswirksam angekündigten Maßnahmen zur Sicherung der Spareinlagen sollten ausreichen, um etwaige Panikreaktionen vorzubeugen. Zu betonen ist hier auch, dass die pleitegegangene Silicon Valley Bank (SVB) vor allem Einlagen von Unternehmen hielt und nur zu einem geringen Prozentsatz Sparguthaben von Privatanleger:innen. Letztere tendieren erfahrungsgemäß weniger schnell zum Abziehen ihrer Gelder. Die meisten US-Banken, die Gegenstand von Spekulationen über Liquiditätsengpässe waren bzw. sind, haben eine deutlich größere Einlagenbasis im Privatkundenbereich als die SVB. Hinzu kommt die zusätzliche Liquiditätshilfe durch die US-Notenbank.
Höhere Zinsen für Sparer?
Gut vorstellbar ist allerdings, dass viele Banken nun ihre Sparzinsen anheben, um Kundengelder zu halten bzw. anzuziehen und damit etwas weniger Gewinne erwirtschaften werden, als noch vor kurzem erwartet. Diese leicht reduzierten Gewinnerwartungen stehen allerdings in keinem Verhältnis zu den Kurseinbrüchen von 50 % und mehr, die etliche US-Regionalbanken in den letzten Tagen erlitten haben.
Marktreaktionen scheinen überzogen
In Bezug auf die Geldpolitik in den USA und der Eurozone scheinen die Marktreaktionen der letzten Tage etwas überzogen. Die US-Notenbank hat ihre Unterstützungen bislang so strukturiert, dass sie den in Schieflage geratenen Banken helfen kann, ohne damit ihre Geldpolitik zu konterkarieren. Solange es bei einigen isolierten Bankenpleiten bleibt, dürften die Vorfälle relativ geringe Auswirkungen auf die US-Geldpolitik haben. Der künftige Pfad für die Leitzinsentwicklung könnte sich durch die jüngsten Ereignisse aber schon etwas verändern. Das gilt auch für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, wobei in der Eurozone derzeit keine akuten Bankenrisiken auszumachen sind, die ein Eingreifen der Notenbank oder geldpolitische Reaktionen erfordern würden.
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Dies ist eine Marketingmitteilung.