OVID Artikel vom 14.05.2022
Rund 48 Infrastruktur-Aktienfonds und immerhin 36 für die Region Asien-Pazifik finden sich in Fondsdatenbanken. Kombiniert man beides, bleiben nur zwei Fonds übrig. Aber warum sollte man ausgerechnet in asiatische Infrastrukturaktien investieren? Grundsätzlich böten sich Infrastrukturanlagen überall an, räumt Rainer Fritzsche ein, Geschäftsführender Gesellschafter von Ovid Partner, einem der zwei Anbieter. In den USA und auch in Europa sei der Erneuerungsbedarf sehr groß. ,,Aber Asien ist nicht nur der Motor der Weltwirtschaft und verfügt über die nötigen Rohstoffe sowie eine günstige Demographie, wenn man von China absieht. Vor allem aber ist die Freihandels zone RCEP mit 15 Nationen von China bis Australien die größte der Welt." Aktuell sei Asien zudem angesichts des Ukrainekrieges und des Konflikts des Westens mit Russland so etwas wie ein vergleichsweise sicherer Hafen. Allerdings ist die Ukraine mit einem Marktanteil von deutlich mehr als 50 Prozent etwa der größte Erzeuger von Neon. Eine verringerte Produktion könnte den Chipmangel verschärfen, sagte jüngst Portfoliomanager Christoph Schmidbauer. Die mangelnde Distanzierung Chinas vom russischen Feldzug mehre zudem die Furcht vor weiteren Finanzsanktionen gegen Unternehmen des Landes. Indes müsse man klar sehen, dass es sich um einen Asien-Pazifik-Fonds handele und nicht um einen China-Fonds, betont Fritzsche, auch wenn Ende März Aktien, deren wirtschaftliches Risiko an China hängt, im Portfolio der größte Block waren und immerhin 24 Prozent ausmachten. Den politischen Risiken gerade mit Bezug auf China versucht man dadurch auszuweichen, dass man sich auf Unternehmen konzentriert, die ihr Geld im Binnenmarkt verdienen und deren Aktien in China notiert sind. Zudem seien Aktien immer noch liquide Anlagen, sagt Fritzsche, und man sei nicht direkt in Projekten mit langer Amortisationsdauer investiert. ,,China braucht den Westen", ist Fritzsche überzeugt. ,,Das Land wird daher so lange wie möglich offen bleiben." Und in Indien tue sich ja auch viel. Dort engagierten sich indische Unternehmen immer öfter in Infrastrukturprojekten. Reliance etwa, vor allem bekannt durch Petrochemie und Textilien, gab vor etwa einem Jahr Pläne zur Errichtung einer „smarten" Megacity in der Nähe von Mumbai bekannt- und greift damit ältere Pläne von Reliance-Gründer Dhirubhai Ambani auf, der solche schon in den frühen Achtzigerjahren vorgestellt haben soll. Erste Umsetzungsschritte sollen schon 2005 angegangen worden sein. Der Anteilswert des vor gut einem Jahr aufgelegten Ovid-Fonds ist seitdem um rund 3 Prozent gestiegen, in den vergangenen drei Monaten stand ein Plus von 2,5 Prozent zu Buche. Das ist insofern nicht schlecht, als der Fonds damit zum besten Siebtel der Aktienfonds in Deutschland in diesem Zeitraum gehört. Zudem schnitt er besser ab als der Asia-Infrastructure Fonds der österreichischen Erste Asset Management, der in diesem Zeitraum ein ebenso hohes Minus einfuhr. Zudem seien Infrastrukturaktien nach den Worten Schmidbauers auch als Anleiheersatz zu sehen. 70 Prozent der Erlöse der Unternehmen seien an die Inflation gekoppelt und unter den übrigen viele Monopolisten, die über große Spielräume in der Preisgestaltung verfügten. Auf der anderen Seite sind solche Unternehmen allerdings oft politischem Druck ausgesetzt, der in Zeiten hoher Inflation ihre Spielräume begrenzen kann.
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