„Asien: Die Witterung schlägt um“

Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 26.07.2024

Die Aussicht auf sinkende US-Zinsen und die steigende Nachfrage nach Halbleitern und Elektronikgütern insgesamt sind derzeit wichtige Stützen für bestimmte Bereiche der asiatischen Wirtschaft sowie für viele lokale Aktienmärkte. Unsere Erwartung, die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) werde die Zinsen zwar in der kommenden Woche noch unverändert lassen, aber die Verlangsamung der US-Inflation zur Kenntnis nehmen, was Zinssenkungen im Spätsommer ermöglichen könnte, passt durchaus in dieses Bild.

Im US-Präsidentschaftswahlkampf bleibt es stürmisch. Deshalb wollen wir uns einmal mit der Frage befassen, was eine Wiederwahl des ehemaligen Präsidenten Donald Trump für Anleger an den asiatischen Märkten bedeuten könnte und in welchem Umfang die entsprechenden Risiken bereits eingepreist sind.

Unseres Erachtens dürfte sich ein solches Ergebnis vor allem auf die Leistungsbilanzsalden sowie auf die Kapital- und Finanzverkehrsbilanzen der asiatischen Volkswirtschaften auswirken:

(1) Leistungsbilanzsalden: Trump hat lang und breit erklärt, dass er die USImportzölle für Güter aus China auf 60% anheben will. Dies wäre ein weiterer Schlag für den bilateralen Handel zwischen den USA und China sowie für asiatische Exporteure von Vorprodukten nach China. Wenn außerdem noch Zölle in Höhe von 10% auf alle US-Importe erhoben werden, dürften die Effekte auf den Handel mit Asien netto wohl noch stärker ausfallen. Exportorientierte asiatische Länder wie Korea, Taiwan, Singapur und Malaysia dürften mit einer sinkenden Importnachfrage aus den USA konfrontiert sein – und das hat Auswirkungen auf die Exporte und die Unternehmensgewinne.

(2) Kapital- und Finanzverkehrsbilanz:

(a) Direktinvestitionen: Wenn Trump wiedergewählt wird, könnte die Wertschöpfungskette in Asien beschleunigt umgestaltet werden. Das bedeutet, dass die ausländischen Nettodirektinvestitionen in China geringer ausfallen würden. Länder, die bisher schon von diesem Trend profitiert haben, könnten noch größeren Nutzen daraus ziehen – allerdings nur dann, wenn die USA ihre Importe aus Ländern, die einen hohen Anteil von chinesischen Vorprodukten verarbeiten (wie z. B. Vietnam oder Mexiko) nicht einschränken. Wenn die Handelssanktionen auch auf diese Exportrouten ausgeweitet werden, könnte die Marktstimmung in Mitleidenschaft gezogen werden.

(b) Portfolioinvestitionen: Die Auswirkungen für Anleger in Asien dürften sich über zwei Kanäle bemerkbar machen. Erstens ist mit direkten negativen Effekten zu rechnen, wenn die Aktienbewertungen an die neuen Aussichten – geringeres Handelsvolumen und damit langsameres Gewinnwachstum – angepasst werden; zweitens könnte auch die US-Geldpolitik beeinflusst werden, weil sich die Inflation wegen der Auswirkungen höherer Zölle auf die Binnenwirtschaft jedenfalls vorübergehend beschleunigen dürfte, was den Zinssenkungsspielraum der Fed einschränken sollte. Es wäre allerdings durchaus auch möglich, dass die Fed unter Lockerungsdruck gerät. Insgesamt dürften die asiatischen Zentralbanken in einer solchen Situation die monetären Bedingungen nicht lockern, was dämpfend auf die lokalen Fixed IncomeMärkte wirken sollte.

(c) Wechselkurse und Einlagen: Trump hat niedrigere USZinsen und einen schwächeren US-Dollar versprochen. Das steht im Widerspruch zu seiner Absicht, die US-Zölle kräftig anzuheben. Dies spricht für anhaltend hohe Zinsen in Asien, was das Nachfragewachstum dämpfen sollte. Asiatische Währungen könnten unter Druck bleiben, was die politischen Beziehungen beeinträchtigen könne, wenn die neue US-Regierung einen schwächeren US-Dollar anstrebt.

Wir wissen noch nicht, wie die US-Wahlen ausgehen. Aber wir behalten genau im Blick, wie die bisher günstige Witterung für Anleger in Asien umschlagen könnte.

Die Woche voraus

In der nächsten Woche dürften die Sitzung der US-Federal Reserve, die US-Arbeitsmarktdaten und die Einkaufsmanagerindizes für China im Mittelpunkt stehen.

Am Dienstag werden im Euroraum die Stimmungsindizes für Juli sowie die zweite Schätzung der Wachstumsdaten für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal veröffentlicht. Das US-Verbrauchervertrauen könnte sich abschwächen.

Am Mittwoch trifft die Fed eine Zinsentscheidung; der Markt rechnet mit unveränderten Leitzinsen von 5,5%. Allerdings wird die Fed in ihrem Kommentar wahrscheinlich auf die günstigeren Inflationsdaten eingehen. Die Bank of Japan wird ebenfalls über das Leitzinsniveau entscheiden, und dort halten tatsächlich einige Beobachter eine Zinserhöhung für möglich. Wendet man den Blick einmal von den USA ab, so stehen in China die offiziellen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und im Euroraum die Gesamt- und Kernraten der Verbraucherpreisinflation auf dem Kalender.

Am Donnerstag wird in China der CaixinEinkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe für Juli bekanntgegeben, und im Euroraum gibt es die Arbeitslosenzahlen für Juni. In den USA werden die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung und der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe für Juli veröffentlicht.

Am Freitag stehen in den USA die Beschäftigungszahlen für Juli an. Der Markt rechnet damit, dass die Beschäftigung außerhalb des Agrarsektors um 175.000 ansteigt (Juni: 206.000) und dass die Arbeitslosenquote unverändert bei 4,1% verharrt. Außerdem werden die durchschnittlichen US-Stundenlöhne für Juli und die Auftragseingänge in der Industrie im Juni veröffentlicht.

Bleiben Sie wetterfest – auch bei etwaigen weiteren politischen Witterungsumschwüngen!

Christiaan Tuntono
Senior Economist, Asia Pacific
 

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